Russland jetzt viertgrößte Volkswirtschaft weltweit

7. Juni 2024von 2,5 Minuten Lesezeit

Russlands historische wirtschaftliche Abkoppelung vom Westen dürfte sich erfolgreich gestalten. 

Als im Frühjahr 2022 nach und nach das Sanktionsregime des Westens gegen Russland etabliert wurde, argumentierte man das damit, dass die russische Wirtschaft darunter zusammenbrechen würde. Mehr als zwei Jahre später wird man sagen müssen: Das Gegenteil ist der Fall. Russlands Wirtschaft wächst und ist nun auf Platz 4 der größten Volksökonomien der Welt – gemessen nach der Kaufkraftparität (PPP). Die Kennzahl dient auch dazu, das jeweilige BIP international zu vergleichen.

Orientiert nach Osten

Ökonomieprofessor Glenn Diesen weist auf diese Entwicklung hin, und schließt daraus, dass Russland die „Abkoppelung vom Westen“ glücken dürfte. Diese Entwicklung habe 2014 begonnen, sagt Diesen, als Putin nach dem Putsch in der Ukraine seine westlich-orientierte Außenpolitik aufgegeben hat.

Dieser Wechsel von „Groß-Europa zur Groß-Eurasien-Initiative“, der einen 300 jährigen Trend stoppt, bringe eine Menge Neuerung mit sich und fast allen relevanten wirtschaftlichen Ebenen: Technologien, natürliche Ressourcen, Industrien, Transportkorridore, Banken, Zahlungssysteme, Versicherungen, Währungen usw.

Diesen dazu:

„Während die westlichen Staats- und Regierungschefs über die Ausweitung eines Militärblocks, den Sieg über Russland auf dem Schlachtfeld, die Zerstörung seiner Wirtschaft, den Regimewechsel und die Demontage des Landes sprechen, kommt der wirtschaftlich dynamischere und freundlichere Osten Russland entgegen. Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Entscheidung nach dem Kalten Krieg zu überdenken, Europa neu aufzuteilen und die militarisierten Trennlinien allmählich in Richtung der russischen Grenzen zu verschieben. War dies ein Rezept für den Frieden? Wird dadurch unsere Sicherheit, unsere Wirtschaft, unser politischer Einfluss in der Welt gestärkt? Vielleicht ist es an der Zeit, die Diplomatie wieder aufzunehmen und nach posthegemonialen Wegen für eine friedliche Koexistenz zu suchen (ohne Russland mit militärischer Infrastruktur der NATO zu umgeben)?“

Anlass für die Analyse gab Diesen eine Meldung zum Wirtschaftswachstum der der Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU). Die Wirtschaftsunion aus Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan und Russland konnte im Jahr 2023 die globale Wachstumsrate übertreffen. 3,8 Prozent vermeldete Russlands Ministerpräsident Michail Mischustin auf einer auf einer Sitzung des Eurasischen Regierungsrates:

„Auf der Grundlage der Ergebnisse des letzten Jahres wuchs das BIP der ‚Fünf‘ um 3,8 % und übertraf damit die globalen Wachstumsraten. Die Reallöhne steigen stetig, die Arbeitslosenquoten gehen zurück – und das alles vor dem Hintergrund eines ungünstigen externen Umfelds, der Bildung einer neuen Architektur der internationalen Beziehungen und des wachsenden Sanktionsdrucks, vor allem auf Russland und Belarus.“

Mischustin fügte hinzu, dass sich seit der Gründung der EAEU das Volumen des gegenseitigen Handels fast verdoppelt hat, die landwirtschaftliche Produktion um mehr als ein Viertel und die Industrieproduktion um mehr als 20 % gestiegen ist. „In diesem Quartal haben diese beiden Indikatoren um weitere 1,5 % bzw. 5,5 % zugenommen“, sagte er unter Berufung auf die Daten der russischen Statistikbehörde.

