
Wie unrecht hatte Marx wirklich? – Teil 3
Ausführliche Buchrezension des gleichnamigen Buches von Fritz Erik Hoevels. Was hilft uns Marx, angesichts der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung von Faschisierung, Krieg und Abbau der Grundrechte?
Dies ist der dritte Teil der Rezension des Buches Wie unrecht hatte Marx wirklich? von Fritz Erik Hoevels. Der erste Teil [Hier nachzulesen] beschäftigte sich mit marxistischer Philosophie und politischer Ökonomie.
Im Zweiten Teil (Hier nachzulesen) wurden Hoevels Ansichten zur aktuellen Entwicklungen des Kapitalismus dargestellt, der sich langsam in den Monopolismus transformiert.
Der dritte Teil beschäftigt sich mit der marxistischen Geschichtstheorie, insbesondere mit Hoevels Ansichten zum Übergang von der Klassenlosen zur Klassengesellschaft und bewertet das Buch insgesamt.
Historischer Materialismus
Die folgenden Kapitel könnte man unter dem Abschnitt „Historischer Materialismus“ zusammenfassen. Hier stimmt der Rezensent nur an sehr wenigen Stellen mit Hoevels überein. Dabei geht er allzu schnell von einem angeblich universellen Kriegszustand, den es schon in Affenhorden gäbe (S. 183), über patriarchale Stammesgesellschaften zu Klassengesellschaften über. Hoevels ignoriert dabei alles, was dieser ausschließlich soziobiologischen Geschichtskonstruktion widerspricht. Dabei kann er sich freilich gerade nicht auf Marx und Engels berufen und auch nicht auf den von ihm sonst so hochgeschätzten Wilhelm Reich. Um Erkenntnisse der Soziobiologie nutzen zu können, müsste man vorher untersuchen, was davon als tatsächliche Wissenschaft und was als Ideologie anzusehen ist. Dass die Soziobiologie in sehr hohem Maße zur Rechtfertigung von sozialer Ungleichheit genutzt wird, steht wohl fest. Ebenso wird sie zur Rechtfertigung von Geschichtskonstruktionen genutzt, die unwiderlegbar „beweisen“, dass wir gegenwärtig angeblich in der Besten aller Welten leben.
Zu den Aussagen von Hoevels im Einzelnen:
Hoevels schließt aus Beobachtungen von Jane Goodall zum Schimpansenkrieg in Gombe, dass Krieg seit der Entstehung des Menschen eine universelle Konstante sei (S. 183f). Allerdings sind die meisten Kämpfe im Tierreich so genannte Kommentkämpfe, wo eine ernsthafte Beschädigung des Kontrahenten vermieden wird. Beschädigungskämpfe konnten auch bei keiner anderen Menschenaffenart außer dem Gemeinen Schimpansen (Pan troglodytes) beobachtet werden. Da fragt man sich, ob solche Kämpfe wirklich typisch für diese Tierart sind, oder ob sie nicht vielmehr dadurch erklärt werden können, dass diese Schimpansen durch den Menschen in immer kleinere Habitate abgedrängt wurden. Hoevels behauptet freilich, dass eher früher als später diese Zustand immer eintritt, denn die Lebewesen produzieren regelmäßig mehr Nachkommen, als in ihrer ökologischen Nische überleben können (S. 186ff). Nur so könne die natürliche Selektion wirken. Wenn diese Selektion allerdings vor allem durch innerartliche Aggression wirkt, müssten Beschädigungskämpfe bei allen Tierarten vorkommen. Archäologische Funde zeigen aber, dass Kriege sogar in den ältesten menschlichen Gesellschaften nicht sehr verbreitet waren. Knochenverletzungen, die auf Waffengebrauch hindeuten, konnten nur sehr selten gefunden werden, zum Beispiel beim Massaker von Talheim. Viele bisher als Kriegstote oder Menschenopfer interpretierte Funde der europäischen Jungsteinzeit erweisen sich bei genauerem Hinsehen als Sekundärbestattungen. Noch in der patriarchalen europäischen Bronzezeit waren Kriegstote selten. Das sollte sich erst in der Eisenzeit ändern, wo Archäologen sehr regelmäßig Skelette mit schwersten Verletzungen ausgegraben haben.[1]
Hoevels glaubt offenbar, dass das Patriarchat seit Anbeginn der Menschheit existierte, genauso wie die patriarchale Religion und der Ödipuskomplex. Seine Haltung ist allerdings nicht ganz klar, scheint er doch auf Seite 191 von der Existenz der female choice auszugehen. Auch konzediert er immerhin, dass es ein gewisses Matriarchat vielleicht doch gegeben hat, „wie immer dessen Umfang und Natur beschaffen gewesen sein mochte.“ (S. 191)
Hier zeigen sich freilich Widersprüche. Wenn der Krieg zwischen Stämmen und Gruppen wirklich endemisch war, wie Hoevels glaubt, kann weder female choice noch Matriarchat existiert haben. Endemischer Kriegszustand und Matriarchat schließen sich auf die Dauer aus. Zwar kam es durchaus vor, dass matriarchale Gesellschaften Kriege führten, zum Beispiel, um sich gegen patriarchale Eindringlinge zu verteidigen. Dann aber kam es eher früher als später zu einer endogenen Ausbildung des Patriarchats.
Wie auch immer: Marx, Engels und Wilhelm Reich gingen sehr eindeutig von einer allgemeinen matriarchalen – „mutterrechtlichen“ so Engels – Frühzeit des Menschengeschlechts aus. Erst zu einem historisch deutlich späteren Zeitpunkt im Zusammenhang mit der Entstehung des Privateigentums an den wichtigsten Produktionsmitteln kam es nach Engels zu einem Übergang zum Patriarchat[2].
Hoevels beschäftigt sich nicht weiter mit dem Thema Matriarchat. Er kommt jedoch an zahlreichen Stellen seines Buches immer wieder auf den angeblich endemischen Kriegszustand zurück, in dem die Menschheit seit Anbeginn gelebt habe. Er beruft sich für diese Ansicht zum Beispiel auf rezente Stämme von Jägern- und Sammlern wie den australischen Aborigines, die unzweifelhaft patriarchal sind; wo Frauen nur als Menschen zweiter Klasse gelten (S. 153). Allerdings deutet das Symbolsystem der Menschen der europäischen Altsteinzeit mit ihren zahlreichen Frauenfigurinen (zum Beispiel Venus von Willendorf) eindeutig darauf hin, dass dort solche repressiven Zustände nicht vorkamen.
