Zwei Infektionen mit Borna-Virus: Labor-Leck in Bayern?

4. Juni 2025von 3,7 Minuten Lesezeit

Das Borna-Virus befällt extrem selten Menschen, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Trotzdem sind nun an einem Ort in Bayern zwei Personen infiziert, eine davon tödlich. Nicht weit entfernt wird in einem Biolabor daran geforscht. 

Am Dienstag meldet der österreichische Boulevard: „Mann stirbt an seltenem Virus – Übertragungsweg unklar.“ Eine Nachricht, die mittlerweile so regelmäßig vorkommt, dass man sie leicht überliest. Doch nur 90 Kilometer vom Todesort des Mannes entfernt experimentiert die Universität Regensburg mit genau dem seltenen Virus, das für den Tod verantwortlich sein soll: dem höchst selten auftretenden Borna-Virus. Eine zweite Person ist infiziert.

Seltenes Borna-Virus

Das ist bemerkenswert und statistisch gesehen nahezu unmöglich – zumindest deutlich unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn. In Bayern, wo das Virus endemisch ist, beträgt die Inzidenz 0,0001 bis 0,0002 pro Jahr. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Man kann also ausrechnen, wie wahrscheinlich es ist, dass zwei Fälle innerhalb kurzer Zeit am selben Ort auftreten: weit unter 0,01 %. Es fehlen viele Nullen nach dem Komma; die Wahrscheinlichkeit liegt irgendwo bei 10 hoch Minus 60.

In Pfaffenhofen ist es dennoch passiert. Zwei Infektionen mit dem Borna-Virus (BoDV-1) wurden bestätigt. Ein Mann ist daran gestorben, die zweite Person befindet sich in medizinischer Behandlung. Der Erreger war als Seuche bei Pferden, Schafen und anderen Säugetieren bekannt, wurde aber 2018 als Ursache schwerer Gehirnentzündungen beim Menschen identifiziert. Spitzmäuse dienen dem Virus vermutlich als Wirt und scheiden es im Kot aus, ohne selbst zu erkranken. Soweit die Virologie. Das Gesundheitsamt klärt die Infektionswege, Experten sind involviert, heißt es. Soweit der Boulevard.

Mehr findet man im Blog Science Files. Die Redakteure dort mussten „beim Auftreten mehrerer Fälle eines sehr seltenen Virus‘ sofort an BSL-Labore, an Biosafety-Labore“ denken und berichten über eine bemerkenswerte Spur, die man im Boulevard nicht findet.

Forschung in Regensburg

90 Kilometer von Pfaffenhofen entfernt liegt das Universitätsklinikum Regensburg. Dort läuft ein Projekt in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Das Projekt ZooBoFo wird wie folgt beschrieben:

„Mit dem Ziel, weitere Erkenntnisse zu BoDV-1 (Borna-Virus 1) zu gewinnen und zukünftig gezieltere Empfehlungen zur Prävention von Infektionen aussprechen zu können, wird seit 2023 im Rahmen des One Health-Projekts ‚Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria‘ (ZooBoFo) zu BoDV-1 geforscht. ZooBoFo ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das vom LGL in Kooperation mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) sowie dem Universitätsklinikum Regensburg (UKR) durchgeführt wird. Dem Projekt liegt der holistische One Health-Ansatz zugrunde: Aspekte der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt werden gleichermaßen in die Forschung einbezogen. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP). ZooBoFo umfasst folgende Projektziele:

  • Weitere Eingrenzung des Übertragungsweges von BoDV auf den Menschen
  • Information der Bevölkerung, der Ärzte- und Tierärzteschaft sowie von Kleinsäugerexperten zum Thema BoDV-1
  • Gewinnung von Erkenntnissen zum Verlauf der Infektion im Erregerreservoir
  • Exaktere Beschreibung des regionalen Vorkommens von BoDV in Bayern
  • Erlangung weiterer Erkenntnisse zur Umweltstabilität von BoDV
  • Eruierung der Wirksamkeit antiviraler Substanzen gegen BoDV in Zellkultur
  • Weitere Aufklärung des Symptomspektrums humaner BoDV-Infektionen (BOSPEK 2.0)“

Michael Klein von Science Files erwähnt zudem, dass ein beteiligter Forscher an der Entwicklung eines diagnostischen Tests für das Borna-Virus arbeitet. Für die Arbeit mit dem Borna-Virus wird ein Biolabor der Sicherheitsstufe 3 (BSL-3) benötigt. Welche Sicherheitsstufe das Biolabor in Regensburg hat, ist öffentlich nicht dokumentiert. Auch in Bezug auf die Arbeiten zur Entwicklung diagnostischer Tests resümiert Science Files:

Keine der Forschungen, die diesen Arbeiten zugrunde liegen, kann außerhalb eines BSL-3-Labors betrieben werden. Ergo muss man davon ausgehen, dass sich am Universitätsklinikum Regensburg ein BSL-3-Labor befindet, obwohl es keinen Hinweis darauf auf der Webseite der Universität Regensburg gibt.“

Damit ist nicht gesagt, dass das unwahrscheinliche Ereignis zweier Erkrankungen an Borna-Virus bei zwei Männern am gleichen Ort zur fast gleichen Zeit das Ergebnis eines Laborlecks sein muss. Es bedeutet lediglich, dass nicht nur Feldspitzmäuse, von denen ohnehin nicht bekannt ist, wie sie Borna-Viren verbreiten, als Überträger infrage kommen. Es gibt weitere mögliche Übertragungswege.

