Wie unrecht hatte Marx wirklich? – Teil 2

13. August 2023von 20,3 Minuten Lesezeit

Ausführliche Buchrezension des gleichnamigen Buches von Fritz Erik Hoevels. Was hilft uns Marx, angesichts der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung von Faschisierung, Krieg und Abbau der Grundrechte?

Dies ist der zweite Teil der Rezension des Buches Wie unrecht hatte Marx wirklich? von Fritz Erik Hoevels. Der erste Teil (Hier nachzulesen) beschäftigte sich mit marxistischer Philosophie und politischer Ökonomie.

In diesem Teil werden Hoevels Ansichten zur aktuellen Entwicklung des Kapitalismus dargestellt, der sich langsam in den Monopolismus transformiert.

Der noch folgende dritte Teil beschäftigt sich mit der marxistischen Geschichtstheorie, insbesondere mit Hoevels Ansichten zum Übergang von der Klassenlosen zur Klassengesellschaft in der Frühgeschichte und bewertet das Buch insgesamt.

Vom Kapitalismus zum Monopolismus

Hoevels denkt, dass die Arbeiterklasse global gesehen nur bis 1933 eine aufsteigende Klasse war. Nur bis zu diesem Zeitraum sei die Streikwaffe effektiv gewesen, danach aufgrund des geringeren Bedarfs an Arbeitern nicht mehr. Deshalb konnte der Faschismus in ganz Europa die bestehenden Arbeiterorganisationen liquidieren, ihr Vermögen beschlagnahmen und ihre Führer töten. Davon hat sich die Arbeiterklasse nie mehr erholt. Eine reale Chance für eine sozialistische Revolution bestand demnach nur im Zeitraum von 1917 bis 1933. Selbst in diesem Zeitraum wäre die Voraussetzung für eine erfolgreiche Revolution die effektive Nutzung der bestehenden Möglichkeiten gewesen, was Lenin in Russland gelang und woran andere kommunistische Parteiführungen kläglich gescheitert sind (S. 218f).

Marx und Engels glaubten noch, dass der technische Fortschritt unvermeidlich auch zu einem sozialen Fortschritt, zu einer Entmachtung der Kapitalisten und zur Machtergreifung der Arbeiterklasse führen wird. Bekanntlich ist diese Voraussage nicht eingetroffen und hier liegt der größte Fehler von Marx und Engels (S. 237).

Aufgrund der globalen Überbevölkerung kam es nach Ansicht von Hoevels in den letzten Jahrzehnten zu einem Rückgang der Produktivkräfte, was gegenwärtig zu einem drastisch sinkenden Lebensstand führt. Hauptursache ist die Energie- und Rohstoffknappheit. Um die kapitalistische Herrschaft dennoch zu stabilisieren, müssen Repression und Propaganda entsprechend hochgefahren werden (S. 223). Dies ist grundsätzlich möglich, weil die Arbeit inzwischen so produktiv geworden ist, dass ein geringer Prozentsatz der arbeitsfähigen Bevölkerung alle notwendigen Güter herstellen kann. Damit sank das spezifische Gewicht der Arbeiterklasse drastisch (S. 241). Ja schlimmer noch: Die Bourgeoisie besoldet zahlreiche unproduktive Existenzen als Propagandisten und Schläger. Sie werden als Rammbock gegen unzufriedene Bevölkerungsteile eingesetzt. Die gegenwärtige Gesellschaft ist deshalb um ein Vielfaches totalitärer und repressiver als noch vor einigen Jahrzehnten (S. 239, 241). Wir haben also eine Konstellation wie im späten Römischen Reich, wo auch keine Klasse einen Ausweg aus der sich zuspitzenden Krise der Sklavenhaltergesellschaft finden konnte. Das Endergebnis wird vergleichbar sein: Wir gehen einem neuen Dunklen Zeitalter entgegen. Anzeichen hierfür existieren zur Genüge. Dementsprechend werden Ideologien gefördert, die diese gesellschaftliche Rückentwicklung rechtfertigen. So die grüne Romantisierung des einfachen Lebens, also des Verzichts und der gleichfalls grüne Hass auf Aufklärung und Fortschritt (S. 251f).

In zwei weiteren Kapiteln, dem 24. und 25., schreibt Hoevels, dass Malthus im Grunde genommen recht hatte. Zwar nicht in seiner Aussage, dass die Bevölkerung geometrisch (2, 4, 8, 16 etc.), die verfügbaren Nahrungsmittel aber nur arithmetisch (1, 2, 3, 4, 5, 6 etc.) wachsen und auch nicht in seiner Forderung, die Armen verhungern zu lassen (S. 509). Wohl aber in seiner Befürchtung, dass die bereits heute existierende Überbevölkerung den Lebensstandard der Menschen ins Bodenlose wird abstürzen lassen.

Hoevels scheint zu glauben, dass der Kommunismus und sogar der Sozialismus nur bei einer bedeutend geringeren Weltbevölkerung als der heutigen möglich sind. Er nennt hier die Zahl von 300 Millionen (S. 499). Nur dann könnte seiner Meinung nach die Menschheit nicht nur „mühelos ihre Ernährung sichern, ohne durch ihre Anbauflächen die Biosphäre des Planeten zu ruinieren, sondern könnte sogar diese Fläche noch ohne dieses unschöne Resultat zwecks Sicherung ihrer Energieversorgung ohne Darberei und Frieren verdoppeln.“ (S. 499f)

Was Hoevels damit genau meint, ist unklar. Er scheint auf den Anbau von Energiepflanzen wie Raps anzuspielen, die ja bekanntlich auch zu Biokraftstoffen verarbeitet werden können. Zum Glück ist dies nicht die einzige und nicht die effektivste Möglichkeit zur Sicherung der Energieversorgung (siehe unten).

