Die EU ist endlich auf den Eisberg geprallt

30. Juli 2025von 6,2 Minuten Lesezeit

Die Demütigung von Ursula von der Leyen am Sonntag in Schottland könnte der Moment gewesen sein, in dem die EU auf einen Eisberg geprallt ist, um die Analogie zur SS „Titanic“ zu verwenden. Das ist so offensichtlich und unbestreitbar, dass keine PR-Maßnahme das Fiasko vertuschen kann. Und es war nicht die einzige Demütigung für die Union in diesem Sommer.

Ein Hattrick an Eigentoren
Die EU hat bereits ein spektakuläres Eigentor in ihren Beziehungen zu China geschossen. Zunächst hielt es unsere Hohe Vertreterin für Außenpolitik, Kaja Kallas, für angebracht, ihr Treffen mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi Anfang dieses Monats zu nutzen, um ihm eine Lektion über die Werte der EU und Demokratie zu erteilen. Sie forderte China zunächst auf, sich der regelbasierten Ordnung zu unterwerfen, und bestand arrogant darauf, dass China die Militäroperation Russlands in der Ukraine verurteile, seine Unterstützung einstelle und seinen Einfluss geltend mache, um den Vormarsch Russlands nach Westen zu stoppen.

Kaja Kallas: unfähig, aber voller Russophobie.

Wang Yi antwortete, dass China Russland in dem Konflikt mit der Ukraine nicht unterstütze und dass es keinerlei Absicht habe, sich in diesen Konflikt einzumischen. Hätte China dies getan, so Yi, wäre der Konflikt bereits vorbei. Yi teilte Kallas jedoch auch mit, dass China nicht beabsichtige, Russland verlieren zu sehen, da die chinesische Führung der Ansicht sei, dass sich die „regelbasierte Ordnung“ im Falle einer Niederlage Russlands als nächstes gegen China richten würde. Angeblich sagten die Mitglieder der chinesischen Delegation bei diesem Treffen, sie hätten Wang Yi noch nie so wütend gesehen wie damals.

Fiasko beim EU-China-Gipfel

Die Euretards (ein neuer Begriff für EU-Spitzenpolitiker, der kürzlich in den sozialen Medien aufgetaucht ist) waren noch nicht fertig damit, sich selbst ein Eigentor zu schießen. Am Donnerstag, dem 24. Juli, kamen sie mit derselben Arroganz und Überheblichkeit zum 25. EU-China-Gipfel nach Peking. Der Gipfel, der eigentlich die 50-jährigen diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Seiten feiern sollte, verlief nicht gut und wurde auf Wunsch Chinas abrupt abgebrochen. Es war eine weitere Demütigung für Ursula von der Leyen und ihre Delegation.

Zunächst hob sie Chinas Beziehungen zu Russland als Hindernis für die künftigen Beziehungen zu Europa hervor und warnte, dass Pekings Haltung zum Ukraine-Krieg zum „entscheidenden Faktor“ in den Beziehungen zwischen der EU und China geworden sei. Von der Leyen sagte auch, dass die bilateralen Beziehungen „einen Wendepunkt erreicht haben“ und forderte China auf, „echte Lösungen vorzulegen“, wobei sie insbesondere auf das wachsende Handelsdefizit verwies, das im vergangenen Jahr 305,8 Milliarden Euro (360 Milliarden Dollar) erreichte. Sie behauptete, dass Chinas Offenheit nicht mit der Europas „gleichwertig“ sei und dass Peking unverhältnismäßig vom derzeitigen System profitiere.

Xi Jinping wollte davon nichts wissen und forderte die EU auf, „die Differenzen angemessen zu bewältigen“, wobei er betonte, dass „die aktuellen Herausforderungen, vor denen Europa steht, nicht von China ausgehen“. Tatsächlich sind sie auf den selbstverschuldeten Verlust der Wettbewerbsfähigkeit der EU zurückzuführen, der unter anderem auf die wachsende Bürokratie und die wahnwitzige Energiepolitik des Blocks zurückzuführen ist.