Matriarchat bedeutet, dass die Abstammung und Verwandtschaft von der Mutter gerechnet wird, während die Vaterschaft unbekannt war. Auch spielte die Frau in der religiösen Sphäre als Wiederspiegelung dieser realen Gegebenheiten eine entscheidende Rolle. Matriarchat bedeutet allerdings nicht, dass die Männer dort vergleichbar unterdrückt wurden, wie die Frauen im Patriarchat. Die beiden Geschlechter waren vielmehr gleichberechtigt und hatten ihren eigenen Wirkungsbereich. Wie Forschungen von Malinowski zeigen, die Wilhelm Reich in seinem Buch „Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral“ ausführlich darstellt, herrschte im Matriarchat große sexuelle Freiheit. Zwar existierte bei den Trobriandern schon das Inzestverbot, aber da es für die Kinder und Jugendlichen ansonsten keine Einschränkungen gab, hatte es keine praktische Bedeutung für die Sexualunterdrückung.[3] Auch war im Matriarchat der Ödipuskomplex als Basis für Neurosen und patriarchaler Herrschaft unbekannt.[4]
Im Matriarchat hatte auch die Religion eine völlig andere Bedeutung, worauf Wilhelm Reich hinweist: „Hier meldet sich der naheliegende Einwand, daß ja auch der natürlich lebende mutterrechtliche Primitive mystisch fühle. Es bedarf eines sehr ausführlichen Nachweises, daß es sich beim mutterrechtlichen und beim vaterrechtlichen Menschen um Grundverschiedenes handelt. Dieser Nachweis kann vor allem daran geführt werden, daß sich die Stellung der Religion zur Sexualität im Patriarchat veränderte, daß sie nachher ebenso zentral sexualfeindlich ist, wie sie ursprünglich im wesentlichen eine Religion der Sexualität war. Die ‚Mystik‘ des Primitiven aus sexualbejahender Gesellschaft ist teils unmittelbares orgastisches Erleben, teils animistische Deutung von Naturvorgängen.“[5]
Bei vielen sehr alten Kulturen wie der Donauzivilisation, dem minoischen Kreta und der Induskultur fanden Archäologen wenige oder keine Belege für Klassenunterschiede etwa durch herausgehobene Gebäude oder besonders prächtige Grabbeigaben für bestimmte Personen. Im minoischen Kreta gibt es zwar zahlreiche „Paläste“, die aber im völligen Unterschied zu den zeitgleich existierenden mykenischen Burgen auf dem griechischen Festland keinerlei Verteidigungseinrichtungen hatten. Das deutet darauf hin, dass diese Paläste Gemeinschaftsbauten waren, die bei großen Festen von der ganzen Bevölkerung genutzt wurden. Auch war der Lebensstandard der unmittelbaren Produzenten, wie zum Beispiel der minoischen Töpferinnen sehr hoch. Sie werden wohl große Teile des von ihnen erzeugten Mehrproduktes behalten haben[6]. Das Symbolsystem aller dieser Gesellschaften deutet darauf hin, dass die Menschen selbst in der kretischen Bronzezeit noch im Matriarchat gelebt haben.
Hier zeigt sich aufgrund von neueren Erkenntnissen tatsächlich Korrekturbedarf der Annahmen von Marx und Engels. Offenbar ist ein Mehrprodukt nur die Voraussetzung für die Teilung der Gesellschaft in Klassen. Diese vollzieht sich aber nicht sofort und automatisch, wenn es vorhanden ist. In vielen alten Gesellschaften wie der Donauzivilisation existierten offenbar Ausgleichsmechanismen, die der Akkumulation des Mehrproduktes Grenzen setzten. Wohlhabendere Sippen waren wohl moralisch verpflichtet, aufwendige Feste auszurichten, auf denen das Mehrprodukt gemeinsam verzehrt wurde. Deshalb konnten sich die klassenlosen Gesellschaften auf einem viel höheren Entwicklungsniveau halten, als dies bisher angenommen wurde.
Vor allem der Krieg hat aus einer Möglichkeit zur Klassenspaltung eine Realität gemacht. Das kann exemplarisch an der Geschichte der Indoeuropäer demonstriert werden. Ihre Urheimat liegt in den ukrainischen und südrussischen Steppen. Aufgrund einer Klimaverschlechterung war Ackerbau kaum noch möglich, stattdessen bekam die Tierhaltung eine überragende Bedeutung. Da dies bedeutete, mit den Herden weit umherzuziehen, wurde dieses Tätigkeit zunehmend zur Domäne der Männer und sie wurde immer wichtiger für die Ernährung, während der Ackerbau der Frauen nur noch kümmerliche Resultate erbrachte. Damit wurden die Männer zur wichtigsten Geschlecht, was sich auch im Überbau auswirkte, zum Beispiel im Auftreten männlicher Gottheiten. Die Männer erlernten dann um das Jahr 5.000 v.u.Z. das Reiten, was ihre Mobilität bedeutend erhöhte. Bald kam es zu Zusammenstößen mit benachbarten Stämmen um die immer knapper werdenden Weidegründe. Der Krieg wurde schließlich in der Steppenregion endemisch. Mit dem Krieg kam auch das Privateigentum einzelner Männer an den geraubten Herden der Feinde auf. Mächtige Männer hatten nun das Interesse, dieses Privateigentum exklusiv an ihre Söhne zu vererben. Das aber war nur möglich, wenn die Sexualität der Frauen lückenlos kontrolliert und überwacht wird, was bereits Friedrich Engels erkannte. Hier liegt der Ursprung der patriarchalen monogamen Ehe und Familie, die bis heute existiert. Zunächst setzte sich dieser Brauch aber nur sehr langsam und nur innerhalb der indoeuropäischen Eliten durch.
Ab 4.400 v.u.Z. stießen diese Indoeuropäer mordend und brandschatzend nach Europa, Kleinasien und Indien vor, zerstörten die völlig friedlichen matriarchalen Hochkulturen und führten überall Patriarchat und Privateigentum ein. Genetische Untersuchungen bestätigten diesen Befund, der bereits von der Archäologin Marija Gimbutas beschrieben wurde. Offenbar töteten sie die einheimischen Männer, um die Frauen zu vergewaltigen und sie in die patriarchale Ehe zu zwingen.
Erst jetzt kam es zu einer scharfen sozialen Spaltung. Wo die bisherigen Bewohner nicht getötet oder gewaltsam in die patriarchale Familie eingegliedert wurden, nahmen ihnen die Eroberer gewaltsam das gesamte Mehrprodukt ab. Sie waren nicht mehr verpflichtet, davon etwas mit den Unterjochten zu teilen. Damit wurden sie zu einer herrschenden Klasse.
Vergleichbare Prozesse spielten sich überall auf der Welt ab. Entweder wurden friedliche matriarchale Gesellschaften erobert, oder es bildeten sich endogen patriarchale Strukturen, wenn sich Männer bewaffneten, um ihre Gesellschaften gegen Eindringlinge zu verteidigen. Da Patriarchate dynamischer waren, setzten sie sich schließlich gegenüber den Matriarchaten durch. Hier machte sich tatsächlich das von Hoevels häufig hervorgehobene Gesetz der Gaußkurve bemerkbar.
