Milliardengrab Wasserstoff als Energieträger – immer mehr Firmen geben auf

24. April 2025von 3,3 Minuten Lesezeit

Die EU will die Erdgas-Verteilnetze durch solche für Wasserstoff ersetzen. Deutschland betreibt ein kolonialistisches Projekt in Nambia mit Solar- und Windanlagen im Wüsten-Naturschutzgebiet. Aber immer mehr Firmen werfen das Handtuch.

Es besteht allerdings zu wenig Interesse an Wasserstoff als Energieträger. Kürzlich zeigten Untersuchungen der in Großbritannien ansässigen Westwood Global Energy Group, einem führenden Unternehmen im Bereich der Energiemarktanalyse, dass weniger als ein Fünftel der Wasserstoff-Pipeline der EU bis 2030 online sein würde, wenn keine dringenden Änderungen vorgenommen werden. Also werden es noch erheblich weniger sein.

Laut der Gas-Verordnung der EU vom Mai 2024 sollen die Leitungen für Erdgas beseitigt und teils durch Wasserstoff ersetzt werden. Die Sache ist allerdings extrem kostspielig und technisch mehr als aufwändig. Das Wasserstoffmolekül H2 ist extrem flüchtig, brennbar und explosiv sowie zerstörerisch für Leitungen selbst aus Stahl.

Die phantasievollen Träume von grünem Wasserstoff als Antrieb der Zukunft sind der Realität begegnet. Die Kosten für die Produktion dieses vielbeschworenen Kraftstoffs werden laut einem Bericht von Bloomberg über Jahrzehnte hinweg unerschwinglich hoch bleiben, was die Hoffnungen auf eine rasche Einführung in allen Branchen zunichte macht.

Dieser Realität stellt nun auch der österreichische Ölkonzern OMV und schließt sämtliche von ihm betriebenen öffentlichen Wasserstofftankstellen in Österreich, darunter. Die Nachfrage sei zu gering, die Kosten für Betreiber sowie Endkundinnen seien zu hoch.

Wasserstoff produziert die OMV aber weiterhin, allerdings nur mehr für die Industrie was natürlich Sinn macht. In diesem Zusammenhang baut das Unternehmen derzeit seine erste Elektrolyseanlage. Die jährliche Produktion soll bis zu 1.500 Tonnen Wasserstoff erreichen. Man behauptet damit bis zu 15.000 Tonnen CO2-Emissionen einzusparen. Eingesetzt wird der grüne Wasserstoff zur Hydrierung von biobasierten und fossilen Kraftstoffen, um grauen Wasserstoff in der Raffinerie zu substituieren.

„Dieses Projekt ist ein Meilenstein für die österreichische industriepolitische Beteiligung zum Green Deal der EU….Unserem Beitritt zur „European Clean Hydrogen Alliance“ lassen wir nun Taten folgen, unterstützen den Elektrolyseanlage-Bau mit grüner Finanzierung und leisten so gemeinsam mit der OMV wichtige Beiträge zu den SDGs der Vereinten Nationen“, so Bernd Fislage, Vorstandsvorsitzender der Kommunalkredit Austria AG.

Das Projekt wird durch den Klima- und Energiefonds unterstützt und ist Teil der WIVA P&G – Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas.

Damit gibt die OMV zweierlei zu erkennen:

  1. Es handelt sich um ein politisches Projekt um die Eurokraten und Lobbyisten zu befriedigen.

  2. Man ist weit davon entfernt die Sache kostendeckend betreiben zu können, die wahrscheinlich heftigen Verluste werden über staatliche Förderungen auf die Steuerzahler überwälzt.

Für Namibia hat das deutsche Wirtschaftsministerium des Grünen Habeck ein vollkommen irres Riesenprojekt zur Produktion von grünen Wasserstoff mit Hilfe 40 Quadrakilometern Solarpaneelen und Hunderten Windrädern in ein Umweltschutzgebiet in der Wüste Namib geplant. Als kleinen Bonus kann man zwecks Ausbau des Hafens in Lüderitz dann auch gleich die Gedenkstätte für das KZ und den Völkermord an Namas und Herreros auf Shark Island beseitigen.

