1,7 Millionen tote ukrainische Soldaten?

20. August 2025von 2,7 Minuten Lesezeit

Russische Hackergruppen melden gestohlene sensible Dokumente, wonach die ukrainischen Verluste um ein Vielfaches höher sind als bisher angenommen.

Die Verluste am Schlachtfeld in der Ukraine sind ein militärisches Geheimnis. Weder die Ukraine noch Russland geben kaum offizielle Zahlen bekannt. Jeweils berichtet die eine Seite über die Verluste beim Feind. Russland spricht von massiven ukrainischen Verlusten, die Ukraine von massiven russischen Verlusten. Nun wollen russische Hacker sensibles Material der Ukraine geknackt haben, die Meldung ist nicht verifiziert und wirkt kaum glaubwürdig.

Der Hack wurde von bekannten russischen Hacker-Gruppen gemeldet. Demnach verfügen sie über Terabytes an sensiblem Material: vollständige Verlustregister, persönliche Daten des ukrainischen Kommandos für Spezialoperationen und Geheimdienste sowie Listen aller ausländischen Waffenlieferanten und der zwischen 2022 und 2025 gelieferten Waffen. Sie melden, dass die Ukraine mittlerweile 1.721.000 Soldaten verloren haben soll.

Die Aufschlüsselung soll lauten: 118.500 im Jahr 2022 405.400 im Jahr 2023 595.000 im Jahr 2024 621.000 im Jahr 2025 – das bisher stärkste Jahr. Jeder Datensatz soll Namen, Umstände und Orte des Todes oder Verschwindens, persönliche Angaben, Familienkontakte und Fotos enthalten.

Die Zahl weicht selbst von russischen Angaben massiv ab. Während Selenskyj im Dezember 2024 erklärt hatte, dass es 43.000 tote ukrainische Soldaten gebe (bei rund 370.000 Verletzten), was auch die NATO in etwa angibt, sprachen russische Quellen von 700.000 toten Soldaten oder sogar noch mehr. Die Ukraine gibt dagegen stets an, dass Russland die dreifachen Verluste im Vergleich zur ukrainischen Streitkraft hätte. Russland hatte das letzte Mal im September 2022 offizielle Zahlen veröffentlicht. Damals meldete man 5.847 tote Soldaten. Die Ukraine gibt mit Stand 17. August 2025 1.069.950 russische Soldaten als getötet an. US-Quellen sprechen von 250.000 toten russischen Soldaten. Donald Trump sprach zuletzt von „40.000 toten Ukrainern pro Monat“.

1,7 Millionen Verluste scheinen aber kaum glaubhaft. Vor dem Krieg hatte die ukrainische Armee eine Stärke von etwa 250.000. Seither hat man mobilisiert, das (Zwangs-)Rekrutierungsalter gesenkt und Frauen integriert. Dazu kommen Zehntausende (vielleicht Hundertausende) Söldner aus privaten Militärunternehmen wie Constellis (früher Blackwater). Schätzungen sprechen von einer militärischen Stärke von bis zu 2,5 Millionen der Ukraine.

Verluste von 1,7 Millionen würden dann bedeuten, dass rund 3/4 der im Dienst befindlichen Soldaten bereits am Schlachtfeld gestorben wären. Das scheint kaum glaubhaft. Niemals hätte eine Armee solche Verluste überstanden, ohne komplett zusammenzubrechen. Militärgeschichtlich wäre das beispiellos. Armeen verlieren typischerweise bei 30–50 % Gesamtverlusten (einschließlich Verletzter, Gefangener und Vermisster) ihre Kampffähigkeit.

Die Frage nach den Verlusten auf beiden Seiten führt mitten in den Informationskrieg, der auf beiden Seiten heftig geführt wird. So ist auch die neue Meldung russischer Hacker einzuschätzen. Man darf wohl davon ausgehen, dass die Verluste auf jeder Seite höher sind, als man offiziell zugibt. Frühere Hacks der Gruppen, die sich den Leak auf die Fahnen heften, sind bekannt. Trotzdem ist dieser spezifische Vorfall in keiner Weise verifiziert, offizielle Reaktionen gibt es dazu keine. Im Vergleich zu anderen Schätzungen wirken die Zahlen extrem übertrieben.

Im Netz ist man üblicherweise gespalten: pro-ukrainische Accounts sprechen von „Bullshit“ oder Propaganda, während pro-russische Nutzer an die Daten glauben. Die ukrainische Armee könnte diese Verluste allerdings nicht überstehen.


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9 Kommentare

  1. cwsuisse 22. August 2025 um 16:48 Uhr - Antworten

    Amerikanische Analysten und Kommentatoren sprechen seit einigen Wochen von 1,8 Mio. getöteten und schwer verwundeten ukrainischen Soldaten.