Hoevels spricht hier eine sehr ernste Frage an. Deshalb ist es nötig, sich mit der Frage der Geburtenkontrolle und der Haltung der herrschenden Klasse dazu eingehender zu beschäftigen.

Erstmals wurde Geburtenkontrolle von der US-Bourgeoisie in den 60er Jahren propagiert. Sie war Teil der von der Kennedy-Administration gestarteten Allianz für den Fortschritt. Als Reaktion auf sozialistische Guerillabewegungen sollte der Lebensstandard in der Dritten Welt erhöht werden, um ihre Rekrutierungsbasis auszutrocknen. Im Rahmen der Grünen Revolution wurde der Anbau von Hochertragssorten gefördert und so die Ernährung der Bevölkerung verbessert. Durch Geburtenkontrolle sollte das Bevölkerungswachstum eingeschränkt und so ebenfalls ein Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet werden. Allerdings war eine Veränderung der häufig extrem ungerechten Landeigentumsverhältnisse nicht vorgesehen. Deshalb haben diese US-Programme auch ihr proklamiertes Ziel der Armutsbekämpfung nicht erreichen können. Ganz im Gegenteil bewirkten der Anbau von Hochertragssorten und die Mechanisierung der Landwirtschaft die Vertreibung vieler Kleinbauern von ihrem Grund und Boden, die dann in die Slums der großen Städte strömten, ohne dort Arbeit in der Industrie finden zu können.

Im Jahr 1980 beendete die Reagan-Administration alle Bemühungen zur Geburtenkontrolle. Zum Einen fürchtete man den Einfluss der Sowjetunion in der Dritten Welt nicht mehr. Zum anderen begann zu dieser Zeit die Verlagerung von Industriebetrieben aus den westlichen Ländern dorthin. Die Kapitalisten hatten natürlich ein Interesse an niedrigen Löhnen. Also waren ihnen die hohen Geburtenraten in diesen Ländern gerade recht. Sie hielten die Löhne niedrig und die Profite hoch. Zwar umwarb Reagan auch die in den USA starken evangelikalen Christen als Wähler, aber diese Tatsache allein kann das brutale Einstampfen aller Programme zur Geburtenkontrolle nicht erklären. Hätten die US-Kapitalisten ein Interesse an ihrem Fortbestand gehabt, hätte sich die Regierung fügen müssen, bzw. es wäre ein anderer Präsidentschaftskandidat aufgestellt worden.

In der Gegenwart hat sich offenbar die Haltung der Kapitalisten oder genauer der superreichen US-Oligarchen zur Geburtenkontrolle erneut geändert. Im letzten Jahrzehnt häuften sich Forderungen von Milliardären für eine Bevölkerungsreduktion. Paul Watson, der Gründer von Sea Shepherd fordert eine Weltbevölkerung von einer Milliarde, ebenso ein UNO-Bericht zum Global Biodiversity Assessment, die Georgia Guidestones, ein von einer geheimnisvollen Elitegruppe aufgestelltes und inzwischen gesprengtes Denkmal in Elberton, Georgia, 500 Millionen und der Milliardär Ted Turner, Gründer von CNN, 250 bis 300 Millionen.[1] Auch Bill Gates scheint in einer unklaren und unterschiedlich interpretierbaren Äußerung eine Bevölkerungsreduktion gefordert zu haben.[2] Nun kann man das noch als verstreute Meinungsäußerungen von – wenn auch sehr mächtigen – Einzelpersonen abtun. Allerdings stellt Klaus Schwab in seinem Buch „Covid-19 – Der große Neustart“ fest, dass künstliche Intelligenz und die Industrie 4.0 große Teile der Weltbevölkerung außer Kurs setzen werden. Das heißt, die weit überwiegende Zahl der Menschen wird noch nicht einmal als Ausbeutungsobjekt benötigt. WEF-Ideologe Yuval Noah Harari spricht noch sehr viel deutlicher von nutzlosen Faulenzern, wobei er die meisten normalen Menschen meint. Er äußert die Vermutung, dass die Oligarchen diese früher oder später beseitigen werden.[3] Warum sollten die Oligarchen auch 8 Milliarden Menschen an Leben lassen und durchfüttern, wenn sie von ihnen in keinster Weise mehr gebraucht werden? Außerdem sind sie trotz allem schwer zu kontrollieren. Eine verarmte, frustrierte und unbeschäftigte Masse könnte trotz aller Kontrolltechnologie immer noch zu Aufständen neigen.

Häufig werden auch die Corona-Impfungen bzw. deren Wirkungen auf die Fruchtbarkeit der Frauen als Teil eines weitgespannten Plans unserer Milliardäre zur Bevölkerungsreduktion angesehen. Bill Gates und andere Personen lassen auch an Gene-Drive forschen. Der Gene-Drive ist eine Methode zur beschleunigten Ausbreitung von Genen in Populationen. Angeblich geht es um die Ausrottung der Malaria. Ziel sei es, die weiblichen Anopheles-Mücken unfruchtbar zu machen, so dass die Art und mit ihr die Malaria ausstirbt. Das ist 2021 gelungen. Mittels genmanipulierter Mücken wurde eine Population von Anopheles-Mücken zum Zusammenbruch gebracht. Da die Gene aller Lebewesen nach den gleichen Prinzipien funktionieren, ließe sich diese Technologie auch beim Menschen anwenden. Wenn man die Anopheles-Mücken unfruchtbar machen kann, dann auch den Homo sapiens.[4]

Wenn die Milliardäre Pläne zur Bevölkerungsreduktion verfolgen, dann werden sie nicht großartig fragen, sondern einfach so handeln wie es ihnen richtig erscheint.