Die neugewählte Präsidentin Namibias Netumbo Nandi-Ndaitwah hat Regierungsbeamte Berichten zufolge gebeten, die Realisierbarkeit des namibischen Programms für grünen Wasserstoff zu prüfen. Gleichzeitig gibt es Spekulationen, dass sie sich eher dem „bewährten“ Ölsektor zuwenden wird.

Selbst mit geringen Kenntnissen der Ingenieurwissenschaft kann man mühelos vorrechnen, dass „grüner“ Wasserstoff für Deutschland aus der 10.000 km entfernten Wüste Namib sowohl eine negative Energiebilanz als auch tiefrote Zahlen in jeder Gewinn- und Verlustrechnung verursachen würde.

Hangman’sDeath, CC0, via Wikimedia Commons

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Implosion der EU-Wasserstoffprojekt-Pipeline noch bevor Knallgas entstehen konnte

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12 Kommentare

  1. cwsuisse 27. April 2025 um 15:42 Uhr - Antworten

    Links-grünes Sektierertum von Leuten mit niedrigstem Bildungsniveau garantiert volkswirtschaftlichen Niedergang und Chaos.

  2. Verschwoerungspraktiker 25. April 2025 um 7:07 Uhr - Antworten

    Ich finde das immer den Wahnsinn, wenn von „Menschheits rettenden Lösungen“ phantasiert wird, bei denen jeder, der noch ein bisschen Hausverstand und im Physikunterricht aufgepasst hat weiß (oder zumindest ahnt), dass das Schwachsinn, unrentabel, ineffektiv und schweineteuer ist und/ oder die Landschaft verschandelt!

    Dabei stellt sich auch immer die Frage, wieso es solche „Normalos“ nicht in entsprechende Positionen schaffen, obwohl damit ALLES pragmatischer und sinnvoller würde?
    Wahrscheinlich haben die Besseres zu tun………

  3. Dr. Rolf Lindner 24. April 2025 um 21:30 Uhr - Antworten

    Den Sauerstoffgehalt in Rauchgasen will man möglichst niedrig halten und misst ihn deshalb mit sauerstoffionenleitenden Feststoffelektrolysezellen analog der bekannten Lambdasonde, wobei die schnöde Luft die Gegenelektrode liefert. Ist das Rauchgas heiß, spart man außerdem noch an der Energie für den Betrieb der Zelle. Als Ergebnis der elektrochemischen Reaktion entsteht Energie und ein wieder mit Sauerstoff angereichertes Rauchgas. Um es noch einfacher zu erklären: Man braucht nur Lambdasonden im großen Maßstab in einen Schornstein fixieren. Zugegeben gibt es einige technische Probleme hinsichtlich der zu verwendenden Materialien, aber im Vergleich zur Wasserstoffgewinnung, -lagerung, -transport und -gefährlichkeit sind die minimal. Für mich ist es verwunderlich, dass diese Möglichkeit nicht einmal diskutiert wird.

    • Verschwoerungspraktiker 25. April 2025 um 7:11 Uhr - Antworten

      Jede halbwegs moderne Niedertemperatur-, bzw. Brennwert- Gas- und Ölheizung hat das.

  4. LokalHorst 24. April 2025 um 17:45 Uhr - Antworten

    Die aktuelle Lage zum Thema Wasserstoff wird im Artikel „Wasserstoff in Deutschland: Warum die
    ambitionierten Pläne oft an der Realität scheitern“ vom 01.10.2024 auf der Webseite von „t3n digital
    pioneers“ sehr schön auf den Punkt gebracht. Dort unter https://t3n.de/news/wasserstoff-in-deutschland-
    warum-plaene-scheitern-1647349/ heißt es:

    „Der Stand der Dinge sieht derzeit so aus: Elektrolyseure, die es nicht gibt, sollen mit überschüssigem Strom, den es nicht gibt, Wasserstoff in ein Netz einspeisen, das es nicht gibt, um damit Kraftwerke zu betreiben, die es nicht gibt. Alternativ soll der Wasserstoff über Schiffe und Häfen, die es nicht gibt, aus Lieferländern herbeigeschafft werden, die es – Sie ahnen es schon – ebenfalls nicht gibt.“

    Mehr muss man nicht wissen.