Aber sogar noch in den frühen Patriarchaten setzten die Menschen der Akkumulation von Macht und Reichtum bei einzelnen Männern häufig Widerstand entgegen und versuchten, sie möglichst zu begrenzen. Nur so kann die Institution des Doppelkönigtums bei den Spartanern, die Wahl von zwei Konsuln in Rom, die Auslosung von gewissen Ämtern und das Scherbengericht in Athen erklärt werden. Bei den Germanen existierte die so genannte militärische Demokratie, wo alle waffenfähigen Männer das Recht hatten, über Krieg und Frieden zu entscheiden. Es stimmt also nicht, dass sich die Menschen die Aufrichtung der Klassenherrschaft fast immer gefallen ließen, wie Hoevels behauptet (S. 653f). Ganz im Gegenteil setzten sie ihr bereits zu Beginn häufig den heftigsten Widerstand entgegen, der nur mühsam und in langen Zeiträumen gebrochen werden konnte. Auch die Frauen ließen sich ihre Entmachtung durch das aufkommende Patriarchat nicht so einfach gefallen. Sie wurden zu Amazonen und kämpften mit der Waffe gegen die Patriarchen. Wie Heide Göttner-Abendroth in ihrem Buch „Das Matriarchat – Band III“ schreibt, konnten sich die Amazonen-Gesellschaften in Kleinasien für mehrere Jahrhunderte halten.[7]
Erst in katastrophalen Situationen, wo zum Beispiel eine Volksgruppe durch einen überlegenden Feind bedroht wurde, konnten sich die Anführer dieser Gruppe Sondervollmachten aneignen, die dann im Erfolgsfall die Tendenz hatten, sich zu verstetigen. So konnte zum Beispiel Arminius die Angriffe der Römer auf das freie Germanien nur abwehren, weil es ihm gelang, die meisten germanischen Stämme unter seiner Führung zu vereinen.[8] Aber erst nach der Völkerwanderung (ab 405 u.Z.) geriet die Versammlung der waffentragenden Freien der neuen Großstämme in Verfall, weil sie sich in den eroberten Gebieten nicht mehr durchführen ließ.
Allerdings sind die australischen Aborigines unbestritten patriarchal. Auch ist bzw. war der Krieg bei bestimmten Indianerstämmen im Amazonasgebiet (S. 194) endemisch. Aber man kann nicht unbedingt von rezenten Gesellschaften auf Verhältnisse in der Altsteinzeit schließen. So ist zum Beispiel bekannt, dass sich das Symbolsystem der Aborigines seit ihrer Besiedlung des australischen Kontinents vor knapp 40.000 Jahren mehrfach geändert hat. Diese Änderungen könnten die Wiederspiegelung auch von Änderungen im Verwandtschaftssystem gewesen sein. Vor 4.000 Jahren erreichte eine weitere Einwanderungswelle Australien. Um 2.000 v.u.Z. war das Patriarchat in vielen Weltgegenden durchaus schon verbreitet. Auch sind die Aborigines von den eindringenden Weißen in die unwirtlichsten Gegenden abgedrängt worden. Dadurch könnten ähnliche Prozesse der Patriarchalisierung in Gang gesetzt worden sein wie bei den Indoeuropäern.
Fazit
Das vorliegende Buch sagt wenig über Marx und Engels und sehr viel über das Denken von Fritz Erik Hoevels aus. Er bzw. sein Bund für Anpassung ist die gegenwärtig die einzige im weiten Sinne marxistische Strömung, welche die säkularen Veränderungen im westlichen Kapitalismus auch nur zur Kenntnis nimmt. Allerdings sind seine Lösungen aus verschiedenen Gründen abzulehnen. Er geht davon aus, dass die welthistorische Chance für den Kommunismus für immer vertan wurde und wir unvermeidlich einem neuen Dunklen Zeitalter entgegen gehen. Ganz so düster stellt sich die Situation nach Ansicht des Rezenten nun doch nicht dar, auch wenn sie sehr ernst ist. Hoevels wirft freilich eine Reihe von wichtigen Fragen auf, die dringend diskutiert werden müssten. Die wichtigsten sind in der Tat die Frage nach den Ressourcen und den Möglichkeiten für einen gesamtgesellschaftlichen Wohlstand und ebenso die Frage, wie die bleierne Oligarchenherrschaft überwunden werden kann, wenn die Arbeiterklasse immer weiter schrumpft und das Lumpenproletariat überhandnimmt.
Hoevels ist es mit seinem Bund gegen Anpassung gelungen, Personen für den Kommunismus zu gewinnen, die ihm normalerweise sehr fernstehen, die „Leistungsträger“ der Gesellschaft. So ist seine Genossin Kerstin Steinbach (Pseudonym) niedergelassene Fachärztin mit einer eigenen Praxis in der Nähe von Hamburg.[9] Auch diese Personengruppe hätte vom Sturz des Kapitalismus durchaus etwas zu gewinnen. Dennoch haben fast alle ihre Angehörigen das bestehende Gesellschaftssystem geradezu fanatisch verteidigt, zumindest bis 2020. Nach 2020 gehörten sie häufig zu den heftigsten Kritikern der Corona-Hysterie, freilich ohne den Kapitalismus an sich in Frage zu stellen, was sie in Widersprüche verwickelt. Leider ist es dem Bund gegen Anpassung nicht gelungen, von dieser Entwicklung zu profitieren. Dabei ist seine Ideologie, die als Verbindung von Marxismus und Soziobiologie bezeichnet werden kann, in hohem Maße gewöhnungsbedürftig.
Eine andere, aber auch gewöhnungsbedürftige Ideologie hatte der maoistische Jugendwiderstand. Ihm war es ebenfalls gelungen, eine Gruppe zu organisieren, die als nicht organisierbar galt und zwar Arbeiterjugendliche. Während der Staat bei den Nachkommen der Bourgeoisie Gewaltausübung in sehr hohem Maße toleriert – zum Beispiel bei der Antifa und den Klimaklebern – hat der Rot-Rot-Grüne Senat Berlins den Arbeiterwiderstand trotz eines weit geringeren Gewaltpotentials schlankweg verboten.
Diese beiden Beispiele zeigen, dass eine marxistische Organisierung auch bei denjenigen Bevölkerungsgruppen möglich ist, bei denen man das nie annehmen würde. Der Kapitalismus hat offenbar ideologisch dermaßen abgewirtschaftet, dass sich offenbar große Teile der Bevölkerung bei einer beharrlichen und glaubwürdigen Aufklärung durchaus für eine menschlichere Alternative zu ihm erwärmen könnten. Allerdings müsste sich eine solche Organisation von der woken linksliberalen und grünen Blase vehement abgrenzen und insbesondere der massiven Verarmung unter dem Vorwand des Klimaschutzes Widerstand entgegen setzen.