Hoevels stellt sich die Bevölkerungsreduktion vor nach dem Vorbild der chinesischen Ein-Kind-Politik, vor allem aber durch Frauenrechte, große sexuelle Freiheit und einer Verbesserung der Lebenssituation der Menschen. Sie kann also nur langfristig wirken. So lange werden die Milliardäre aber nicht warten wollen. Mehr Glück, mehr soziale Sicherheit und größeren Wohlstand für die Menschen wollen sie schon mal gar nicht. Denn das könnte aufgrund des Prinzips der Kognitiven Dissonanzreduktion (siehe Teil 1) ihre Herrschaft gefährden. Das heißt, unabhängig davon, wie sinnvoll eine Bevölkerungsreduktion im Prinzip sein mag, die offenbar von den Milliardären erwogenen oder womöglich bereits angewandten Methoden stellen eine Gefahr für alle „normalen“ Menschen dar und müssen deshalb bekämpft werden.

Diese Zusammenhänge kann man nicht einfach ignorieren und so tun, als wäre die Forderung nach einer Bevölkerungsreduktion progressiv und als würde sie in völligem Gegensatz zu den Plänen und Absichten der Kapitalisten stehen. Damit ist Hoevels mindestens zwei Jahrzehnte hinter der aktuellen Entwicklung zurückgeblieben.

Was ist nun von Hoevels Aussage zu halten, dass aufgrund des großen Bevölkerungswachstums die meisten Ressourcen dieser Erde bereits verbraucht wurden und deshalb ein hoher Lebensstandard für alle, wie er für den Kommunismus[5] nötig ist, nicht mehr erreicht werden kann? Zunächst einmal ist festzustellen, dass Hoevels dies zwar ständig behauptet, aber in seinem Buch keine Belege für seine These anführt, geschweige denn Berechnungen präsentiert. Dies ist angesichts der weitreichenden Konsequenzen dieser Aussage eine unverständliche Unterlassung.

Es finden sich nur kurze anekdotische Aussagen. Hoevels macht seine These von der Unmöglichkeit des Kommunismus zum Beispiel daran fest, dass ein großer Teil des Erdöls bereits verbraucht worden sei (S. 555).

Auch im Folgenden kann keine solche Berechnung präsentiert werden. Es gibt jedoch gute Gründe zu glauben, dass der Kommunismus auch bei der heutigen Weltbevölkerung von 8 Milliarden Menschen noch möglich ist.

Zunächst einmal muss man definieren, was unter „materieller Überfluss“ zu verstehen ist, der ja bekanntlich eine Voraussetzung für den Kommunismus ist. Hoevels glaubt, dass dieser sich am Lebensstil der reichsten 1% der Menschheit orientieren müsse. Dann freilich wäre der Kommunismus in der Tat unmöglich. Allerdings setzt dieser von den Kapitalisten gepflegte Lebensstil voraus, dass ihnen Heerscharen von Domestiken zur Verfügung stehen, die es im Kommunismus natürlich nicht geben kann. Ich gehe davon aus, dass es reicht, wenn alle 8 Milliarden Menschen auf den Status eines Mittelklassehaushaltes der bisherigen Industrieländer gebracht werden. Das bedeutet:

  • Eine große helle Wohnung oder ein Haus
  • Individuelle und kollektive Mobilität einschließlich Flugreisen
  • Mehrere Urlaube pro Jahr
  • Reiches Angebot an Konsumgütern
  • Gut ausgebaute öffentliche Infrastruktureinrichtungen
  • Am wichtigsten: Soziale Sicherheit

Es ist in der Tat eine riesige Herausforderung, diesen Lebensstil zu verallgemeinern. Der Schlüssel hierzu ist Energie im Überfluss. Tatsächlich steht uns eine solche Energiequelle zur Verfügung, die Kernenergie. Dabei braucht man durchaus nicht auf die Kernfusion zu warten, wie Hoevels denkt. Bereits die Kernspaltung liefert diese Energiequelle. Hier macht sich der naheliegende Einwand bemerkbar, dass auch Uran eine endliche Ressource ist und vielleicht nur noch 40 Jahre zur Verfügung steht. Das gilt allerdings nur für die herkömmlichen Leichtwasserreaktoren. Bereits mit Schnellen Brütern wie dem russischen BN-800 kann das bestehende Uran um Größenordnungen besser ausgenutzt werden. Allein der in der BRD lagernde „Atommüll“ könnte bei einer bestimmten Anzahl von Schnellen Brütern den gesamten Strombedarf des Landes für mehrere 100 Jahre decken. Bei Nutzung der Brütertechnologie würden die vorhandenen Uran- und Thoriumressourcen für 10.000 Jahre reichen, vielleicht sogar noch länger. Inzwischen hat die Arbeitsgruppe um Götz Rupprecht einen weiteren noch fortschrittlicheren Reaktor entwickelt. Der Dual-Fluid-Reaktor ist auch ein Schneller Brüter. Aber der mit ihm erreichbare Erntefaktor[6] ist mit 5.000 um Größenordnungen höher als alle anderen Kraftwerke (Windkraftanlagen 1,6, Kohlekraftwerke 40, Kernkraftwerke mit Leichtwasserreaktoren 100).

Hoevels behauptet, die Erdölressourcen seien zum größten Teil schon verbraucht worden. Angenommen das stimmt, müssen wir dennoch nicht verzweifeln. Dann man kann die verschiedenen Kohlenwasserstoffe ineinander umwandeln. Steinkohle reicht noch für mehrere Jahrhunderte. Mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren ist es möglich, aus dieser Steinkohle Benzin zu gewinnen. Sicherlich wäre der Kohleabbau etwas aufwendiger als die Förderung von Erdöl. Aber mit modernen Abbaumaschinen ist auch die Kohleförderung stark automatisiert worden. Das gilt erst recht für Maschinen, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind. Denn diese Technologie kann nicht nur zur Überwachung und Unterdrückung eingesetzt werden, sondern sie kann auch das Leben der Menschen erleichtern.