  2. Gabriele 21. August 2025 um 9:29 Uhr - Antworten

    Das eigentliche Fazit ist aber doch: Menschenleben sind all diesen Figuren einen Dreck wert. Sie sind nur statistische Parameter. Was sagt das über „die“ Menschheit? Damit sollte man sich befassen.

  3. oHenri 20. August 2025 um 21:42 Uhr - Antworten

    „Vor dem Krieg hatte die ukrainische Armee eine Stärke von etwa 250.000.“
    Diese Zahl ist mit Bestimmtheit falsch. Die Ukraine hatte das grösste stehende Heer in ganz Europa und umfasse etwa 1.2Mio Soldaten.
    Allerdings muss man beachten, dass nur etwa 30-40% davon aktive Frontsoldaten waren, der Rest war Logistik, Verwaltung, Führung – zumindest zu Beginn. jetzt schickt die Ukraine zunehmend alles an die Front, was noch lebt.
    Diese Zahlen habe ich von Simplicius, welcher m.Mng diesbezüglich eine seriöse Quelle ist.
    „Verluste“ sind übrigens eine unklare Terminologie, denn darunter fällt alles, was nicht mehr kämpft: KIA, MIA, verwundete, schwer verwundete, aber auch Desertionen Überläufer, Kapiturlationen.
    Ein Teil davon kann aber ggf zurück an die Front – und manche tun es auch.
    MediaZone überwacht per Satellit die Ausdehnung der ukrainischen Gräberfelder und deren Belegung, und kommt so auf um die 1.2 Mio KIA.
    Bei einer Ausgangsgrösse von 1,2Mio, etwa 1Mio Mobilisierte + Söldner und derzeit eine Belegung der Einheiten um die 30% — 1.2Mio KIA oder 1.7Mio Gesamtverlust würde durchaus passen.

    • Daisy 21. August 2025 um 4:26 Uhr - Antworten

      Ja, nach Gefangenenaustausch dürfen sie auch wieder weiterkämpfen. Viele sind aber dauerhaft desertiert und nicht nur in die EU geflüchtet, sondern auch nach Russland. Sie lassen ihre Txten auf den Schlachtfeldern liegen, damit sie nicht gezählt werden und die Angehörigen keine Entschädigung erhalten. Russland sammelt sie ein und bringt sie in Kühlhäuser. Immer wieder ersucht Russland die Ukraine, ihre Txten abzuholen.

      Es wird wohl so stehen: Russland ca. 1 Mio und Ukr. 2 Mio inkl. Söldner.

  4. Jurgen 20. August 2025 um 20:35 Uhr - Antworten

    Da würde ich so ganz und gar nicht widersprechen… wer auch den Military Summary Channel Dima auf DuTube regelmäßig verfolgt, kommt zu einem ähnlichen 7-stelligen Schluß, sei es vielleicht +- 25%, aber egal. Die Flaggenhersteller haben sicher mit blau/gelb schon ein Vermögen gemacht als gängigen Grabschmuck…

  5. cwsuisse 20. August 2025 um 20:14 Uhr - Antworten

    Zensur kannte ich schon. Neu ist, dass meine Kommentare in einem Medium unabhängig von dem Inhalt gar nicht mehr angezeigt werden.

  6. Jan 20. August 2025 um 15:39 Uhr - Antworten

    EU und Selensky müssen ihre Kriegsziele aufgeben, während Russland ihre erreicht hat. Das bedeutet, die EU hat den Krieg verloren. Kriegsverlierer müssen normalerweise zurücktreten. Das gilt für Merz und Leyen genauso wie für Selensky – und auch für Klingbeil.

    Es wird noch viel mehr Dreck an die Oberfläche gespült werden. Die Eltern der zwangsrekrutierten und gefallenen Soldaten werden fragen, ob der Leyen-Kurs die Toten wert war. Ob die Gelder es wert waren.

  7. therMOnukular 20. August 2025 um 15:03 Uhr - Antworten

    Lustige Zahlen – ich habe noch welche:

    Seit Dezember 2024 desertieren durchschnittlich 17-18.000 Ukrainer pro Monat.

    Diese Verluste muss man auch irgendwo statistisch „unterbringen“….

    • Varus 21. August 2025 um 13:45 Uhr - Antworten

      Insgesamt sollen es bisher um 400 Tsd. sein – wenn sie als vermisst gelten, muss man diese Zahl von 1,721 Millionen abziehen? Dann wäre es 1,3 Millionen – Russland meldete bereits vor Monaten eine Million Ukro-Verluste, also durchaus plausibel. Es heißt oft, die Ukro-Armee wurde 3-4mal mit Waffen aus dem Westen neu aufgebaut.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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