Entsprechend wichtig wäre es, dass die Verantwortlichen volle Transparenz über die Identität der Infizierten aus Pfaffenhofen herstellen.


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7 Kommentare

  1. Jurgen 6. Juni 2025 um 13:42 Uhr - Antworten

    Drum halte man die (Spitz)Mäuse draußen. Toxine befinden sich in den Köteln, das ist schon seit langem bekannt. Und man halte die beschichteten Pfanne aus der Küche raus, weil die Anreicherung der PFAS im menschlichen Körper ist auch schon lange bekannt. Gusseisen, Edelstahl oder Kupfer ist bei Pfannen die bessere Wahl.

  2. Patient Null 4. Juni 2025 um 18:03 Uhr - Antworten

    Dort läuft ein Projekt in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Das Projekt ZooBoFo wird wie folgt beschrieben:

    Während der Mainstream (br.de) schreibt

    Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) versucht mit Hochdruck herauszufinden, wie die beiden sich infiziert haben.

    wiebitte?

    LGL sagt … Übertragung des Virus nach aktuellem Forschungsstand durch den Kontakt zur Feldspitzmaus

    das ist dann wohl die gemeine weiße Laborspitzmaus ?

  3. Rumpelstilz 4. Juni 2025 um 14:46 Uhr - Antworten

    Es hat also an einem Ort in Bayern zwei Infektionen mit dem Borna-Virus gegeben, der von Spitzmäusen im Kot ausgeschieden wird, aber nicht von Mensch zu Mensch übertragbar ist. 90 oder 100 km weiter soll sich ein Labor befinden, in dem aus wissenschaftlichen und humanitären Gründen an eben diesem Virus geforscht wird.

    Wenn ich mich recht erinnere, und ich kann mich da im Detail auch irren, war das, was nachher zu SARS-CoV-2 umbenannt wurde, ebenfalls ein (wie SARS und /oder MERS) ursprünglich nicht oder nur schwer von Mensch zu Mensch übertragbarer (Corona) Virus, der ebenfalls im Kot von Kleintieren ausgeschieden wird – hier von Fledermäusen, deren Kot in Tausend Kilometer Umkreis um ein Labor inmitten Chinas aus ihren Höhlen gekratzt wurde, um sie in einer umfassenden, heute nicht mehr offen zugängliche Datenbank zu erfassen, wobei auch hier, ebenfalls aus streng wissenschaftlichen und humanitären Gründen, an deren direkten Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch geforscht wurde, was nach einem regen, weltweiten Austausch von Viren und Gensequenzen von Labor zu Labor auch zu erreichen gelang; mit den bekannten, ebenfalls weltweiten Folgen.

    So zumindest das neue Narrativ laut Dr. Jay Bhattacharya, dem neuen Direktor des US-NIH. Und das Ziel dieser weltweiten wissenschaftlichen Zusammenarbeit war, auf diese Weise sämtliche Infektionskrankheits- Pandemien der Welt ein für all mal auszurotten:

    https://x.com/PhilHollowayEsq/status/1928995622356418573

    • Rumpelstilz 4. Juni 2025 um 15:22 Uhr - Antworten

      Was ich übrigens, wenn ich ihm diese etwas zu „harmlose“ Erklärung vollständig abkaufen würde, in der Tat unter wissenschaftlichen Größenwahn, Gott-Komplex und „Wahnsinnige Wissenschaftler“ verbuchen würde. Häufig zu finden in dekadenten Endzeiten.

  4. Satya 4. Juni 2025 um 9:40 Uhr - Antworten

    So ein „Virus“ ist doch ne prächtige Geschäftsidee und wieviele daran verdienen können. Natürlich gibt es eine große Menge an Verlierern, diese sind hauptsächlich im Volk zu finden. Und es diente der Zerstörung des normalen Zusammenlebens und das ziemlich nachhaltig. In unserem Ort findet man nach 20 Uhr noch heute kaum Menschen auf den Straßen. Ich habe NICHT mitgespielt!

  5. triple-delta 4. Juni 2025 um 9:37 Uhr - Antworten

    Für die tägliche Dosis Panik ist es genau das Richtige. Der focus hat die Meldung auch auf seiner Tielseite und warnt vor Gartenarbeit. Hier ist zwar das Infektionsrisiko mit Gasbrand deutlich höher, aber Borna-Virus klingt einfach schöner. Was machen eigentlich die Einwohner von Borna?

  6. Nurmalso 4. Juni 2025 um 9:21 Uhr - Antworten

    Wenn dieses Virus auf dem Übertragungswege gar nicht auf den Menschen abgestimmt ist, dann ist es entweder bei gewaltsamen Eindringen wirkungslos oder sehr toxisch wie bei der Tollwut. Das Virus ist im Menschen zwar existenzfähig jedoch nach außen hin nicht übertragbar, da es an spezifischen Wirtsbindungsdomänen fehlt, dafür aber höchst tödlich.
    Man kann also davon ausgehen, dass die Letalität zu 100% beträgt und der 2. Mann noch sehr rasch versterben wird.

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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