Es kommt sogar noch besser: Inzwischen ist es möglich, aus dem in der Luft vorhandenen CO2 und Wasser künstliche Kohlenwasserstoffe herzustellen, mit denen man zum Beispiel Verbrennungsmotoren völlig CO2-frei betreiben kann. Denn das bei der Verbrennung von künstlichem Benzin freiwerdende CO2 entspricht ja genau dem, das der Atmosphäre vorher zu seiner Produktion entzogen wurde. Einzige Voraussetzung: Große Energiemengen, die nach Lage der Dinge nur die Kernkraft liefern kann.

Mit der Plasmavergasung können alle nicht mehr benötigen Stoffe elementgenau in ihre Bestandteile zerlegt werden. Dadurch wird das Problem der angeblichen Ressourcenknappheit wesentlich entschärft. Auch hierfür werden große Energiemengen benötigt.

Schließlich kann die Produktivität der Landwirtschaft durch Vertical Farming, grüner Gentechnik und Einzellerprotein als Tierfutter wesentlich gesteigert werden, wenn ihr genügend große Energiemengen zugeführt werden.[7]

Was hier beschrieben wurde, sind Technologien, die uns bereits heute zur Verfügung stehen. Es ist nicht absehbar, was der Mensch in Zukunft noch alles erfinden wird, um Probleme wie die Ressourcenverknappung effektiv zu lösen. Einen weiteren Quantensprung wird sicherlich die Verfügbarkeit von Kernfusionsreaktoren bringen. Das wird freilich noch einige Jahrzehnte dauern und wahrscheinlich gerade nicht passieren, wenn die Oligarchen weiterhin herrschen.

Diese hier angedeuteten Zusammenhänge können den Kapitalisten und westlichen Oligarchen nicht entgangen sein. Wenn sie fortgeschrittene Kernspaltungsreaktoren nicht nur nicht fördern, sondern diese sogar behindern, etwa indem sie weltweit grüne Bewegungen finanzieren, dann muss das etwas mit ihren sozialen Interessen zu tun haben. So sagte der bekannte Elitenberater Jeremy Rifkin: „Die Aussicht billiger Fusionsenergie ist das schlimmste was dem Planeten passieren könnte.“[8] In den USA ließ die Carter-Administration scheinbar völlig unmotiviert in den 70er Jahren das Brüter-Programm einstellen. Andere kapitalistische Industrieländer wie Frankreich und die BRD folgten diesem Beispiel in den 80er Jahren.[9]

Hoevels weist in seinem Buch immer wieder darauf hin, dass die Menschen mit der Kapitalherrschaft unzufrieden werden, wenn es ihnen zu gut geht. Also müssen die Kapitalisten und Oligarchen nicht nur aus Gründen der Profitmaximierung, sondern auch zum Zweck ihrer Herrschaftssicherung den in der Nachkriegszeit nur widerwillig gewährten Lebensstandard der Menschen radikal absenken. Der Kapitalideologe Harari spricht diesen Zusammenhang ja auch ziemlich offen aus (siehe Teil 1).

Unabhängig davon, ob sie unbedingt notwendig ist, wäre eine langfristige Bevölkerungsreduktion durch eine globale Ein-Kind-Politik kombiniert mit Frauenrechten, großer sexueller Freiheit und sozialer Sicherheit sicherlich sinnvoll. Freilich kann sie nur mit Zustimmung der Mehrheit der Weltbevölkerung umgesetzt werden.

Wenn die Oligarchen eine Bevölkerungsreduktion anstreben und zu einer neuen Produktionsweise vorstoßen wollen, muss das jedenfalls andere Gründe haben. Hoevels bringt in Kapitel 28 zahlreiche Reproduktionsschemata, die alle aussagen, dass der Kapitalismus kein systemisches Problem hat und unendlich weiterexistieren kann. Das Problem dabei: Das v, also das variable Kapital oder das Kapital, das für die Löhne ausgegeben wird, bleibt bei ihm immer gleich. Damit bleibt auch der Mehrwert gleich. Eine geringere Profitrate infolge der Erhöhung des konstanten Kapitals wird durch eine größere Profitmasse pro Kapitalist ausgeglichen. Das ist möglich, da die Anzahl der Kapitalisten auch immer weiter abnimmt.

Hoevels hat aber in anderen Teilen seines Buches selbst dargestellt, dass immer weniger produktive Arbeiter immer mehr Güter produzieren und die meisten Menschen bereits außer Kurs gesetzt und viele zu einer Art Lumpenproletariat geworden sind, das als Spitzel, Schläger und Propagandist der Kapitalisten agiert.

Nun haben selbst Kapitalideologen wie Schwab oder Harari in ihren Büchern die Befürchtung – oder Hoffnung – geäußert, dass durch die Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz ein großer Teil der noch verbleibenden Arbeiter ebenfalls außer Kurs gesetzt werden. Irgendwann wird der Punkt kommen, wo nicht nur die Profitrate, sondern auch die Profitmasse zurückgeht. Dann haben Kapitalisten und Oligarchen wirklich ein Problem.

Im Kapitalismus findet zudem eine Umverteilung der Profite von den weniger produktiven hin zu den produktivsten Branchen und Betrieben statt.[10] Diese kann ganz beträchtliche Ausmaße annehmen. Vermutlich ist der säkulare Aufschwung im Neoliberalismus (1989 bis 2007) vor allem auf die großen Arbeitermassen Osteuropas und Chinas zurückzuführen, die vom westlichen Kapital ausgebeutet wurden. Denn dort war – und ist – die organische Zusammensetzung des Kapitals geringer und der produzierte Mehrwert höher als im Westen. Westliche Konzerne haben sich aber große Teile dieses Mehrwertes angeeignet. Wenn chinesische Konzerne auf der Wertschöpfungsleiter aufsteigen, kommt dieser Mehrwert zu größeren Teilen den einheimischen chinesischen Kapitalisten zugute. Dadurch wird die Krise des westlichen Kapitalismus weiter verschärft. Der Westen kann also absolut nicht zulassen, dass China zum High-Tech-Land wird. Das ist der tiefste Grund für den Krieg, den die USA gegen China – nach Ansicht von US-Militärs – führen müssen. Letztlich geht es um den Mehrwert der chinesischen Arbeiter.

