ELGA: Österreichs eGesundheitsakte wird ausgebaut

23. Mai 2025von 2,5 Minuten Lesezeit

Das umstrittene elektronische Gesundheitsakte ELGA wird ausgebaut, mehr wird verpflichtend. Ziel ist es, eine umfassende digitale Patientenzusammenfassung mit allen Gesundheitsdaten zentral und schnell zur Verfügung zu haben.

Österreichs Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) wird reformiert und ausgeweitet. Die Reform wurde bereits von der alten ÖVP-Grün-Regierung angestoßen, die aktuelle Koalition treibt sie nun weiter voran. Worum geht es? Noch mehr Daten des Patienten sollen in der Akte gesammelt und gespeichert werden.

Daten sammeln

Zunächst sind es scheinbar kleine Schritte: Ab 1. Juli 2025 müssen niedergelassene Labore und Radiologen Befunde und auch Bilder verpflichtend einspielen. Ab 2026 bis 2030 soll dann die große Reform starten. Dann werden mehr Daten und Befunde verpflichtend eingespielt werden müssen. Dazu wird an einer „personalisierte Patientenkurzakte“ („Patient Summary“) und einem digitalen Medikationsplan gearbeitet. Dazu kommt eine App und dazu wird das Online-Portal erneuert. Österreichs digitale Patientenakte passt sich an die Zeit der umfassenden Digitalisierung an.

Es ist ein politisch reibungsloser Übergang: Hat der grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch den Großteil der Rechtsgrundlagen geschaffen, baut die neue Koalition darauf auf. Im Regierungsprogramm gibt es ein Bekenntnis zum Ausbau der elektronischen Akte. Dazu kommt auch die Erneuerung des Gesundheitstelematikgesetzes, das anstehen wird. Dazu wohl auch die Reform des Epidemiegesetzes. Ein politischer Brocken, der ziemlich sicher genommen werden soll.

Über das Epidemiegesetz wird öffentlich aber geschwiegen. Man kommuniziert über kleinere „Projekte“, wie etwa über den digitalen Medikationsplan namens „DigiMed“. Die staatliche Nachrichtenagentur APA meldet:

Dieser soll einen genaueren Überblick über die tatsächliche Medikation eines Patienten bzw. einer Patientin bieten soll – inklusive Dosierung und Einnahmezeiten. Dies soll auch die Grundlage für die spätere „Patient Summary“ sein, einer Zusammenfassung der wichtigsten Gesundheitsdaten einer Person auf einen Blick. Bereits im Roll-out sind die e-Bilddaten, die den Bürgerinnen und Bürgern ab Herbst 2025 einen interaktiven Zugriff und eine Download-Möglichkeit etwa ihrer Röntgenbilder bringen soll.

Gearbeitet wird zudem an der „Integrierten Versorgung“, was bedeutet, dass Menschen mit chronischer Erkrankung durchgehend betreut werden sollen, egal auf welcher Versorgungsstufe die jeweils dafür Zuständigen arbeiten und wie die Finanzierungsströme laufen. ELGA soll hier für Verknüpfungen sorgen, um Versorgungslücken zu vermeiden. Anfangen will man mit Diabetes und Herzinsuffizienz. Ein weiterer Eckpunkt ist die elektronische Diagnosedokumentation, der sich die niedergelassenen Ärzte ab 2026 nicht mehr entziehen können – auch das eine Voraussetzung für die „Patient Summary“.

Anders als beim elektronischen Impfpass ist ein Opt-out aus ELGA möglich. Auch dies musste damals aber erkämpft werden. Ein Ende des Opt-outs wurde zwar immer wieder subtil in den Raum gestellt, doch juristisch scheint die Chance recht gering. Aktuell prüft der VfGH auch den eImpfpass und die Zwangsteilnahme.

Bild „Arzt mit Tablet – digitale Patientenakte“ by ccnull.de Bilddatenbank is licensed under CC BY 2.0.

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Bürgerinitiative startet Aktion zur eImpfpass-Abmeldung

Erhebliches öffentliches Interesse an eImpfpass wegen „Volksgesundheit“? Datenweitergabe an EU, WHO, Pharma? Impfpflicht?



8 Kommentare

  1. McAviti 23. Mai 2025 um 23:00 Uhr - Antworten

    Dazu passend: https://www.data.gv.at/2025/05/23/eu-konsultation/

    Warum eine neue Datenstrategie?

    Seit der Verabschiedung der EU-Datenstrategie im Jahr 2020 hat sich die digitale Landschaft stark gewandelt: Die rasante Entwicklung generativer Künstlicher Intelligenz, geopolitische Spannungen und der zunehmende Druck auf europäische Unternehmen, im internationalen Wettbewerb zu bestehen, machen eine Aktualisierung notwendig.

    Insbesondere zwei Berichte – der Draghi-Bericht zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der EU und der Letta-Bericht zum Binnenmarkt – betonen die strategische Bedeutung eines umfassenden, sektorenübergreifenden Datenraums. Die neue Initiative soll helfen, dieses Potenzial systematisch zu heben.

    Was bedeutet das für Österreich?

    Gerade für ein exportorientiertes Land mit starker KMU-Landschaft wie Österreich bietet die Initiative große Chancen. Einheitliche Regelungen und ein funktionierender Datenbinnenmarkt stärken die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe – und bieten gleichzeitig neue Perspektiven für datengetriebene Innovationen im öffentlichen Sektor.