Die hierdurch zum Ausdruck kommende Unzufriedenheit ist auch kein Wunder, denn vom westlichen Kapitalismus profitiert nur noch eine verschwindend kleine Milliardärselite. Er kann nur noch mit Elefantendosen an Propaganda und immer mehr Gewalt am Laufen gehalten werden.
Fritz Erik Hoevels: Wie unrecht hatte Marx wirklich?, Band I: Gesellschaft und Wirtschaft, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, Freiburg im Breisgau 2023, 36,50 Euro, 700 Seiten
Seitenangaben in der Rezension beziehen sich auf dieses Buch.
[1] Vgl. Heide Götter-Abendroth: Das Matriarchat, Band III: Geschichte matriarchaler Gesellschaften und Entstehung des Patriarchats, Stuttgart 2019, S. 28ff
[2] Vgl. Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates, in MEW 21, Berlin 1962, S. 59ff
[3] Vgl. Wilhelm Reich: Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral, Köln 1972, S. 29ff
[4] Vgl. Reich 1972, a.a.O., S. 193
[5] Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus, Frankfurt am Main 1974, 3. Auflage, S. 135
[6] Vgl. Göttner-Abendroth 2019, a.a.O, S. 344ff.
[7] Vgl. Göttner-Abendroth 2019, a.a.O, S. 252ff.
[8] Aber danach wurde er von Angehörigen seines Stammes ermordet, weil man ihm vorwarf, nach königsgleicher Macht zu streben.
[9] Vgl. Kerstin Steinbach: Es gab einmal eines bessere Zeit…, Freiburg im Breisgau 2011, S. 112
Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wieder. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.
Jan Müller, geboren 1971, ist Soziologe und lebt in einer Stadt in Hessen.
Läuft das schon wieder so? Ist der Trick dabei, dass nicht gerne gesehen Beiträge erst dann durchgelassen werden, wenn das Interesse am Artikel nachlässt und eh niemand mehr hier liest? Warum darf das hier, meine Meinung und mein Kommentar dazu, nicht zeitnah kommen?:
“Auch war im Matriarchat der Ödipuskomplex als Basis für Neurosen und patriarchaler Herrschaft unbekannt.”
Wer mit so einem Schwachsinn argumentiert, kann von mir nicht ernst genommen werden. Der ganze Text ist eine einzige Zumutung. Jeder zweite Satz darin purer Nonsens.
…, (Darwin), Marx, Engels, (Freud), Reich … fast alle kranken, unsere kranke Zeit leider prägenden “Denker” versammelt und werden auch noch für voll genommen.
Wer von Patriarchat (“schlimm”) und Matriarchat (“toll”) redet und dabei auf einen Schüler Freuds (der die Psychologie der Frau durch “Penisneid” erklärte) Bezug nimmt, scheint mir gelinde gesagt verwirrt – auf jeden Fall nicht ernst zu nehmend.
Marxismus ist die völlig falsche Geschichtsanalyse mit dem Ziel, die herrschenden Herrschaftsverhältnisse zu zementieren. Ein “guter Marxist” wartet auf den angeblich historisch notwendig eintreten müssende Kommunismus (eine Art unspirituelles, materialistisch-maschinelles Techno-Paradies) und kann sich so lange ohne Gewissensbisse bei den Herrschenden einschleimen und nützlich machen – ja, kann sogar für sich behaupten, indem er aktiv die Klassengegensätze (Zugunsten und Zunutze der Herrschenden Klasse) verschärft, würde der kommunistische Paradieszustand sogar schneller eintreten als sonst.
Wer die Augen offen hat sieht, dass Marxisten, Maoisten, Kommunisten … und “Linke” die größten Verhinderer von gesellschaftlichem Fortschritt sind – indem sie überall wo sie gehen und stehen, vernebeln, verwirren, aufhetzen und spalten. (alles was denen nicht passt ist “rechts”, “rechtsanschlussfähig”, “rechtsextrem”, “rechtsoffen”, oder am allerbesten: “rechtsesoterisch”, dazu “antisemitisch”, “verschwörungstheoretisch”, “spinnert” – oder gleich einfach “Natzi”)
Es gibt keine besseren, effektiveren “spalte-und-herrsche”-Aktivisten als “Linke” (wie zB “Antifck”) (wobei die freilich nicht selber herrschen sondern für die Herrschenden hetzen und spalten und dafür vielleicht ein paar Brotkrumen einheimsen dürfen).
Ich könnte inzwischen nur noch kotzen wenn ich immer wieder über so ein Marx-Quark wie hier stolpere.
@lbrecht torz
22. August 2023 at 12:38
“Ich könnte inzwischen nur noch kotzen wenn ich immer wieder über so ein Marx-Quark wie hier stolpere”
Das ist ein großes Problem, denn so werden Sie nie lernen, “Marx-Quark” von Marx zu unterscheiden (wahrscheinlich wollen Sie das gar nicht). Natürlich berufen sich viele “Marx-Quarkisten” auf ihn. Nichts nützt der herrschenden Klasse mehr, die die dadurch hervorgerufene Verwirrung und Irreführung nach Kräften unterstützt. Aber Sie greifen genau diesen Schwindel auf und verwenden ihn für Ihre Etikettierungen, mit denen Sie nach Ihren politischen Vorlieben Unliebsames etikettieren. Aber wir sollten uns nicht per Schwindeletiketten “auskotzen”, sondern rational argumentierend austauschen, zumindest wenn möglich anstreben …
Die Kommentarprozedur ist problematisch. Mann will sich eigentlich nicht empören, aber irgendwie ärgert es einen dann doch.
Mit der Moderation verschärft sich der Konflikt für Leser und Betreiber. Das ist eine Spirale, Nutzer und Betreiber werden unfreundlicher miteinander.
Für die Website ist es egal, ob man angemeldet oder unangemeldet schreibt. Auch angemeldete Foristen können einem auf den Senkel gehen.
Vielleicht gibt es ja irgendwie mal eine andere Regelung.
ja das stimmt schon, aber wir sind eben keine professionelle Redaktion und können nicht permanent moderieren oder freischalten, ö. ä.
Wer braucht Marx?
Ich garantiert nicht. Ich habe ein solides Weltbild, mein Denken fängt ein paar Tage vor Adam und Eva an und so brauche ich die Welt nicht täglich neu erfinden oder gar verbessern, wie ,die tägliche
neue Sau durchs Dorf uns weismachen will.
Alles was links ist, ist menschenfeindlich, gut getarnt hinter “sozial”!
Meine Dogmen sind eindeutig. Die Sonne macht das Wetter und Klima ist Statistik von 30 Jahren.