Gerade weil der westliche Kapitalismus nicht mehr richtig funktioniert, werden Oligarchen wie Gates geradezu darauf gestoßen, ihr Vermögen durch Betrug und Plünderung zu vermehren. Die Corona- und Klimahysterie sind die besten Beispiele hierfür.

Letztlich läuft diese Entwicklung tatsächlich auf eine neue Produktionsweise hinaus; darin ist Hoevels zuzustimmen. Meinetwegen kann man sie auch Monopolismus nennen. Blackrock und Co. haben im Herzen des westlichen Kapitalismus bereits ein gigantisches Monopol errichtet und den Wettbewerb bewusst heruntergefahren. Wenn diese Entwicklung so weiter geht, wird irgendwann der Punkt kommen, wo die Oligarchen nicht mehr aufgrund der Wirkung der kapitalistischen Bewegungsgesetze herrschen, sondern nur noch durch pure Gewalt. Aber noch ist es nicht ganz so weit, und der „Monopolismus“ ist erst dabei, sich zu entfalten.

Hoevels behauptet, infolge von „Rohstoffschwund“ (S. 617) nehme die Produktivität nicht mehr zu, sondern sie schrumpfe. Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass sie auch im Westen bis 2007 auf jeden Fall zugenommen hat, wenn auch langsamer als in den vorherigen langen Wellen. In China nimmt die Arbeitsproduktivität weiterhin rapide zu, wobei sie den westlichen Stand noch nicht erreicht hat. Wenn die Produktivität im Westen nicht mehr oder nur noch sehr langsam steigt, dann wohl vor allem, weil sich dort Monopole immer stärker ausgebreitet haben und der Wettbewerb bewusst heruntergefahren wurde. Anstatt in produktivitätssteigernde Maschinen zu investieren, wird das Mehrprodukt nahezu vollständig an die wenigen Milliardäre und Oligarchen wie Gates ausgeschüttet. Solche Investitionen sind auch nicht mehr notwendig, da sie den Firmen und Oligarchen keinen Vorteil bringen würde. Bereits Lenin hat diese Erscheinung als Parasitismus und Fäulnis des Imperialismus bezeichnet.[11] Wie es scheint, ist sie erst mit Aufstieg der großen Schattenbanken wie Blackrock und Co. nach der Weltwirtschaftskrise von 2007 bis 09 voll zum Durchbruch gelangt. Das ist auch kein Wunder, denn das von Blackrock und Co. verwaltete „Vermögen“ ist in den Jahren nach der Krise geradezu explodiert, von 1,3 Billionen im Jahr 2008 auf 10 Billionen im Jahr 2021.[12] Freilich sind diese Praktiken einer Plünderungswirtschaft weit davon entfernt, die endemische Krise des Kapitalismus zu lösen. Ganz im Gegenteil verschärft die Substanzauszehrung der Unternehmen diese zusätzlich und lässt sie immer stärker gegenüber chinesischen Unternehmen zurückfallen.

Das einzige Hindernis für die Macht der Oligarchen sind Russland und China. Ohne jeden Beleg geht Hoevels davon aus, dass die USA die gegenwärtige Auseinandersetzung mit Russland und China gewinnen werden. Der bisherige Verlauf des Ukrainekrieges (Juli 2023) spricht durchaus nicht für diese These. Russland hat die westlichen Wirtschaftssanktionen gut weggesteckt und ist weit von einer Niederlage auf dem Schlachtfeld entfernt. Selbst wenn Russland dort eine schwere Niederlage erleiden sollte, ist es gar nicht so einfach, es mit Nuklearwaffen auszulöschen, wie Hoevels behauptet (S. 206). Denn Russland verfügt über Hyperschallwaffen, gegen die auch die hochentwickelte US-Raketenabwehr nichts ausrichten kann. Das heißt, es kann jeden Angriff mit Nuklearwaffen auf sein Territorium mit gleicher Münze heimzahlen. Solange Russland als Staat existiert, ist auch ein Krieg der USA gegen China wenig erfolgversprechend. Es würde sich dabei keineswegs um eine „Kolonialexpedition“ handeln, wie Hoevels behauptet.

Sollten die US-Oligarchen so wahnsinnig bzw. so verzweifelt sein, Russland mit Nuklearwaffen angreifen zu lassen, dürfte das Resultat eher die Auslöschung der gesamten Menschheit in einem nuklearen Winter sein. Dieses Risiko wäre für die herrschenden Kreise in den USA nur dann tolerabel, wenn sie glauben, dass ihre künstliche Intelligenz so weit entwickelt ist, dass sie den nuklearen Winter in ihren Bunkern aussitzen und nach seinem Ende immer noch – wie heute schon – göttergleich herrschen werden. Im Augenblick scheint dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen zu sein.

Wie es scheint, sind die Pläne dieser Oligarchen zur Niederwerfung Russlands und Chinas bisher nicht aufgegangen. Das bedeutet freilich nicht, dass sie es nicht erneut versuchen werden. Eine Niederlage von Russland und China ist immer noch eine reale Möglichkeit. Aber es wäre verfehlt, sie bereits als gegeben anzunehmen, was Hoevels tut.

Fritz Erik Hoevels: Wie unrecht hatte Marx wirklich?, Band I: Gesellschaft und Wirtschaft, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, Freiburg im Breisgau 2023, 36,50 Euro, 700 Seiten

Seitenangaben in der Rezension beziehen sich auf dieses Buch.