    Und wer dennoch bei einem Fachmann nachlesen möchte, sei an Dr. Ulf Bossel und seinen Artikel „Wasserstoff löst keine Energieprobleme“ (seit 2010 im Netz zu finden unter https://www.leibniz-institut.de/archiv/bossel_16_12_10.pdf) verwiesen.

  5. local.man 24. April 2025 um 17:34 Uhr - Antworten

    Teil der Kaputtmachwirtschaft, um eben den Kreislauf zu erzeugen und die Menschen niederzuhalten.

    Davon ab hat sicher keiner was dagegen, wenn es funktionieren würde, was es eben nicht sinnvoll tut, da die Verluste einfach riesig sind und der Aufwand ebenso.
    Schaltet die AKWs ein und baut die neue Generationen, lasst Dual Fluid fertigstellen und wir haben schonmal locker Kosten unter 10 Cent/Kwh. Aber das würde ja Freiheit für die Menschen bedeuten.. Gaaaanz schlecht für das System der Ausbeuter…

  6. Jurgen 24. April 2025 um 17:30 Uhr - Antworten

    Wasserstoff war ein Hype an den Börsen wie heute das KI Zeugs. Reine Blasen halt um das freie Geld zu binden… Wasserstoff ist schon geil zum Heizen und Schmelzen, aber man muss das Knallgas halt vor Ort selbst herstellen, schon aus Sicherheitsgründen.
    Mit Individualverkehr ist Wasserstoff jedoch überhaupt nicht kompatibel… mit Erdgas-Verteilnetzen auch nicht… einfach zu gefährlich im Transport!

  7. Der Zivilist 24. April 2025 um 15:39 Uhr - Antworten

    Da geht’s doch nicht um GAS Pipelines, da geht es um GELD Pipelines, aus den Taschen der Vielen in die Taschen der Wenigen, sehr kolonial.

  8. Sabine Schoenfelder 24. April 2025 um 13:37 Uhr - Antworten

    …😂🤣😂…öfter mal das Physik-Buch zur Hand nehmen und nicht der medial fokussierten politischen Verblödung glauben….und die Nummer mit der Kernfusion, die Söder ja schon bald zu verwirklichen glaubt, bleibt noch laaaange Zeit nur eine Vision, hier auf dieser Welt….🤓✌️

    • Der Zivilist 24. April 2025 um 15:37 Uhr - Antworten

      Wenn es mit der Kernfusion was wird, dann in China, ITER kommt ewig nicht voran und auch nur mit chinesischen Magneten, die mit den seltenen Erden.

      Ja, und für China funzt die ‚E Mobilität‘, sie werden den Strom haben und genug Kohlenwasserstoffe für den Rest. China produziert auch Magnesiumhydrid in nennenswerten Quantitäten, das war als Wasserstoffspeicher gedacht, hat sich aber gerade als Super Sprengstoff erwiesen. Ja, die Energiedichte.

      Und das zypriotische Medium apolut macht auf China bashing ausgerechnet mit dem Dreischluchtendamm, da werden doch nicht etwa deutsche Brückenbauer mitgearbeitet haben ? Und vom Yarlung Sangpo haben jene Leser noch nie gehört . . .

      Low Level Economy, mal ein link ohne Video

      https://news.cgtn.com/news/2025-03-07/Expert-decodes-China-s-low-altitude-economy-development-path-1Bylf7iOKys/p.html

      • Jan 24. April 2025 um 17:51 Uhr

        Die chinesische Elektrofixiertheit ist eine Folge der ehemals supergünstigen chinesischen Kohle, die sich gut verstromen lies. Viel nächtlicher Überschuss plus Smog macht kleine, leichte eAutos für die Stadt total sinnvoll.

        Die Egalisierung von Zitterstrom durch Oberklasse-SUVs ist ein deutsch-elonsches Missverständnis von Science Fiction.

        Das Problem sind die Claqueure, nicht die Brandstifter!

    • Jurgen 24. April 2025 um 17:32 Uhr - Antworten

      Kalte Kerfusion gibt es schon lange. Hat in der Evolution Einzug gehalten, vor Unzeiten schon.

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