Die Wirtschaftsunion will man weiter vertiefen, sodass sie „jedem Mitglied der Vereinigung echte Vorteile“ bringt.



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11 Kommentare

  1. Patient Null 8. Juni 2024 um 12:50 Uhr - Antworten

    „Als im Frühjahr 2022 nach und nach das Sanktionsregime des Westens gegen Russland etabliert wurde, argumentierte man das damit, dass die russische Wirtschaft darunter zusammenbrechen würde“

    Man muss es sich mal auf der Zunge, die EU ein Wirtschaftsbündnis, ruft das Ziel aus eine Wirtschaft und damit ein Land durch Sanktionen zu zerstören. In früheren Zeiten hätte man sowas bereits als offizielle Kriegserklärung angesehen. Mit welcher Arroganz und Aggressivität hier mittlerweile agiert wird, da zuckt noch nichtmal ein Politiker dabei.

    Hie rmal ein Auszug aus WP

    „Die Anfänge der EU gehen auf die 1950er-Jahre zurück, als zunächst sechs Staaten die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gründeten. Eine gezielte wirtschaftliche Verflechtung sollte militärische Konflikte für die Zukunft verhindern und durch den größeren Markt das Wirtschaftswachstum beschleunigen und damit den Wohlstand der Bürger steigern.“

  2. Andreas I. 8. Juni 2024 um 10:56 Uhr - Antworten

    Und apropos ,,Kriegswirtschaft“:
    Wenn Zahlen unbedeutend seien wegen ,,Kriegswirtschaft“ und man die Liste der USA-Kriege betrachtet -wo es keine Pause gibt, USA führt immer Krieg – dann wären ja vor allem die Zahlen der USA wegen ,,Kriegswirtschaft“ unbedeutend.

  3. Andreas I. 8. Juni 2024 um 10:46 Uhr - Antworten

    An Ingo SouvironHallo,
    ;; … Fake … Kriegswirtschaft gegen Realwirtschaft … “

    Was auch immer der Künstler damit sagen wollte …
    Russland verkauft hauptsächlich Erdgas, Erdöl, viele andere Rohstoffe und Weizen, Russland ist größter Weizenexporteur.
    Das sind alles durchaus reale Güter, viel realer kann eine Wirtschaft kaum sein.

    Jedenfalls gibt es Volkswirtschaften, in denen der Anteil von ,,Finanzprodukten“ u.ä. Luftnummern höher ist. :-D

    • Andreas I. 8. Juni 2024 um 19:54 Uhr - Antworten

      An Ingo Souviron Hallo,
      ,,Wenn Sie nur ein bisschen objektiv wären dann würden Sie mitbekommen das sich Indien vom Kauf russisches Öl zurückzieht und wieder viel mehr in den USA einkauft usw.“

      Und Erdgas , wovon ich sprach?
      Wenn Sie nur ein bisschen objektiv wären, dann würden Sie nicht ausweichen von Gas auf Öl.
      Und sollte USA Öl für niedrigere Preise anbieten, dann wäre es normal, dass Indien Öl dort kauft, wo ist Ihr Punkt?!

      ,,Aber ich gestehe es Ihnen selbstverständlich die Dinge ausschließlich subjektiv, Ihrem Narrativ gemäß zu betrachten. Wahr wird es deshalb aber noch lange nicht.“

      Bisher sind Sie hier derjenige, der versucht ökonomische Kennzahlen zu subjektivieren.
      Russland ist auf Platz vier nach Kaufkraftparität, ob ihnen das gefällt oder nicht.
      Da mögen Sie ja gerne auf den wirtschaftlichen Endsieg durch ,,Sanktionen“ hoffen, wahr wurde das deshalb aber bisher noch lange nicht.
      Russlands Wirtschaft ist bisher stabil und wächst langsam, ob ihnen das gefällt oder nicht. Da können Sie erzählen, was Sie wollen, bisher ist Ihre Hoffnung auf den wirtschaftlichen Endsieg durch nichts gedeckt, also rein subjektiv.