[1] Vgl. Dirk C. Fleck: Das Warten auf den Kollaps – unsere einzige Hoffnung?, Neue Debatte, 10.09.2019, im Internet: https://neue-debatte.com/2019/09/10/das-warten-auf-den-kollaps-unsere-einzige-hoffnung/, abgerufen am 28.07.2023

[2] So sagte er 2010: „Zuerst einmal haben wir die Bevölkerung. Auf der Welt leben heute 6,8 Milliarden Menschen. Das steuert auf rund 9 Milliarden Menschen zu. Wenn wir nun mit neuen Impfstoffen, der Gesundheitsfürsorge und der Reproduktionsmedizin wirklich gute Arbeit leisten, könnten wir diese um vielleicht 10 oder 15 Prozent senken.“ Zitiert nach: Walter van Rossum: Meine Pandemie mit Professor Drosten, Neuenkirchen 2021, E-Book, Kapitel 5: Big Pictures. Originalquelle: Ted-Talks 2010: Bill Gates über Energie, im Internet: https://www.ted.com/talks/bill_gates_innovating_to_zero?language=de#t-290156, Ab 4,07 Min. abgerufen am 28.07.2023.

[3] Harari 2017, a.a.O., Kapitel 9, Unterkapitel Die nutzlose Klasse

[4] Vgl. Thomas Röper: Inside Corona, Gelnhausen 2022, E-Book, Kapitel NGOs, Philanthropen und Oligarchen, Unterkapitel: Open Philanthropy

[5] Im Sinne einer klassenlosen Gesellschaft

[6] Verhältnis der Energie, die zum Bau und Betrieb aufgewendet werden muss im Vergleich zur erzeugten Energie.

[7] Detaillierte Ausführungen zu diesem Thema vgl. Jan Müller: Der vermutlich kommende Klimalockdown und seine Alternativen, in: Autorenkollektiv: Dark Winter, S. 184ff, im Internet: https://magma-magazin.su/broschueren/dark-winter-analysen-zum-corona-kapitalismus/, abgerufen am 28.07.2023.

[8] Fleck, a.a.O.

[9] Die Kernfusion wird gefördert, weil eine Verweigerung dieser Förderung die Absichten der Oligarchen noch wesentlich offensichtlicher machen würde. Aber Klimawissenschaftler wie Claudia Kemfert können so immer darauf hinweisen, dass die Kernfusion viel zu weit entfernt sei, um die Klimakrise lösen zu können. Demgegenüber könnten schnelle Brüter bereits heute gebaut werden. Wenn das Länder wie die BRD nicht mehr hinbekommen: Rosatom steht sicherlich hilfreich bereit. Bei einer anderen Regierung, die Russland nicht ruinieren will, versteht sich.

[10] Vgl. Ernest Mandel: Marxistische Wirtschaftstheorie, Frankfurt am Main 1972, S. 187ff

[11] Vgl. W.I. Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, in Lenin-Werke, Band 22, S. 280ff, Berlin 1972

[12] Vgl. Wikipedia-Artikel Blackrock, im Internet: https://de.wikipedia.org/wiki/BlackRock, abgerufen am 28.07.2023

Bild Screenshot Ahriman Verlag


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33 Kommentare

  1. […] Thorium und Uran reichen mindestens 10.000 Jahre” Quelle […]

  2. Andreas 17. August 2023 at 19:21Antworten

    Oberflächliche Phrasen: Wirtschaftskrisen würde es nicht mehr geben, Klassenkampf gäbe es nicht mehr, man könne Wkrisen berechnen, es hätte ein “Rückgang der Produktivkräfte” stattgefunden, Ressoaucenverknappung wäre eingetreten usw. Das ist wirklich Gelabere.
    Aber unterirdisch schlecht wird es erst mit de, Gerede von der Überbevölkerung! Und sich dann noch als Marxist oder Kritiker des Marxismus zu tarnen.
    Das ist doch dreist, wenn sich faschistische Ideologie als marxistisch ausgibt.

  3. lbrecht torz 17. August 2023 at 12:08Antworten

    Komisch, hier kommt seit Montag nichts mehr durch. Liegt es am Thema?

  4. lbrecht torz 16. August 2023 at 11:41Antworten

    Vielleicht doch …

    Nicht die Arbeiterklasse ist die revolutionäre Kraft. Uns das einzureden ist auch eine der vielen Lügen, mittels der wir dumm und schwach gehalten werden. Und Marxisten, Kommunisten, “Linke” sind die Leute, die die Herrschenden an der Macht halten. Aus Dummheit oder weil sie durch V-Leute und Einfluss-Agenten geführt werden.

    Ein Bewegung, die auf “Linke” setzt wird nie erfolgreich gegen die Herrschaft aufbegehren – weil das wichtigste Ziel der “Linken” immer ist, das herrschaftliche Spalte-und-Herrsche-Prinzip aufrecht zu erhalten.

    Also haben wir damit schon zwei falsche Grundannahmen entlarvt:

    a) die “Arbeiterklasse” ist kein revolutionäres Subjekt (das zeigt die Geschichte)
    b) die “Linken” sind keine Gegner der Herrschenden sondern deren heimliche Armeen (siehe “Antifa” und Co)

    Wir müssen endlich lernen:

    a) das revolutionäre Subjekt waren schon immer die echten, PRODUKTIVEN, Zukunft schaffenden Leistungsträger der Gesellschaften, die sich um die Früchte ihrer Arbeit betrogen sahen (Mittelständler, Handwerker, Selbstständige, Kleinunternehmer, Familienbetriebler, … – dagegen kaum Akademiker die zur maximalen Autoritätshörigkeit, Autoritätsgläubigkeit, hierarchische orientiertem Denken und Handeln und damit zur Unterwürfigkeit getrimmt sind)
    b) die “Linken” (nicht alle, aber ganz viele derer, die sich selbst so bezeichnen) sind nicht nur wegen ihrer grundfalschen Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse anti-revolutionär, sondern auch wegen ihrer offensichtlichen Abhängigkeit von der Herrschafts-Klasse in ihren prekären und oft nutzlosen Beschäftigungen (“Bullshit-Jobber”) als Literaten, Medienmacher, Schreiberlinge, NGO-Mitarbeiter, Akademiker, Beamte, Bürokraten, Einflussagenten, “Aktivisten”, Stiftungsmitarbeiter, Kommissionsangehörige, Politiker, Lautsprecher und Lautschreier aller Orten …