Zitat: “Die Blutspur des inkonsistenten Marxismus aufzuarbeiten, den manche Fantasten immer noch für eine „Wissenschaft“ halten, bleibt den (hoffentlich) freien Journalisten des 22. Jahrhunderts vorbehalten.”
https://exxpress.at/rudolf-oeller-woke-widersprueche/
@Franz
22. August 2023 at 5:45
Glauben Sie diesem “Experten”? Woher hat er seine “Expertise”?
Meine Meinung steht weiter unten. Und in der Wirklichkeit ist bei Marx noch nie etwas gutes herausgekommen. Ideologien wie Marx sind nur für theoretische Gespräche gut. Ich Messe Ideologien, Religionen, politische Parteien usw. immer an dem was in der Realität dabei herauskommt. Alles andere ist unwichtig.
@Franz
22. August 2023 at 16:24
“Ich messe Ideologien, Religionen, politische Parteien usw. immer an dem was in der Realität dabei herauskommt. Alles andere ist unwichtig”
Ich mache das auch so, aber bei der Überprüfung bin ich sehr sorgfältig. Die lasse ich mir nicht von irgendjemanden ins Haus liefern, sonst kommt sowas raus wie die “Pandemie”-Inszenierung …
Menschen und Ratten sind die einzigen, die ihre eigene Gattung umbringen. Das hat schon Konrad Lorenz entsetzt.
Frauen sind nicht besser als Männer, die sind anders. Der Geschlechterkrieg trägt längst rassistische Züge. Und das geht von den Frauen aus.
Hitler war ein Frauenversteher. Die Frauen haben ihn gefördert. Auf vielen Veranstaltungen waren nur Frauen und da ging’s hysterisch zu wie bei einem Beatleskonzert. Davon gibt es Bilder.
Die Idealisierung der Frau ist eine ziemliche Selbsttäuschung. Schlußendlich war die Frauenbewegung in der Sowjetunion entstanden, und da feierten üble Nachrede und Denunziantentum Hochkonjunktur. In der Sowjetunion gab es GULags und unglaubliche Massengräber sind ans Licht gekommen.
Manche dieser Gräber werden uns untergeschoben, die werden in den Schulen als dt. Massengräber bezeichnet und einfach zu irgendwelchen Konzentrationslagern verlegt.
Kommunismus läßt kein Privaleben und kein Privateigentum zu. Alleine, daß man gezungen wird, ständig im Kollektivismus, einer Art fürchterlicher Wohngemeinscht zu leben, ist fürs Empfinden ein dauernder Angriff auf die Privatsphäre. Das kann gar nicht gutgehen, das muß in Hass und Hetze enden.
So war es dann ja auch, die Sowjetunion ist wegen akkuter Abneigung untergegangen. Die Menschen hatten die Nase gestrichen voll von verordneter Enge und Wohngemeinschaftsfeeling, da konnten selbst die Panzer als letztes Aufgebot nichts dran ändern.
Ihr macht hier immer Fässer auf, dann fällst du in die Zensur und wards nie mehr gesehen. Die Vormundschaft im Internet ist wirklich eine Plage.
Ich hoffe Sie sind sich bewusst, dass Sie hier nichts als ein modernes Märchen wiedergeben?
(Löwen sollen die Jungen fressen wenn sie nicht ihre eigenen sind, Bären können das wohl auch, Schimpansen bekriegen sich angeblich gegenseitig mit Waffen, … und dass Ratten etwas besonders Ekliges wären, oder Schlangen, oder Spinnen, … ist pures anthropomorphes Vorurteil, kurz Schwachsinn).
“Auch war im Matriarchat der Ödipuskomplex als Basis für Neurosen und patriarchaler Herrschaft unbekannt.”
Wer mit so einem Schwachsinn argumentiert, kann von mir nicht ernst genommen werden. Der ganze Text ist eine einzige Zumutung. Jeder zweite Satz darin purer Nonsens.
…, (Darwin), Marx, Engels, (Freud), Reich … fast alle kranken, unsere kranke Zeit leider prägenden “Denker” versammelt und werden auch noch für voll genommen.
Wer von Patriarchat (“schlimm”) und Matriarchat (“toll”) redet und dabei auf einen Schüler Freuds (der die Psychologie der Frau durch “Penisneid” erklärte) Bezug nimmt, scheint mir gelinde gesagt verwirrt – auf jeden Fall nicht ernst zu nehmend.
Marxismus ist die völlig falsche Geschichtsanalyse mit dem Ziel, die herrschenden Herrschaftsverhältnisse zu zementieren. Ein “guter Marxist” wartet auf den angeblich historisch notwendig eintreten müssende Kommunismus (eine Art unspirituelles, materialistisch-maschinelles Techno-Paradies) und kann sich so lange ohne Gewissensbisse bei den Herrschenden einschleimen und nützlich machen – ja, kann sogar für sich behaupten, indem er aktiv die Klassengegensätze (Zugunsten und Zunutze der Herrschenden Klasse) verschärft, würde der kommunistische Paradieszustand sogar schneller eintreten als sonst.
Wer die Augen offen hat sieht, dass Marxisten, Maoisten, Kommunisten … und “Linke” die größten Verhinderer von gesellschaftlichem Fortschritt sind – indem sie überall wo sie gehen und stehen, vernebeln, verwirren, aufhetzen und spalten. (alles was denen nicht passt ist “rechts”, “rechtsanschlussfähig”, “rechtsextrem”, “rechtsoffen”, oder am allerbesten: “rechtsesoterisch”, dazu “antisemitisch”, “verschwörungstheortisch” – oder gleich einfach “Natzi”)
Es gibt keine besseren, effektiveren “spalte-und-herrsche”-Aktivisten als “Linke” (wie zB “Antifa”) (wobei die freilich nicht selber herrschen sondern für die Herrschenden hetzen und spalten und dafür vielleicht ein paar Brotkrumen einheimsen dürfen).
Ich könnte inzwischen nur noch kotzen wenn ich immer wieder über so ein Marx-Quark wie hier stolpere.