Fiasko zwischen der EU und Katar

Dieser letzte Punkt hätte beinahe die Beziehungen der EU zu Katar, einem ihrer wichtigsten Lieferanten von nicht-russischem Erdgas, zum Scheitern gebracht. Die Katarer, die fast 14 % des Erdgases der EU liefern, waren nämlich verärgert über die EU-Richtlinie zur Sorgfaltspflicht für Nachhaltigkeit in Unternehmen (CSDDD), die von in der EU tätigen Unternehmen verlangt, Menschenrechts- und Umweltprobleme in ihren Lieferketten aufzudecken und zu beheben.

In einem Schreiben vom 21. Mai schrieb der katarische Energieminister Saad al-Kaabi: „Einfach ausgedrückt: Wenn keine weiteren Änderungen an der CSDDD vorgenommen werden, haben der Staat Katar und QatarEnergy keine andere Wahl, als ernsthaft über alternative Märkte außerhalb der EU für unser Flüssigerdgas und andere Produkte nachzudenken, die ein stabileres und freundlicheres Geschäftsumfeld bieten.“

Dick und wütend

Tatsächlich sind die Probleme der EU letztlich auf die arrogante, intellektuell überforderte und kurzsichtige Führung des Blocks zurückzuführen, die sich als ebenso inkompetent wie starr an ideologische Ziele gebunden erwiesen hat. Langsam aber sicher haben sie es geschafft, die EU funktionsunfähig zu machen, nicht nur in Bezug auf ihre Diplomatie, sondern praktisch in jeder Hinsicht, einschließlich ihrer Wettbewerbsfähigkeit, ihrer militärischen Macht und ihres Wirtschaftswachstums.

Das Problem ist schon seit langem erkennbar. Der griechische Autor Dimitrios Konstantakopoulos charakterisierte die europäische Führung vor fast genau zehn Jahren (am 3. Juli 2015) wie folgt:

„Die europäischen Politiker von heute … sind ‚Reagenzglaspolitiker‘, die nicht aus bedeutenden politischen Kämpfen mit würdigen politischen Gegnern hervorgegangen sind, sondern durch die Manipulationen der starken Akteure des Finanzkapitalismus an die Macht gekommen sind, mit dem Ziel, die politische Elite des europäischen Kontinents zu kontrollieren. Sie sind eher Angestellte als Politiker. Außerdem ist ihr Programm nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Würden sie öffentlich diskutieren, was sie wirklich erreichen wollen, oder vielmehr, was die Banker, die sie eingesetzt haben, erreichen wollen, würden sogar die Steine in Europa gegen sie protestieren!

Die heutigen europäischen Politiker sind das Produkt einer ganz besonderen historischen Periode, die mit dem Zusammenbruch der europäischen Linken und ihrer Integration in den etablierten Status quo und insbesondere mit dem Zusammenbruch der UdSSR begann. Sie sind auch das Produkt jahrzehntelanger erfolgreicher „Filterung” der europäischen Politik und einer sehr erfolgreichen Strategie des „Entryismus” in die politischen Eliten … organisiert um einen „neoliberalen” bzw. „neokonservativen” Kern.

Athen, 3. Juli 2015

Konstantakopoulos.blogspot.com

Von ihrer Rechtschaffenheit überzeugt, führten solche Charaktere die EU weit über ein Jahrzehnt lang. Fehler, Fehlleitungen, Fehlentscheidungen und verpasste Chancen häuften sich und führten zu dem Moment, in dem das ganze Schiff der Narren schließlich auf einen Eisberg (oder drei) auflief.

Ursula von der Leyen und die übrigen zahlreichen Führungsstrukturen der EU werden weitermachen wie bisher, während das Gebäude zusammenbricht. Sie werden den Russen und ihren unwürdigen Kohlenwasserstoffen die Schuld geben, sie werden den Chinesen die Schuld geben und sie werden Donald Trump die Schuld geben, aber sie werden ihren Kurs nicht ändern. Sie mögen so tun, als seien sie damit beschäftigt, die Liegestühle neu zu arrangieren, aber letztendlich besteht kaum ein Zweifel daran, dass das Schiff bald sinken wird.

Die Märkte wittern nun Blut, und der Euro, der gestern Morgen noch bei 1,1750 Dollar gehandelt wurde, ist bereits auf 1,1530 Dollar gefallen, was darauf hindeutet, dass die diesjährige Rallye ihren Höhepunkt erreicht haben könnte und der Wechselkurs wieder in Richtung Parität (oder darunter) tendieren könnte.

