
„…unsere Bildungsanstalten“
Unsere Bildungsanstalten sind, ohne über deren (un)mögliche Zukunft zu illusionieren, vor allem eins, Teil der jeweils geltenden Herrschafts- und Machtstrukturen.
Das war immer schon so, wie deren Entwicklung, Geschichte und viele Individualgeschichten zeigen: Wer gehörte dazu, wer nicht, und warum, was war die Leistung, welche Leistungen wurden ermöglicht und welchen entgegengewirkt? Universitäten zum Beispiel werden von den Herrschenden bezahlt und beauftragt, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen, und mehr oder wenig direkt gesteuert um das zu liefern, wofür sie bezahlt werden. Unabhängigkeit ist unverbindlich, Lehre und Forschung sind so frei, wie es gerade passt, und die hochgepriesene Bologna-Autonomie ist genau sein Gegenteil. Universitäten sind und waren nie autonom, dafür sind sie doch zu wichtig, zu teuer, im idealen Fall auch zu gefährlich. Funktionieren sie nicht, wie sie sollten, werden sie geschlossen, abgewickelt, sprich: nicht bezahlt. Fundamentale Änderungen in diesen Prämissen gelten bei Systemlingen[1] nicht oder selten als wünschenswert, und wenn doch, dann werden sie nicht umsetzbar sein. Besondere Ketzer, die sich innerhalb des Systems aufhalten mögen, werden behindert, verfolgt und ausgesondert, wenn schlechte Zeiten, wie die heutigen, dies erfordern. Dies gilt im kapitalistischen Herrschaftssystem, unabhängig davon ob die Regierungsform kakistokratisch, demokratisch, autokratisch, oligarchisch oder diktatorisch ist, oder eine Mischform annimmt, wie in „unserer Demokratie“.
Eine wichtige Aufgabe der neuzeitlich bürgerlichen Universität war es, loyale und fähige Beamte für die Administration und Verwaltung, für die liberalen Berufe, vielleicht auch für den Mittelstand zu produzieren. Daher der ersehnte Doktortitel, der in diesen Gründerzeiten für die gesellschaftliche Beweglichkeit von Bedeutung war, aber nie primär etwas über wirklich herausragende wissenschaftliche Leistung oder Befähigung aussagte. Der Doktor war und ist die Auszeichnung für eine erbrachten und gezeigten Wille zur Anpassung mit der dafür nötigen Zahn- und Rücksichtslosigkeit (die sich in der jüngeren Zeit häufenden Plagiatsfälle sind sicherlich nicht rein zufällig). Die Gründerzeituniversität möge sich gegenüber der heutigen Massenuniversität unterschieden haben, nämlich tatsächlich fähige Stützen der Gesellschaft produziert zu haben. Statt Erkenntnis mindestens Kenntnis und Können. In der modernen Universität hingegen scheint der Schwerpunkt noch mehr, auch bedingt durch die nun vorhandenen, begrenzten intellektuellen Ressourcen, auf politischer und systemischer Loyalität zu liegen, auch wenn dieses gekonnt verschleiert und verdreht wird. Genauer gesagt hat die moderne Universität folgende Rollen: Erstens, einen hohen Akademisierungsgrad zu erreichen (ein unhinterfragtes OECD Dogma), sprich eine junge Generation von der Straße fernzuhalten, wodurch auch ein ideologischer Zugriff für Indoktrination gewährleistet wird. Zweitens, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Elite und ein fester Glaube an einen vorrangig politisch nutzbaren, einfachen und einfältigen Wissenschaftsbegriff (wie „die Wissenschaft“) zu installieren, um damit Dissens zu unterbinden und über die tatsächliche Prekarisierung und die eigene wenig glamouröse Rolle im Staat hinwegzutäuschen.