Also, der Rezensent des Buches schreibt nun, wie ich in meinem Kommentar zum 2. Teil auch schon vermutete, das Buch sage mehr über das Denken des Autors aus, also über Marx und Engels oder die Sachthemen. Zur Kritik der ‘Frühgeschichtsauffassung’ und ‘Schimpansenstudien’ stimme ich weitgehend überein. Bei der Frage der Ausbreitung patriarchaler Strukturen von ‘Südrussland’ nach ‘Europa’ muss ich erst meine Lücken auffrischen, aber solche Wanderungswellen und Vermischung hatte es auch vorher schon immer wieder gegeben, die Vermischung war auch wesentlicher Zweck; aber ich kannte undabhängig davon die Ausbreitung der ‘heutigen’ Gesellschaftsstrukturen eher ausgehend von Mesopotamien und Anatolien nach Europa. Die (kaukasischen) Steppenvöler Asiens hätten von den Waldvölkern Europas hingegen gelernt oft. Zu diesen Thematiken und weitergehend empfehle ich die Bücher ‘Sex at Dawn’ sowie ‘Civilized to Death: what was lost on the way to Modernity’ von Christopher Ryan; im letzteren geht er auch auf den Glauben an den ‘(technischen) Fortschritt’ ein, was mir hier fehlt. Auch empfehle ich von David Graeber ‘Debt: the first 5000 years’, weil es mit zentralen Stereotypen der ‘Oekonomiegeschichte’ aufräumt. Dass Hoevels viel von Reich halten soll, lässt mich ratlos, weil ich ein ganz anderes Verständnis von Reich zu haben scheine, bzgl Reich’s Sichtweise auf Marx; und Reich mE meinte, die Menschen müssten durch eine Art ‘Reichsche Körperpsychotherapie’ gehen en masse um die Gesellschaft zu verändern, was weder bei Marx, Engels, Hoevels, noch der breiteren Reich Rezeption in den 60gern ff. immanent gesehen werden kann, und eine andere Dimension hat. Bei Sexueller ‘Freiheit’: da stimme ich mit fast niemanden überein der ‘Soziologen und Psychologen etc., auch nicht mit Ryan’. Selektion: der Mensch ist ein Säugetier und es geht um genetische Kompatibilität, welche Säugetiere vor allem mit dem Geruchssinn wahrnehmen können (und dann mit anderen Sinnen auch leicht); wir haben nur den Geruchssinn nicht mehr entsprechend geschärft wie früher, dieser selektiert wesentlich stärker auch ohne Tabu’s und weil genetische Kompatibiliät meist ‘gegensätzliche Ethnologie’ meint, verstehen sich dadurch auch Wanderungsbewegungen zwecks Assimilation…mir wurde aber auch berichtet persönlich, das ‘bei Osho in Puna’, wo manche sexuellen Tabus und Billigung ‘des Gurus’ erstmal aufgehoben wurden, meist nur für ein paar Wochen ein ‘soz. promiskuitiver’ Lebensstil einsetzte und eher als Gegenreaktion auf die vorher bestehenden Tabus und sich dann natürlicherweise Freundschaftspaare einfanden. Meines Ermessens selektieren Menschen natürlicherweise insb. und zuerst nach genetischer Kompatibilität, nur ist unsere natürliche Wahrnehmung geschwächt und die Auswirkung sesshafter Lebensstile darauf nicht untersucht meines Wissens. Ansonsten wiederum, wie auch von anderen vorher kommentiert: es geht für mich nicht um Schwarz-Weiss mit Bullshitbingo-Begriffen wie Kapitalismus und Kommunismus. Und es geht nicht nur um Arbeiter und Kapitaleigner in der Gesellschaft. Auch ist für mich z.B. das Thema Siedeln vs. Grundeigentum nochmal ein anderes Thema als Eigentum an Produktionsmitteln und weiteres Eigentum, sowie Vererbungsfragen. Schliesslich fehlt mir die ‘tiefenpsychologische Dimension’ (auch sonst), auf welche aber Reich hinwies: warum ‘ticken’ Menschen in Gesellschaften wie sie ticken’, warum nehmen Gesellschaften – egal wie sie politisch strukturiert sind – bestimme ‘Wege in die Zukunft’? Hierzu wiederum z.B. Ryan in ‘Civilized to Death…’ als Einstieg und Gedankenanstoss. Merci an den Rezensenten und tkp.
Die Fragestellung ist falsch! Nicht was er als Ergebnis seiner Forschungen geschrieben hat, sondern das was sein Hauptwerk, ” Das Kapital” ausmacht ist relevant. Und was die Funktionsweise des Kapitalismus und seine Zielrichtung ausmacht, kann ihm bis heute keiner das Wasser reichen. Oder warum diskutieren wir sonst noch über Karl Marx? Weil er ein ziemlich starker Dorn im Auge der Herrscher über das Kapital ist. Und seine Funktionsweise, also die des Kapitals und seine Zielrichtung waren und sind genau dieselben geblieben. Das könne wir heute sehr genau mit erleben. Solange wir uns nicht sachlich mit Karl Marx und Friedrich Engels auseinandersetzen, werden wir vom Kapital vereinnahmt und das natürlich auch ideologisch. Denn es geht um Profit im Kapitalismus und sonst nichts. Wir sind alle Menschen die ideologisch vereinnahmt wurden, von denen die die Macht haben und nicht von Karl Marx. Übrigens mal einen Denkanstoß: Karl Marx fordert im ” Kommunistischen Manifest”: “Proletarier aller Länder vereinigt euch.” Er sah dies alleinige Lösung zur Befreiung von Unterdrückung und Sklaverei jedweder Art, Nun können wir über diesen Denkansatz streiten und auch darüber warum die Arbeiter und Bauern diesem Denkansatz nicht folgen wollen oder können. Fakt ist: die Herrschenden auf dieser Welt haben sich diesen Satz zu eigen gemacht im Kampf gegen die Völker überhaupt. Und die Mehrheit der Menschen ist nicht in der Lage daran was zu ändern Für mich ist Kapitalismus historisch betrachtet, Krieg- Wiederaufbau- Krise- Krieg. Und nur einer zieht immer Gewinn daraus. die Herrschaft des Kapitals. Und das es nur um Profit und nicht um die Menschen geht, bekommen wir heute selbst gratis zu spüren. Doch auch das will die Mehrheit nicht wahrhaben. Das heißt aber für mich im Umkehrschluss, das wir Sklaverei und Unterdrückung bedingungslos akzeptieren. Und das hat etwas mit dem Menschen und seiner Gesellschaft zu tun und nichts mit idealistischen Vorstellungen von einer besseren Welt. Das Karl Marx auch unrecht hatte ( ideologisch betrachtet) sehe ich nicht. Ich sehe nur ideologisch verkleisterte Kleinbürgerliche Geister die mit aller Macht an ihren Besitz oder Reichtum festhalten, obwohl sie spüren, wie auch ihnen zunehmend das Wasser abgegraben wird. Und das genau ist was Karl Marx auch im Kapital und Friedrich Engels in seiner Schrift ” Die heilige Familie” deutlich macht. Nun können wir Karl Marx ob seiner Arbeit verurteilen wie seit 200 Jahren oder anfangen sachlich darüber nachzudenken. Tot werden wir sein Werk nicht bekommen, solange das Kapital die Macht hat.