  4. Andreas I. 8. Juni 2024 um 10:30 Uhr - Antworten

    Hallo,
    und um das Bild abzurunden noch die Schuldenquoten. Da schaue ich bei ,,world debt clocks“ und dort sind angegeben ,,public debt to gdp ratio“ und ,,external debt to gdp ratio“.
    China 82 % 18 %
    USA 89 % 87 %
    Indien 96 % 22 %
    Russland 19 % 27 %
    Japan 300 % 116 %
    Deutschland 80 % 183 %

    Diese Zahlen könnte man sonstwie hin und her interpretieren, aber jedenfalls hat Russland geringe Schuldenquoten.

    Ach und;
    ,,Als im Frühjahr 2022 nach und nach das Sanktionsregime des Westens gegen Russland etabliert wurde“

    Etabliert wurde es 2014.
    2022 wurden die ,,Sanktionen“ verschärft.

  5. Hasdrubal 8. Juni 2024 um 6:57 Uhr - Antworten

    Im Artikel steht, dass es nach Kaufkraft und nicht nominal ist. Was nützt etwa hohes Einkommen in Japan, wenn dort alles extrem teuer ist und man sich daheim kaum was leisten kann? So überholte mittlerweile Tschechien beim BIP pro Kopf Japan – nach Kaufkraft gerechnet.

    • I.B. 8. Juni 2024 um 13:25 Uhr - Antworten

      @Ingo Souviron
      8. Juni 2024 at 10:31

      „Nach Kriegsende wird die Russische Wirtschaft ins Bodenlose stürzen.“

      Das erinnert mich sehr an Corona-Speech:

      Die Impfung ist sicher, sie verhindert Erkrankung und Ansteckung
      Die Impfung ist sicher, sie verhindert schwere Erkrankung
      Die Impfung ist sicher, sie verhindert Aufenthalt auf der Intensivstation
      Di Impfung ist sicher, sie verhindert den Tod.

      Alle, die nicht geimpft oder genesen sind, werden das Spital über die Pathologie verlassen.

      Die Sanktionen wirken sofort.
      Es braucht ein paar Monate, bis die Sanktionen wirken.
      Es braucht Zeit, bis die Sanktionen wirken.
      Nach Kriegsende wird die Russische Wirtschaft ins Bodenlose stürzen.

      Abgesehen davon, warum man Menschen, die einem nichts getan haben, in den Ruin stürzen will – macht das den Wertewesten aus?

  6. Jan 7. Juni 2024 um 20:21 Uhr - Antworten

    Russland hat Öl. Europa nicht. Die höheren Kosten machen den Unterschied.

  7. Glass Steagall Act 7. Juni 2024 um 17:19 Uhr - Antworten

    Europa sei Dank!

  8. Fongern 7. Juni 2024 um 14:12 Uhr - Antworten

    Wie heißt es so schön?: Wer Anderen eine Grube gräbt,fällt selbst hinein.!……..Russland lässt sich vom Westen und deren teilweisen politischen Hohlbirnen nicht in die Suppe spucken. Die Sanktionen haben das Gegenteil bewirkt.Und wenn der Westen meint,er könnte Russland in die Knie zwingen mit militärischen Mitteln,wird daran zerbrechen.Deutschland als führender Waffenlieferant zum Kampf gegen Russland wird als schwächstes
    Mitglied der Natoallianz erheblichen Schaden nehmen. Wozu eigentlich ?. Es lohnt sich nicht für die Ukraine weitere Opfer zu bringen.Weshalb wird nicht mit Russland verhandelt und das Kriegstreiben beendet ?.

  9. Hasdrubal 7. Juni 2024 um 13:32 Uhr - Antworten

    Nach der neuen Wohlstand-Definition der Grün:innen, die ausschließlich Klima-Aufopferung und die Beglückung daraus bewertet, kann sich kein Land mit Takatuka-Buntschland messen. Fragt den Kindermärchen-Buchautor!

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