    Wer immer noch mit diesem längst überholten Marx rummacht muss irgendwie nicht mitbekommen haben, dass sich die Erde weiterdreht. (Wenn nicht sogar Marx selbst ein Einflussagent war, immerhin von einem schwerreichen Unternehmer (Engels: Erbe) gefördert und alimentiert)

    Man schaue sich doch nur an, wie die angeblichen “Linken” die Idee der Herrschafts-Umstürzung besetzt halten – und ganz genau Null und nichts dafür machen. Ein “Linker” schrieb mir, es sei die Absicht der Linken “die Macht der Konzerne zu brechen”. Da kann man doch nur wiehern. Überall sitzen “Linke”, heute sogar als Ministerpräsidenten, Minister, im Berliner Senat, in EU-Organisationen, … wo brechen die die Macht der Konzerne? Nein, die unterstützen deren Macht allerorten!

    Meine Meinung

    • Fritz Madersbacher 21. August 2023 at 9:11Antworten

      @lbrecht torz
      16. August 2023 at 11:41
      “das revolutionäre Subjekt waren schon immer die echten, PRODUKTIVEN, Zukunft schaffenden Leistungsträger der Gesellschaften, die sich um die Früchte ihrer Arbeit betrogen sahen (Mittelständler, Handwerker, Selbstständige, Kleinunternehmer, Familienbetriebler, …”
      Bei aller Wertschätzung für die kleinen Gewerbetreibenden: wer betrügt sie denn um die Früchte ihrer Arbeit? Häufige – auch Ihre – Antwort: der Staat. In Ihrem Kommentar identifizieren Sie “Kapitalismus” mit den tüchtigen Gewerbetreibenden. Das hat für sein frühes Stadium gegolten. Spätestens im 19. Jahrhundert haben sich aus dem kapitalistischen Konkurrenzkampf große Konzerne entwickelt, die in weiterer Folge in Zusammenballung mit großen Banken große, die Wirtschaft und den Staat beherrschende Monopole bildeten. Der Staat ist das Werkzeug der großen Monopole, und diese, nicht die Arbeiter, bringen kleinere Betriebe um ihre Früchte.
      Es stimmt, dass die arbeitenden Menschen (dazu gehören Alle, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft, nicht von Besitz leben) nicht “revolutionär” sind. Sie sind – dank der Arbeit der Sozialdemokratie – “in die kapitalistischen Strukturen integriert”. Aber Gesellschaften ohne erneuernde, revolutionäre Kräfte sind in großer Gefahr, dahinzusiechen (siehe spätantikes Rom). Die “Pandemie”-Inszenierung hat diese Gefahr schonungslos aufgedeckt. Die kleinen Gewerbetreibenden als solche, von ihrer gesellschaftlichen Stellung her, sind nicht „revolutionäres Subjekt“, sondern – wenn sie ihre Lage verstehen und ihre wahren Gegner kennen – wichtige Bündnispartner der arbeitenden Menschen. Andernfalls fallen sie, wie die Geschichte lehrt, allzu leicht faschistischen Rattenfängern in die Hände, die ihnen diverse Flausen („Leistungsträger“, „produktives Kapital“ und dergleichen) vorgaukeln …

  5. Dr. Peter F. Mayer 15. August 2023 at 12:31Antworten

    Wären Sie bereit fix Angestellte zu bezahlen, die sich um die Kommentare 24 Stunden 7 Tage die Woche kümmern? Dann werden ihre Kommentare garantiert sofort freigegeben. Hier machen das die Autoren, die auch gelegentlich eine oder zwei freit Stunden benötigen. Wir bitte daher auch um Ihr Verständnis!

  6. jhampe2 14. August 2023 at 14:31Antworten

    Wirkliche Impulsgeber für eine gesündere Gesellschaftsordnung waren Silvio Gesell (Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld) sowie Rudolf Steiner (Soziale Dreigliederung, Ökonomischer Kurs). Bei diesen Autoren findet man Ideen, welche viel dienlicher, zukunftsweisender und friedvoller sind als bei Marx. Marxismus und Sozialismus dürften ohnehin im Sinne der kontrollierten Opposition gefördert worden sein. Siehe dafür Antony C. Sutton über die russische Revolution.

  7. jhampe2 14. August 2023 at 14:22Antworten

    Wollte Marx als Übergangslösung nicht die Diktatur des Proletariates eingeführt wissen? Im irrigen Glauben, dass die Menschen an der Macht dieser Diktatur niemals ihre Klasse verraten würden und ganz in dessen Sinne handeln würden. Marxismus ist mit den Grundrechten und das Rechtsverständnis welches sie darstellen, unvereinbar. Marxismus bedeutet zuerst mal Diktatur.

  8. George 14. August 2023 at 14:06Antworten

    Hallo Walter,
    Sie haben natürlich weitestgehend Recht.
    Vielleicht darf ich ein Beispiel zur Verdeutlichung anführen, warum Amerika für mich immer noch ein Hoffnungsträger ist, wenn man auf einzelne Länder dort schaut.
    -ein Vergleich der Aura von 2 Gesichtsausdrücken mal zur Veranschaulichung
    -Kristi Noem vs. Ursual von der Leyen
    -menschliche Wärme der Aura vs. unmenschliche Verbissenheit

    Wer in den letzten 3 Jahren in South Dakota gelebt hat und die Lebensbedingungen dort mit Deutschland und Österreich verglichen hat kann nur zu einem Ergebnis kommen.

    Thank you Kristi Noem

    Auf weitere positive Beispiele anderer Staaten in den US wird hier verzichtet.