@Jürgen Karsten
21. August 2023 at 8:32
“Wir sind alle Menschen die ideologisch vereinnahmt wurden, von denen die die Macht haben und nicht von Karl Marx”
Und dieser Vereinnahmung zu entkommen ist viel schwieriger als den “virologischen Tunnelblick” abzulegen. Die herrschenden Ideen sind die Ideen der Herrschenden, deren auf Lügen und Halbwahrheiten aufbauenden Indoktrination, beginnend in frühester Kindheit, auf die Schliche zu kommen, ist nicht ganz einfach, weil davon mehr als nur der Verstand betroffen ist, der sich ja auch z.B. mit dem Erreichen von Karrierezielen begnügen kann …
Der beschränkte Horizont bürgerlicher Intellektueller langweilt mich nur noch. Warum nicht mal ein Buch schreiben “Wie Recht hatte Marx wirklich?”
Wer mal einen direkten Vergleich haben will, der lese Engels “Die Entstehung der Familie, des Privateigentums und des Staates” und Yared Diamond “Arm und Reich” Da kann man erkennen, was dialektisches Denken ausmacht.
@TripleDelta
20. August 2023 at 16:51
Engels “Die Entstehung der Familie, des Privateigentums und des Staates”
Kann ‘man’ jedem Menschen nur sehr empfehlen, der den Zusammenhang zwischen Arbeitsteilung (die notwendig wurde für die Deckung der Bedürfnisse wachsender Kollektve), beginnender Klassenbildung (Hierarchien), patriarchalen Strukturen mit Zurücksetzung der Frauen und den Anfängen von (Stadt-)Staaten verstehen will, bei Verarbeitung der Erkenntnise des bahnbrechenden amerikanischen Ethnologen Lewis H. Morgan über die Irokesen und zahlreichen Hinweisen auf antike griechische wie römische Autoren …
Es ist immer der Mensch das eigentliche Problem. Jedes System wird von den schlechten Menschlichen Eigenschaften gekapert. Interessanterweise gibt es aber eine politische Gruppe die bei jedem schlechten Ausgang eines politischen Projektes aus ihrer Richtung sofort mit “Das ist doch nicht……” daher kommen. Überall anders aber sofort das System an und für sich für untauglich erklären. Wie beim Kapitalismus.
Jedes System ist nichts anderes als ein Teil einer Formel. Man kann es auch mit einer chemischen Reaktion vergleichen.
Ideologie x Mensch = Ergebnis
Und dieses Ergebnis gilt es zu beurteilen. Und nur das. Darum ist es völlig unwichtig was Marx gedacht hat. Was kommt dabei raus wenn mann seine Ideologie unter die Menschen bringt. Was passiert tatsächlich. Es ist unrelevant was einzelne meinen was zu passieren hätte oder was sie glauben was sich ein Marx gedacht hat. Was passiert mit einer Gesellschaft wenn die Ideologie greift. Welche Typen ergreifen die Macht. Was bewirken sie damit. Wie verhalten sich die Menschen. Wie gehen sie miteinander um. Wie ist die Wirtschaftsleistung? Das Sozialsystem? Basiert die Ideologie auf Hass gegen andere? Dabei ist es egal ob sich der Hass gegen Hautfarben oder Kontostand richtet. Es ist nur primitiver pauschale Hass der die Antreiber der Ideologie verbindet.
Erst wenn eine Ideologie das beste aus den Menschen hervorruft hat sie eine Berechtigung. Dem am nächsten kommt bisher der Kapitalismus. Aber auch hier sind es wieder Menschen die negative Auswirkungen erzeugen.
Das Problem ist die unvollkommenheit des Menschen.
@Franz
20. August 2023 at 16:08
“Das Problem ist die Unvollkommenheit des Menschen.”
Dem stimme ich vollkommen zu. Kapitalismus in Form von Raubtierkaptialismus hat mit der Unvollkommenheit des Menschen zu tun. Kommunismus, wo sich einige wenige bereichern und die meisten nichts haben, hat ebenfalls was mit der Unvollkommenheit des Menschen zu tun. Chruschtschow schon hat sich über Parteigenossen, denen es hauptsächlich um eine Datscha ging, beschwert.
Bei der Diskussion, welche Wirtschaftsform und welche Ideologie (statt Idee) die bessere sei, werden leider immer wieder Idealismus des einen Systems gegen die Realität des anderen ausgespielt, statt Realität mit Realität u vergleichen. Und schließlich kommt es auf die Realität und nicht auf die Ideologie an. Somit wird möglicherweise immer wieder ein System vom anderen abgelöst werden – bis es ebenfalls korrumpiert.
@I.B.
20. August 2023 at 18:24
“Chruschtschow schon hat sich über Parteigenossen, denen es hauptsächlich um eine Datscha ging, beschwert”
Wo haben Sie das her? Er gehörte ja selbst dazu!
@Fritz Madersbacher
22. August 2023 at 14:29
Das hab ich aus dem Buch: Ch r u sch t sch ow erinnert sich. Es ist mir zwar klar, dass sich Ch r u sch t sch o w selbst in diesem Buch nicht gerade ins schlechte Licht setzt. Ich sehe ihn trotzdem nicht so negativ wie Sie das möglicherweise tun. Er war ein glühender Anhänger von L e n i n und gab zu, dass auch L e n i n einsehen musste, dass anfangs bürgerliche Intellektuelle (mit Privilegien = Gewinnstreben) mit ihren Spezialkenntnissen benötigt wurden, weil trotz der damit verbundenen Ungerechtigkeit “die technische Grundlage für die neue Gesellschadft nicht zu erstellen war”. “Das Land war verheert, vielen Arbeitern ging es schlechter als je unter den Kapitalisten.”
Vielleicht braucht dieser Beitrag durch die getrennte Schreibweise der Namen nicht wieder fasrt 48 Stunden, bis er freigeschalten wird. Ein harmloser Beitrag von gestern wird immer noch zurückgehalten. Da verliert man langsam die Freude am Kommentieren.
Franz, meine volle Zustimmung inhaltlich für diesen Teil Ihres Beitrags und ein herzliches Dankeschön dafür :
“Und dieses Ergebnis gilt es zu beurteilen. Und nur das. Darum ist es völlig unwichtig was Marx gedacht hat. Was kommt dabei raus wenn mann seine Ideologie unter die Menschen bringt. Was passiert tatsächlich. Es ist unrelevant was einzelne meinen was zu passieren hätte oder was sie glauben was sich ein Marx gedacht hat. Was passiert mit einer Gesellschaft wenn die Ideologie greift. Welche Typen ergreifen die Macht. Was bewirken sie damit. Wie verhalten sich die Menschen. Wie gehen sie miteinander um. Wie ist die Wirtschaftsleistung? Das Sozialsystem? Basiert die Ideologie auf Hass gegen andere? Erst wenn eine Ideologie das beste aus den Menschen hervorruft hat sie eine Berechtigung. “
“Er bzw. sein Bund für Anpassung ist die gegenwärtig die einzige im weiten Sinne marxistische Strömung, welche die säkularen Veränderungen im westlichen Kapitalismus auch nur zur Kenntnis nimmt”
Dieses einigermaßen belustigende Urteil des Rezensenten wäre ziemlich schlimm für die Gegenwart.
