BSW zu mRNA: „Der Gesetzgeber hat seine Sorgfaltspflicht doppelt verletzt“

30. Oktober 2025von 7,3 Minuten Lesezeit

Der Professor für Patientensicherheit Matthias Schrappe ist einer der Experten für das BSW rund um das Thema Gesundheit. In einem Interview erklärt er ausführlich die neue Position der Partei zur mRNA-Behandlung. Das BSW fordert in einer jüngsten Positionierung einen Stopp der Behandlung. 

Warum unterstützt das BSW die Initiative kritischer Wissenschaftler und Ärzte für ein sofortiges Moratorium der mRNA-basierten Impfungen gegen SARS-CoV2? TKP hat berichtet.  In einem ausführlichen Interview, das man per Aussendung veröffentlicht hat, erklärt Matthias Schrappe die Position des BSW.

Prof. Dr. med. Matthias Schrappe erarbeitet in verschiedenen Teams innerhalb des BSW die gesundheitspolitischen Positionen der Partei. Mit Andrej Hunko leitet er den Expertenrat Corona, mit Prof. Dr. med. Jan-Peter Warnke den Expertenrat Gesundheit & Pflege. Im Interview spricht der Gesundheitsexperte und Publizist über die Gründe für die BSW-Forderung nach einem Moratorium für mRNA-Impfstoffe, eine doppelt verletzte Sorgfaltspflicht des Gesetzgebers und die beunruhigenden Aktivitäten der WHO zur internationalen Gesundheitsvorsorge.

Herr Schrappe, warum kommt die BSW-Forderung nach einem Corona m-RNA Impfmoratorium gerade jetzt?

Matthias Schrappe: Die Melderate von Corona-Infektionen steigt gerade etwas an, und die Impfempfehlungen werden lauter. Das BSW will sich gar nicht gegen Impfungen per se aussprechen, möchte aber höchste Sicherheit für die Geimpften verwirklichen. Gerade bei Corona sind schwerwiegende Fehler in der Planung der Impfkampagne gemacht worden. Viele Stimmen, auch in den USA durch den dortigen neuen Gesundheitsminister Kennedy, gehen undifferenziert vor, Impfungen werden ganz allgemein in Frage gestellt. Das BSW steht aber für eine differenzierte Linie.

Es geht dem BSW also nicht um eine grundsätzliche Impfskepsis?

Schrappe: Nein, überhaupt nicht. Wir wollen doch nicht auf die Impfungen gegen Kinderlähmung (Polio) oder Diphtherie verzichten, katastrophale Folgen wären zu erwarten. Aber es gibt bei Impfungen eben einige besondere Gesichtspunkte zu beachten. Erstens handelt es sich um einen medikamentösen Eingriff bei Gesunden, bei dem die Abwägung zwischen Nutzen und Risiken ganz besonders sorgfältig erfolgen muss.

Und zweitens?

Schrappe: Es gibt nun mal in einem Teil der Bevölkerung eine Skepsis gegenüber Impfungen. Man kann das gutheißen oder nicht, das spielt keine Rolle. Bürgerinnen und Bürger sind durch das Diktum der persönlichen Integrität geschützt, und das müssen wir achten, in jedem Fall. Eine Abwägung gegenüber Populations-Effekten kann vorgenommen werden, aber das individuelle Recht auf Unversehrtheit ist übergeordnet, es ist der Würde – so sehe ich es als Arzt – nach Art. 1 GG gleichzustellen, die körperliche Unversehrtheit ist zu wahren.

Was folgt daraus für eine Impfkampagne?

Schrappe: Zunächst ist eine Impfkampagne nicht mit der Verabreichung des Impfstoffes gleichzusetzen. Eine Impfkampagne ist weit mehr als „der Piks“, wie es bei Corona verharmlosend hieß. Eine solche Kampagne umfasst nämlich viele gesellschaftliche Entscheidungen, z.B. über die Reihenfolge, in der Personen geimpft werden, welche Anreize gesetzt werden, was mit Ungeimpften geschieht, welche Präparate und damit Pharma-Firmen berücksichtigt werden, wer die Kosten trägt, wer für Nebenwirkungen aufkommt. Und hier kann man überall auf der Welt unterschiedliche gesellschaftliche Reaktionen beobachten, seitdem es Impfungen gibt, die sehr oft kulturell gefärbt sind. Man kann sich natürlich aus naturwissenschaftlicher Sicht hinstellen und das alles als „Aberglauben“ bezeichnen, aber das ist kurzsichtig und zudem falsch: Realität ist das, was im Bewusstsein der Bevölkerung vorhanden ist, was „gedacht“ und „gefühlt“ wird. Die kulturelle, die körperbezogene Wahrnehmung in einer Bevölkerung ist kein Biochemie-Seminar.

Was bedeutet das für die Praxis?