Bild: Das Schiff der Narren.

Der Artikel erschien zuerst auf Englisch in Alex Krainers TrendCompass. Mit freundlicher Genehmigung des Autors hier auf Deutsch.


Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

Alex Krainer ist Gründer, KRAINER ANALYTICS, I-System Trend Following Autor von: „Alex Krainer’s Trend Following Bible“, „Mastering Uncertainty“, „Grand Deception“ (verboten).


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Scharfe Kritik an Vereinbarungen von EU-Leyen mit Trump

Die EU kapituliert vor Amerika

Europa marschiert direkt in Krieg und Enteignung der Ersparnisse der Bürger – Armstrong Prognosen

5 Kommentare

  1. Jurgen 30. Juli 2025 um 12:41 Uhr - Antworten

    Man fragt sich mittlerweile schon länger, ob die VdL das alliierte EU Schiff versenken will, weil die BRD aus USA versenkt wird?

  2. Jan 30. Juli 2025 um 12:10 Uhr - Antworten

    Die EU hat gerade ihre Bürger mit einem schädlichen Stoff ohne positive Wirkung injiziert. Was ist von einer solchen Organisation zu halten?

    Das Interessante sind die Bürger, die sich weigern, eine Änderung vorzunehmen und sich jetzt auch noch dringend einen Krieg gegen Russland wünschen!

    Angelpunkt ist das Opfernarrativ. Wenn ich Krieg wähle und meine Kinder krank spritze, bin ich Opfer – nicht Täter!

    Greinend knieen die Leute auf der Straße und schluchzen, wer sich nicht die nächste Spritze hole oder gegen Krieg ist, sei ganz gleich wie Hitler! Nicht das Schwarze unterm Nagel Unterschied. Genau wie damals! Heul.

    Es liegt auf der Hand, dass sich diese Verirrung von selbst erledigt, und die Leyen ist einfach ein Katalysator dazu. Die Ukrainer haben es ja bereits fertig gebracht, aus der Geschichte zu verschwinden und die Europäer werden es ihnen nachtun.

    • cwsuisse 30. Juli 2025 um 17:32 Uhr - Antworten

      @ Jan: Die Ukrainer (die Deutschen werden ihnen nachfolgen) verschwinden durch ihre Naivität nicht aus der Geschichte, sondern aus dem Leben.

  3. cwsuisse 30. Juli 2025 um 10:59 Uhr - Antworten

    Die Titanic ist bereits gesunken. Zumindest für Deutschland gilt es so. Mit der Klima-, der Ukraine- , der Sozial-, der Migrations- und der Rüstungspolitik, leistet sich Deutschland fünf Projekte von denen bereits ein einziges in guten Zeiten die Volkswirtschaft stark belasten würde.

  4. Ogmios 30. Juli 2025 um 7:51 Uhr - Antworten

    Zuerst einma, die EU-„Titanic“ ist schon längst gegen den Eisberg gefahren, der Prozess begann bereits vor 25 Jahren mit der Einführung des Euros und der großen „Osterweiterung“. Was passiert wohl, wenn man Länder dazu holt, die wirtschaftlich erst aufgebaut und gefördert müssen?

    Dazu kommt Vertrag von Maastricht, Bologna, Lissabon, usw, Dazu dann diese ganzen Regulierungen umd sich auch an das schwäschste „Mitglied“ anzupassen. Wenn sich etwas an den „schwäschsten Mitgliedern“ orientiert, was geschieht dann wohl?
    Dann noch die verblendeten und arroganten deutschen Politiker.

    Man hat gewarnt damals, aber es WAR bereits zu spät, die EU-„Titanic“ bekam bereits Schlagseite. Jetzt ist es so, dass es wohl auch die restlichen Passagiere checken, dass die EU-„Titanic“ sinkt.

    Schottland war das letzte Gramm an Wasser, dass die EU-„Titanic“ zum zerbrechen bringt. Vielleicht nicht gleich, vermutlich dauert auch dies noch 10 Jahre, was ich nicht hoffe, denn davon sich zu erholen würde dann wohl 150 Jahre dauern. Je eher es vorbei geht, umso kürzer wird das „dunkle“ Zeitalter werden.

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