    Zudem wird die Rolle öffentlicher Daten hervorgehoben: Behörden und öffentliche Stellen sind zentrale Datenlieferanten und zugleich gefordert, vertrauenswürdige Rahmenbedingungen für die Weiterverwendung ihrer Daten zu schaffen.

    Das ist – mit Verlaub – Stierexkrement. Dieser monströse „Datenraum“ dienst einzig und allein technologischen Hyperscalern und Großkonzernen, und ist ein weiterer Schritt in die Oligarchisierung der Wirtschaft.

  2. McAviti 23. Mai 2025 um 22:24 Uhr - Antworten

    Parallel dazu kommt die vollkommene Integration in den eIDAS Datenraum, hier der EHDS, de facto eine EU-weite Datensammlung zur Überwachung und automatisierten, KI-gestützten Auswertung durch die Pharmaindustrie. Datenschutz ist damit völlig hinfällig.

    https://www.gesundheit.gv.at/news/aktuelles/aktuell-2025/europaeischer-gesundheitsdatenraum.html

    https://nfp-eu4health.goeg.at/news-0/02-april-2025-eu-funded-projects-contributing-implementation-european-health-data-space

    In Deutschland startete die eletronische Patientenakte übrigens gerade ohne Einspruchsmöglichkeit …

  3. Daisy 23. Mai 2025 um 13:50 Uhr - Antworten

    Äh, ich bin eine Abgemeldete der allerersten Stunde. Mein erster Gedanke war, wie kommt man da je aus Fehldiagnosen heraus? Sowas soll ja vorkommen. Hoffentlich hàlt das Opt Out. Ansonsten gehts mir gut, brauche keinen Arzt und hoffe, ich brech mir nix…

    • Dorothea 23. Mai 2025 um 13:59 Uhr - Antworten

      Angeblich konnte man aber aufgrund der ELGA-Datenschutzrichtlinien die Impfpflicht in Österreich nicht durchsetzen.

  4. Dorothea 23. Mai 2025 um 13:19 Uhr - Antworten

    Wenn schon, sollte bei allen C-Geimpften und jenen, die sich weiterhin impfen lassen wollen, der gesamte Impfablauf in der e-Gesundheitsakte und nicht extra in einem e-Impfpass, verpflichtend eingetragen werden. Elektronisch kann man so sämtliche Erkrankungen, die nach einer Impfung aufgetreten sind, festhalten und speichern, und es kann jederzeit, zur Kontrolle, auf Papier heruntergeladen werden. Nichts kann verschwinden. Ausserdem kann dann eine eventuell notwendige Behandlung rascher und gezielter erfolgen. Dieser Aspekt ist wahrscheinlich der einzige Vorteil. Aber ob das behördenseitig tatsächlich erwünscht ist, dass man nach einer Impfung eine plötzlich aufgetretene Erkrankung auf einem Blick konkretisieren kann?

    Einen e-Impfpass brauche ich nicht. Mein Impfpass aus Papier landete zu C-Impfbeginn, in tausend Stücke zerrissen, im Altpapiercontainer.

  5. 1150 23. Mai 2025 um 11:19 Uhr - Antworten

    @gabriele

    man muss nur geduld haben, die missionare der bratwurst werden physisch täglich weniger

  6. Gabriele 23. Mai 2025 um 11:00 Uhr - Antworten

    Hoffentlich ist jedem klar, was z. B. „Patient Summary“ in der Praxis bedeutet. Der Arzt wirft nur noch einen Blick auf die ganzen Vorbehandlungen und wird sich – schon aus Zeitgründen – nicht viel mit neuen Überlegungen aufhalten. Wenn Sie dann z. B. ein paar mal zu oft beim „Nervenarzt“ waren oder gewisse Medikamente einnehmen, könnte er/sie etwas geneigt sein zu denken, dass Ihre Beschwerden „eh wieder psychisch“ sind oder auf Ihre Persönlichkeit schließen etc. etc. Jedenfalls wird dann die Chance auf eine unabhängige Meinung eines Behandlers laufend geringer. Sie sind abgestempelt – auch etwa als Impfverweigerer, weshalb man Sie gleich einmal belehrt oder beschimpft und so weiter und so fort…
    Die Leute sind einfach zu naiv, um zu merken, was die Folgen dieser generalisierten Kontrolle sind. Und ein Teil der Schafherde will auch nichts anderes – Bequemlichkeit und jemanden, der ihnen sagt, wo es lang geht – echte Gesundheit Nebensache. Wir können uns freuen…

    • Jan 23. Mai 2025 um 14:20 Uhr - Antworten

      Wir haben mit Corona ja die Standard-Behandlungen eingeführt, bei denen nicht mehr ein kompetenter Arzt zusammen mit dem Patienten Optionen überlegt – und probiert, das Ausprobieren ist ein wesentlicher Aspekt der medizinischen Behandlung! – sondern bei der auf eine Diagnose eine one-fits-all-Behandlung folgen muss, ansonsten der Arzt nicht fachgerecht gehandelt hat. Ich vermute, das dies intensiviert werden soll.

      Das wird natürlich dazu führen, dass eine Reihe von Leuten aus der medizinischen Versorgung herausfällt, weil sie das Vertrauen verliert. Vermutlich werden die dann gezwungen und von der Polizei abgeholt oder Ähnliches?

Regeln für Kommentare: Bitte bleibt respektvoll - keine Diffamierungen oder persönliche Angriffe. Keine Video-Links. Manche Kommentare werden erst nach Prüfung freigegeben, was gelegentlich länger dauern kann.

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