Schrappe: Das heißt zunächst einmal hinhören und hinsehen. Wenn man – wie in Deutschland – eine Quote von 15 Prozent der Bevölkerung hat, die mehr oder weniger impfskeptisch eingestellt sind, dann ist es fraglich, ob man wirklich weiterkommt, wenn man diese als „Covidioten“ bezeichnet. Es ist sogar falsch, in dieser Situation von oben herab, dogmatisch, mit der naturwissenschaftlichen „Wahrheit“ zu kommen („diese Impfung ist nebenwirkungsfrei!“), vor allem, wenn sich diese mit der unmittelbaren Erfahrung (Thrombosen, Lungenembolien etc.) gar nicht so richtig in Übereinstimmung bringen lässt.

Wäre ein anderes Vorgehen besser gewesen?

Schrappe: Unbedingt! Nämlich Maßnahmen in den Mittelpunkt zu stellen, die Vertrauen aufbauen. Die Akzeptanz zu verbessern, Ängste zu verringern, das ist immer ein soziales Projekt, und zwar in dem Sinne, als dass es um die Wahrnehmung der Menschen geht, dass ihre Bedenken wahrgenommen werden.

Welche konkreten Maßnahmen haben gefehlt?

Schrappe: Das wichtigste Element, und das wird aus allen Empfehlungen der letzten Jahrzehnte zur Verbesserung der Patientensicherheit sehr klar, ist das offen kommunizierte Angebot einer niedrigschwelligen Meldung von Nebenwirkungen: „Ja, wir wollen die Nebenwirkungen kennenlernen, danke wenn Sie etwas melden!“ Und wenn es der leichteste Kopfschmerz ist – das zentrale Mittel, Vertrauen zur Impfung aufzubauen, liegt in der Möglichkeit der Geimpften, jederzeit und ohne Aufwand eine Beobachtung über mögliche Nebeneffekte mitzuteilen und zeitnah eine Reaktion zu erhalten, zumindest über den Empfang der Meldung. Das gleiche gilt übrigens auch für Ärzte, auch diese beteiligen sich gerne an der Erfassung von unerwünschten Effekten, und tun dies zu Zwecken des Erkenntnisgewinns besonders dann gerne, wenn keine zu großen Hürden vor einer Meldung aufgebaut werden.

Die Realität sah bei Corona völlig anders aus.

Schrappe: Geimpfte bekamen praktisch nie eine Rückmeldung, und für Ärzte sah der Meldevorgang quasi unüberwindbare Hürden (zeitlich und organisatorisch) vor. Kurzum: Die Meldung von Nebenwirkungen wurde als sozial unerwünschte Angelegenheit gebrandmarkt, und nicht – um aus Fehlern zu lernen – als gewünschten Beitrag zu höherer Sicherheit, wie wir es aus modernen Safety-Konzepten her kennen.

Würden Sie soweit gehen und dem Gesetzgeber bzw. den nachgeordneten Behörden eine Verletzung der Sorgfaltspflicht vorwerfen?

Schrappe: Ja, ganz ausdrücklich, und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen gehört die Erkenntnis über Nebenwirkungen zu den ureigensten Pflichten von Ärzten und den verantwortlichen Institutionen („nihil nocere“, nicht schaden, als oberstes Gebot). Zum anderen wird durch die ungenügend geplante Impfkampagne der sowieso in Deutschland unterentwickelte Bereich Public Health, also öffentliche Gesundheitsvorsorge, weiter beschädigt. Dem Prozess der Verbesserung der Gesundheitsversorgung durch präventive und bevölkerungsbezogene Maßnahmen ist ein Bärendienst erwiesen worden. Vertrauen ist, wie immer, sehr viel schneller zerstört als dass man es aufbauen kann.

Warum ist das BSW gegenüber den mRNA-Impfstoffen besonders kritisch?

Schrappe: Es handelt sich um eine neue Methode, deshalb ist besondere Vorsicht oberste Pflicht. Aber das ist nicht alles, sondern man hat den Eindruck, niemand – auch die zuständigen Behörden nicht – ist wirklich daran interessiert, etwas zur Wirksamkeit und vor allem zu den Nebenwirkungen der mRNA-Impfung gegen Corona hinzuzulernen. Dabei gibt es Meldungen – aber sie werden nicht ausgewertet. Es gibt Krankenkassen-Daten zu Diagnosen im zeitlichen Zusammenhang mit den mRNA-Impfungen. Aber auch diese werden nicht ausgewertet, nein, man negiert sogar aktiv einen möglichen Erkenntnisgewinn. Es ist die völlige Umkehr der eigentlich unumstößlichen Grundsätze ärztlichen Tuns. Immer wird gesagt, es seien alles nur Einzelfälle, und die Kausalität zur Impfung sei nicht zu beweisen. Dies ist fachlich ein unzutreffendes Argument. Man arbeitet in der Pharmakovigilanz und ganz allgemein in der Patientensicherheits-Praxis mit Einzelfällen also sog. Signale, die man dann zum Anlass nimmt, weiterzuschauen und Studien aufzulegen, um eine mögliche Kausalität im zweiten Schritt zu beweisen oder zu widerlegen. Das ist der Standard. Im Bereich Patientensicherheit haben wir dafür Meldesysteme angelegt.