“Ein kurioses Durcheinander. Bitte mit dem Unsinn nicht länger beschäftigen”
Diese Bitte meines Mitkommentators (@Andreas 20. August 2023 at 12:31) erfülle ich gerne.
Dem Rezensenten gestehe ich gerne großes Interesse an der Zeit vor den ersten schriftlichen Aufzeichnungen zu (das ich auch teile), die nur durch archäologische Ausgrabungen, ethnologische Forschungen und “kryptische” Bemerkungen z.B. in der antiken Literatur und Geschichtsschreibung bis zu einem gewissen Grad erschließbar ist, aber halt auch vielen Spekulationen Tür und Tor öffnet. Über Arminius und die “germanischen Stämme” im (von Rom unbesetzten) “freien Germanien”, über “Völkerwanderung” und “germanische Stämme” im “frühen Mittelalter” sollte er sich noch einmal schlau machen, damit wird heute noch von Kenntnis unbeleckte deutschnationale Geschichtsklitterung betrieben …
Zu letzteren Themen des “frühen Mittelalters” gibt es hervorragende Beiträge österreichischer Historiker, die zum Teil im Verlag der “Österreichischen Akademie der Wissenschaften” erschienen sind, die für ihre Beteiligung an der “Pandemie”-Inszenierung von mir bereits des Öfteren kritisiert worden ist. Es gibt auch bahnbrechende Beiträge von DDR-Historikern, die vor allem akribische Arbeit bei der Sammlung von Quellen und Zeugnissen antiker Autoren geleistet haben. Alle diese Arbeiten sind relativ wenig in die Schulbildung und in das “öffentliche Bewußtsein” eingegangen, obwohl sie einen großen Beitrag zu einem etwas “weitgespannteren” Geschichtsbewußtseins liefern würden, weil sie so viele frühere, politisch verhängnisvoll wirksam gewordene Vorurteile zurechtrücken würden …
Warum glaubst du, dass ich die entsprechenden DDR-Bücher nicht gelesen habe? Meine wenigen Zeilen zu Arminius sind voll und ganz zum Beispiel von der Deutschen Geschichte, Band 1, Berlin 1982, dem letzten großen Geschichtswerk der DDR gedeckt.
@Jan Müller
21. August 2023 at 16:55
“So konnte zum Beispiel Arminius die Angriffe der Römer auf das freie Germanien nur abwehren, weil es ihm gelang, die meisten germanischen Stämme unter seiner Führung zu vereinen”
Die “meisten germanischen Stämme” haben sich zur Zeit Arminius’ nicht in einem “freien Germanien” auf heutigem deutschen Gebiet befunden (Sie haben das auch nicht explizit behauptet). Er selber war beheimatet im nördlichen (vielleicht östlichen) Hessen und hatte Kontakte nach (Nieder-)Sachsen und zum Markomannenreich im heutigen Böhmen (und östlichen Bayern), das mit Rom kooperierte. Aber das ist nicht so wichtig, die Formulierungen sind etwas mißverständlich …
Da soll man respektvoll bleiben. Das geht nicht. Hier ziehen zwei, der Autor und der Rezensent, den Marxismus in den Dreck.
Der marxistischen Gesellschftstheorie völlig verständnidlos gegenüber stehend, versuchen sie die alten bürgerlichen Glaubenssätze, die Erde kann nicht alle ernähren, die Arbeiterklasse versch#windet und macht dem Lumpenproletariat Platz, aufzuwärmen.
Ein kurioses Durcheinander. Bitte mit dem Unsinn nicht länger beschäftigen
Was soll man mit Marxismus (und all dem anderen Ismen-Dreck) denn sonst machen.
Marx, Einstein, Freud, Lemaitre (“Urknall”), … (und frühere wie Malthus, Darwin, Robert Koch, …) … all diese Stars und Quasi-Heiligen unseres 21. Jahrhunderts sind der Ursprung all der Verirrungen unserer Zeit.
Erst wenn wir die gedanklich über Bord geworfen haben, kann es mit der gesellschaftlichen Gesundung endlich vorangehen.
Immer wieder diese Heiligenverehrung zu erleben wie sie hier von Andreas zelebriert wird. Wieso soll Marx sakrosankt sein? Nur bedingungsloser Glaube und Unterwerfung kann da dahinter stecken.
Kant: Saper aude! (Und nicht: lies nach beim heiligen Marx)
@lbrecht torz
22. August 2023 at 12:53
“Wieso soll Marx sakrosankt sein?”
Marx ist natürlich nicht sakrosankt, ebensowenig wie Ihre – der bei uns üblichen Indoktrination entsprechenden – Ausführungen, die ein Beispiel der “Verirrungen unserer Zeit” liefern. Bitte das “Sapere aude” ernst nehmen, Sie haben in der “Pandemie”-Inszenierung vielleicht mitbekommen, wie “unsere” falschen “Autoritäten” versagen! Die Erkenntnisse von Marx tragen wesentlich mehr zur Identifizierung der Regisseure dieser Inszenierung bei als das viele bei dieser Gelegenheit in Szene gesetzte kleinbürgerliche Geschwätz …
Ergänzung: mein Kommentar zu Ihrem Kommentar zum zweiten Teil dieser Rezension ist leider durch den Rost gefallen, vielleicht erscheint er ja noch?
Ich danke der Redaktion sehr für ihre prompte Reaktion!!!
Dafür bracht man kein Marx. Es war offensichtlich und es gab schon viel früher unangemessene Handlungen. Für den Rest sorgt schon die Gesellschaft.
Ismen nein Dsnke
„Ideologien sind der Ideen Tod“
Wir haben jetzt Faschismus von links. Das Negieren der Eigenverantwortung und das ständige Herumdoktern an der Gesellschaft (Umbau) ist typisch links.
Jetzt haben wir den Salat.
Genau so geht politische Ahnungslosigkeit im Sinne der Herrschenden. Es kann keinen Faschismus von links geben. Wenn man das Gefühl hat, es wäre so, dann ist man der Demagogie des Kapitals auf den Leim gegangen.
@TripleDelta
20. August 2023 at 16:52
Solange die Begriffe links, rechts, Faschismus durcheinandergebracht werden, ist es ziemlich sinnlos, sich auf links, rechts, Faschismus zu beziehen. Daher kann ich genauso sagen, es gebe sehr wohl Faschismus von links und wer das Gefühl hat, dem wäre nicht so, sei der Demagogie des Kommunismus, Sozialismus oder was immer man als links bezeichnet, auf den Leim gegangen. Jedes System geht an der Unvollkommenheit und Korruptionsanfälligekeit des Menschen zu Grunde.