Die geförderte Wissenschaft ist vor allem messbar (und kontrollierbar) durch Anzahl an Publikationen, Anzahl an Zitationen (siehe TKP Wissenschaftliche Sozial-kreditsysteme), Höhe der eingeworbenen Drittmittel, Anzahl und Prestige von lächerlichen Preisen, die sich das System mit zunehmender Geschwindigkeit selbst verleiht – von „Wissenschaftler des Jahres“ bis hin zu den ehrfurchterzeugenden Nobelpreisen. Die neuen Methoden sind Studien und Simulationen, erstere oft von erstaunlicher Voreingenommenheit, zweitere oft ohne Aussagekraft, weil über Mechanismen und Ausgangsvoraussetzungen in Wirklichkeit nichts bekannt oder verstanden ist; beide oft handwerklich schlecht. Im kommerzialisierten Wissenschaftssystem kann jedoch alles, was ausreichend konform ist und/oder bezahlt wird, publiziert werden (mit dem geforderten Gütesiegel: Begutachtet!). Theoria und Techne – Wissen und Können – gibt es in erster Linie nur in den Festreden und Manifesten, und selbst qualitätsvolle Lehre, die natürlich nicht gleich Bildung ist, aber trotzdem dazu gehört, spielt in Wirklichkeit eine untergeordnete Rolle. Diese Metriken, die mit Wissenschaft so wenig zu tun haben wie Konsens und Anpassung, fördern und streicheln die Eitelkeit der Protagonisten und binden diese auf subtile Weise ans System (ein eitler Mensch lässt sich leicht steuern). Angezüchtet und antrainiert wird Autoritätshörigkeit und, wie zu befürchten ist, eine grundlegend unwissenschaftliche Geisteshaltung: Leichtgläubig, nicht skeptisch, nicht hinterfragend, nicht nachprüfend, nicht verstehend, weil nie mit ernsthaften Problemen konfrontiert, die nicht eine Lösung innerhalb des (Drittmittel-geförderten) Projektes in Form einer begutachteten Publikation haben. Dies möge nie großartig anders gewesen sein, nur die Unverblümtheit und Selbstverständlichkeit womit offensichtlich idiotische Agenden (mit den zu jedem passenden Maßnahmen, die nie hinterfragt werden dürfen) platziert und massiv vorangetrieben werden, fallen auf: Pandemien (die es so nicht gab, womit alle sogenannten Maßnahmen für nichts waren, außer für die Einübung des Ausnahmezustands, die Vorantreibung des Digitalismus und die Etablierung der mRNA-Technologie), allein-durch-CO2-verursachtem Klimawandel (wofür es Konsens statt Evidenz gibt, aber viel Geld zu verdienen ist), Geopolitische Einfältigkeit, Genderpolitik, Nachhaltigkeit, die 17 UNO SDGs und in allerkrassestem Widerspruch dazu die Möglichkeit des Krieges, nicht dekarbonisert und nachhaltig nur im Sinne von „Forever War“.
[1]Das Wort wird nicht abwertend, sondern feststellend verwendet: Personen, die mit den Gegebenheiten und die von oben vorgegebener Richtung allgemein gut und vorteilhaft leben können und das notwendige Spiel beherrschen, unabhängig davon, ob sie die strukturellen Gegebenheiten durchschauen oder nicht, und vorrangig solche, die vom System selbst gezeugt werden. Ein Quereinstieg wird, ohne die erforderten Kennzahlen, die sich nur im System erwerben lassen, zunehmend unmöglich.
Bild „Bukarest- Familie Schmidt, Kinder an der Schulbank – LABW – Staatsarchiv Freiburg W 134 Nr. 034105a“ by Willy Pragher is licensed under CC BY 4.0.
Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder.
Dr. Jesper Larsson Träff, geboren 1961 in Kopenhagen, ist Professor für Informatik (Paralleles Rechnen) in Wien. Die hier geäußerten Meinungen und Analysen sind rein privat und stehen in keinem Zusammenhang zu der TU Wien.
TOP. Genau erkannt, präzise beschrieben ‼️Staatlich organisierte Bildung ist eine Kaderschmiede für höriges Agitieren einer von den Regierungen selbst geformten Pseudo-Elite, die staatliche Propaganda bei Heranwachsenden implementieren soll.
Promoviert wird beim Parteikumpel, habilitiert beim zurechtgenudgten UNI- Chef…😂
Wird „die erwünschte Botschaft“ staatskonform erfolgreich lanciert, gibtˋs P R E I S E….und ein Bundesverdienstkreuz…. An ihren Belobigungen und ihrer Stellung erkennst Du den Grad der Mitwirkung der einzelnen Mitläufer….an all den schönen Dingen….😁🥂