Warum ist ein Moratorium überhaupt wichtig? Die Corona-Pandemie ist schließlich überwunden.

Schrappe: Ein Moratorium für die mRNA-Impfstoffe gegen Corona muss aus Gründen der Sorgfalt und des Bevölkerungsschutzes solange aufrechterhalten werden, bis die vorliegenden Daten vorurteilsfrei ausgewertet sind und man – falls Fragen auftauchen – mit zusätzlichen Anstrengungen Verdachtsfällen nachgegangen ist. Es gibt ja Corona-Impfstoffe, die nicht auf mRNA-Technik basieren, insofern tritt für den Fall, dass man Corona-Impfungen für indiziert hält, keine Unterversorgung ein.

Gibt es weitere Argumente für ein Moratorium?

Schrappe: Es sollte kein Präjudiz geschaffen werden für kommende Pandemien, bei denen nach den bisherigen Erkenntnissen aus der Corona-Epidemie zu befürchten ist, dass hier die gleichen Fehler wiederholt werden. Die Aktivitäten der WHO zur internationalen Gesundheitsvorsorge lassen hier nichts Gutes erwarten, wir können nur hoffen, dass durch eine gründliche Aufarbeitung der Corona-Zeit die fachlichen Standards zumindest in Deutschland wieder in Geltung versetzt werden. Wir wollen hoffen, dass der bekannte Satz, dass wir bei der Corona-Aufarbeitung zwar meinen, in die Vergangenheit zu schauen, in Wirklichkeit aber die Zukunft sehen, dass dieser Satz so bei uns nicht wahr wird.

Bild „BioNTech CORMINATY“ by rafl91 is licensed under CC BY-SA 2.0.

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3 Kommentare

  1. Dr. Rolf Lindner 30. Oktober 2025 um 23:53 Uhr - Antworten

    Hier fährt wohl ein Zug ab, auf den das BSW schnell noch aufspringt. Den Zug ins Rollen hat jedoch die AfD gebracht, konkret mit dem Fraktionsvorsitzenden der AfD im Brandenburger Landtag, Dr. Christoph Berndt, der als Heizer den von den Gengiftherstellern und – spritzeneinpeitschern bestgehassten Mann, Tom Lausen, als Heizer bestellt hat. Selbst, wenn man die im MWGFD vereinten gengiftkritischen Koryphäen als Coronaleugner abstempelt, hat doch Frau Keller-Stanislawski vom PEI im besagten Ausschuss die Katze aus dem Sack gelassen, indem sie zugab, dass schon am Anfang der Injektionskampagne die Nebenwrkungsmeldungen trotz Untererfassung zu Tausenden eintrudelten. Ein kleiner Bruchteil dieser Meldungen hätte zum sofortigen Abbruch der Injiziererei und zur Verhaftung der Giftmischer führen müssen.

  2. Sabine Schoenfelder 30. Oktober 2025 um 19:59 Uhr - Antworten

    Sorry, aber das ist wohl übelstes Bla-Bla-Bla. „Das BSW steht aber für eine differenzierte Linie“…….Ja, zur schlimmsten Coronazeit sorgte man sich, ob auch, total sozial, für alle genug Impfstoff bereit steht ! Damals war bereits k l a r, daß diese Plörre ungetestet und unwirksam ist ‼️
    Noch besser: “Realität ist das, was im Bewusstsein der Bevölkerung vorhanden ist, was „gedacht“ und „gefühlt“ wird.“
    Aha ! Als ob Karl Napf, der Durchschnittsbürger, eine AHNUNG von Impfungen hätte….😂
    Er fühlt GENAU DAS, was man ihm mit vielen Pharma-Milliarden ins Gehirn e i n t r i c h t e r t e…..Der Vortrag, eine einzige Heuchelei und viel zu spät !
    Schrappe, – der Name paßt. Hätte noch einen paßenden Reim darauf, an dem sich der Herr „halten“ kann, aber lassen wir das….ER macht keine Reklame für Sahra…

  3. Hausmann_Alexander 30. Oktober 2025 um 12:30 Uhr - Antworten

    Nach der Pathologiekonferenz
    mit Prof. Dr. A. Burkhardt u.a.
    hätte es meiner Meinung nach einen sofortigen Stopp der „Impfungen“ geben müssen und eine unabhängige Untersuchung
    hätte stattfand müssen.

    Auch sollten Ärzte Dunkelfeldmikroskope zur Verfügung gestellt werden.

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