
Wintermund und der Stille Graben: Corona-Aufarbeitung ohne Gnade
Die Corona-Jahre haben die Welt nachhaltig verändert, doch literarische Aufarbeitung findet man kaum. Richard W. Barthelmes Roman ist eine der wenigen, dafür aber umso intensiveren Ausnahmen.
Zwei Rentner, Alexander von Löwstein und Jan-Josef Reichard, entdecken spät noch einmal die Liebe und das Leben. Gleichzeitig erleben sie zwischen 2019 und 2024 den schleichenden Verlust dessen, was sie bisher für selbstverständliche Demokratie und Sicherheit gehalten hatten. Aus dem scheinbaren Rechtsstaat wird ein repressiv-autoritärer Apparat; aus Nachbarn werden Denunzianten.
Barthelme taucht tief ein in die damalige Welt der „Ungeimpften“ – jener Menschen, die plötzlich ausgestoßen, beruflich ruiniert, familiär zerrissen wurden. Er zeigt, wie aus Schweigen Gräben werden und wie auf der vermeintlich „falschen“ Seite des Grabens neue Kreativität, Solidarität und sogar große Liebschaften entstehen.
Die politische Kritik ist messerscharf und hervorragend recherchiert. Wenn Reichard die „Corona-Hysterie, geschürt von Politik, Medien und wie Pilze aus dem Boden schießenden Experten mit logik- und evidenzbefreiten Theorien“ anklagt, klingt das nicht nach Roman, sondern nach Protokoll. Auch die Migrationskrise, die Realitätsferne der Politik und das, was der Roman eine „linksgrüne Gutmenschen-Diktatur“ nennt, werden schonungslos seziert.
Brücken über den Graben baut das Buch keine. Es bleibt konsequent auf einer Seite. Genau das macht seine Stärke und seine Grenze zugleich aus. Sucharit Bhakdi, der im Roman einen Kurzauftritt hat, formuliert es so: „Vielleicht kann ja die Romanform ein Nachdenken bei den Menschen bewirken, die wir mit Sachbüchern nicht erreichen.“ Wer wissen will, wie sich diese Jahre für die sogenannten Verweigerer angefühlt haben, bekommt hier ein erschreckend authentisches Psychogramm – und mancher Konformist würde sich erschrecken. Wenn er die Kraft hat, sich aufrichtig darauf einzulassen.
Sprachlich ist Barthelme einer, der sein Handwerk bestens versteht. Manchmal philosophisch-poetisch wie ein sehr weltlicher Paulo Coelho, manchmal zornig-empathisch wie ein Houellebecq mit Herz. Er kann Bilder bauen, die hängenbleiben, und Gefühle vermitteln, die wehtun.
Dabei will er stellenweise aber auch zu viel. Nebenhandlungen über Migration, Klimapolitik, Medienmanipulation, Zufall, Altern und Sterben sind allesamt spannend und provokant, bremsen aber die Haupterzählung aus. Manche Figuren bleiben Skizzen, manche Motive verlieren sich. Weniger hätte hier mehr Wucht erzeugt.
Trotzdem: Barthelme drückt fest auf die seelischen und gesellschaftlichen Narben, die in den letzten Jahren in Deutschland entstanden sind. Es ist ein mutiges Buch, das es niemals (oder erst in einem anderen Deutschland) in eine Spiegel-Rezension oder zu einem Buchpreis schaffen wird – zu brisant ist der Inhalt. Ein sprachlich wuchtiges Werk und ein wichtiges Zeitdokument.
Richard W. Barthelme: Wintermund und der Stille Graben. 2024.
Bild TKP
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Studie bestätigt: Geimpfte können Impfung auf ungeimpften Partner übertragen
Wichtigste Klimastudie 2024 jetzt zurückgezogen
Einer, der sich NICHT impfen ließ, was Millionen Bürger bereits Jahrzehntelang vorher praktizierten, war plötzlich r e c h t s r a d i k a l…..???
Impfen war plötzlich Politik ! 😳…….und aus den RKI-Files wissen wir, daß sich politische Macht selbst über die Vorschläge der eigenen staatlichen Gesundheitsbehörden hinwegsetzte…..
Es ist nicht d a s Böse, was wir fürchten müssen….es sind ALL DIEJENIGEN, die dem Bösen zur Macht verhelfen.
@ Thomas Oysmüller – Herzlichen Dank für den Hinweis auf Richard W. Barthelmes Roman „Wintermund und der Stille Graben“!
Ergänzend ein gelegenheitsbezogener, journy-qualitäts-bewertender Vergleich:
„Melbourne – Nach dem Wirbel um den Interview-Boykott des serbischen Tennisstars Novak Djokovic hat es eine Entschuldigung gegeben. „Ich kann Novak nur sagen, dass ich mich entschuldige, falls er sich nicht respektvoll behandelt gefühlt hat“, sagte der australische TV-Reporter Tony Jones in einem von Channel 9 ausgestrahlten Interview“.
In der Zeit, als sich Tennisspieler und andere Sportler Impfzertifikate erkauft hatten, blieb gerade der größte noch aktive Tennisspieler offen ungeimpft. Novak Djokovic nahm mediale Verfolgung und sportlichen Ausschluss auf sich, blieb aber klar bei seiner höchst logischen Haltung: Er braucht keine Impfung gegen Covid.
Die Verfolgung gipfelte im Jänner 2022 in Australien, als er das Turnier verpasste, als Ungeimpfter festgenommen und aus Australien abgeschoben worden war. Die mediale Hetze war massiv. Beispiel Piers Morgan: Er nannte Djokovic einen „Lügner“ und „Betrüger“, der die Regeln umgehe und ein schlechtes Vorbild für die Gesellschaft sei. Morgan hingegen sei ein Verteidiger der öffentlichen Gesundheit. Auf seinem Podcast „Piers Morgan Uncensored“ verstärkte er seine Kritik nach dem Ausschluss des Spielers.
Fast vier Jahre später, im November 2025, kam es zu einem Exklusivinterview zwischen Morgan und Djokovic. Da sagte Morgan: „Ich möchte mit einer Entschuldigung beginnen. Ich war während des COVID-Skandals sehr verurteilend dir gegenüber.“ Er entschuldigte sich explizit dafür, Djokovic als Lügner und Betrüger bezeichnet zu haben. Morgan gab zu, dass die Debatte um Impfungen komplexer sei, als er es damals dargestellt hatte, und lobte Djokovics Standhaftigkeit.
Fazit:
tkp / Thomas Oysmüller: 1
APA (= paste copy Standard-Hochqualitäts-Journalismus-Darsteller): 0
Bitte – – – Danke