  9. A. Petermann 14. August 2023 at 11:01Antworten

    Probleme entstehen erst wenn der Mensch sich in jede Lücke hineindrängen will. Philosophieren tut jeder aber kaum wird genauer hingeschaut. Aktuelle gravierende Probleme werden nicht angepackt. Wundern sollte niemand mehr etwas.
    Wie schon der Politiker Schuster sagte und zitiere seine Worte: Sozialdemokraten und Grüne scheinen die Situation wie aus einer Loge betrachten zu wollen. Die Integrationsleistung, die von der Bundesregierung am Rednerpult so gerne herbeigeredet wird, schaffen wir bei diesem unbegrenzten Zustrom schon jetzt nicht mehr. Ich kann gar nicht glauben, dass die Ampel-Koalition die Zeit zurückgedreht hat und jetzt die alten Fehler wiederholt.

  10. Dorn 14. August 2023 at 9:53Antworten

    Das Wort Überfluss sagt schon alles aus. Die konsequenzen bleiben nicht aus.

  11. A-w-n-2 14. August 2023 at 9:43Antworten

    Also weil ich beim Teil 1 kommentiert hatte und der Autor auf Folgeartikel verwies: mir scheint bereits das Buch ‘über Marx’ nicht auf dem Niveau von Marx geschrieben zu sein. Es dokumentiert eher die begrenzte Sichweise des Buchautors, wie teils hier schon kommentiert. Bevölkerungswachstum: es wird 2046 ein Maximum von 8.6 Mrd. und ein Rückgang auf 7.3 Mrd bis 2100 erwartet. John B. Calhoun sei auch erwähnt. Bevölkerungswachstum gibt es nur in bestimmten Teilen der Erde. Es ist mehrfach darauf hingewiesen worden, dass eine Zugänglichmachung von Verhütungsmitteln in Afrika, die dort selbst gewünscht würde, 7x mehr effektiv wäre zur ‘Geburtenkontrolle’. AI und Industrie 4.0: nur weil das WEF etwas sagt, heisst es nicht, es würde so eintreffen auch in der Wirkung und auch dort hört man unterschiedliches. Auch jetzt schon ist die Arbeitsmarktsituation so, dass viele Stellen unbesetzt sind, und man bekommt kaum einen Handwerker hier in Mitteleuropa oder mit grosser Wartezeit, da wird AI auch nix dran ändern. Rohstoffknappheit und Lebensstandard: was ist denn Lebensqualität? Das Chinesen und Afrikaner in Millionenstädten mit einem VW oder BMW herumfahren, wenn kein Stau wäre, und einen TV zu Hause stehen haben oder in der EU der Individualverkehr auf E-Autos umsteigt? Haben wir echten technischen Fortschritt? Weil was eine Ressource ist, welche Nutzung und welchen Nutzen die Nutzung hat, ist eine Frage des know how und der Einstellung. Wir haben zu wenig ‘Fortschritt’ um eben besser zu Recyclen oder andere Materialien zu verwenden und unsere Industrieprodukte bringen keinen höheren Lebensstandard. Da bräuchte es Rückbesinnung. Ernährung: das Ernährungsproblem ist ja keines der fehlenden Nahrungsmittel, sondern der Verteilung etc. Wieviel wird weggeworfen und Fehlallokiert. Die ‘moderne Landwirtsschaft’ vermindert die Bodenqualität und Ertrag. Auch mehr CO2 würde mehr Pflanzenwachstum bringen, es neutralisieren zu wollen ist Blödsinn. Die vertikale Landwirschaft und Gentechnik ist völliger Wahnsinn und entspringt ja genau dem Problem: es ist die industrielle Denke und alles und die Gesellschaft als Maschine zu sehen und kontrollieren zu wollen und nicht als Organismus und dass man natürliches durch Synthetik ersetzen möchte. Und für mich ist dies das Problem des Marxismus: dass der Kapitalismus und die Arbeiterschaft beide der Industrie entspringen und bedürfen und sie industriell denken. Mehrwert etc.: Geld ist zwar ein Energieäquivalent in der Wirtschaft, aber es ist nur Geld. Früher hat man sich beim Hausbau gegenseitig geholfen auf dem Dorf und die Strasse zum Dorf in Gemeinschaftsarbeit geleistet, das ist Energie ohne Geld. Was wird denn mit dem Geld gemacht bzw was wird als Reichtum (auch der ‘Oligarchen’ gesehen)? Ueberbewertete schlechtgebaute Immobilien und Hochhäuser, überbewertete Aktien/Firmenanteile in einem Casino-System? Die Indigenen in Südostasien würden sagen, der weisse Mann habe viel ‘Cargo’ und das sei seine Lebensweise. Die Indigenen Südamerikas würden sagen, der weisse Mann oder Westen (und inzwischen der gelbe etc.) müsse seinen ‘Traum’ ändern, das wofür wir leben, wie wir leben, wofür wir das Geld und die Energie einsetzen…Wir rennen einer blöden Version des technischen Fortschritts hinterher für eine Lebensweise, die keine intrinsische Qualität hat, die kein Mensch braucht. Nochmal: es ist – trotz der modernen Landwirtschaft etc. – immer noch die Natur/Erde, welche 8 Mrd. Menschen ernährt, nicht die Wirtschaft, die Wirtschaft produziert zum grössten Teil Müll, kein echtes Wirtschaftsgut.

  12. Hasdrubal 14. August 2023 at 9:41Antworten

    „Warum sollten die Oligarchen auch 8 Milliarden Menschen an Leben lassen und durchfüttern, wenn sie von ihnen in keinster Weise mehr gebraucht werden?“

    Mich wundert, dass BRICS-Länder wie Russland, China und Indien solche Fragen nicht viel lauter und deutlicher stellen, obwohl es um das Leben von Milliarden im Globalen Süden geht? Solche Fragen machen doch jedem klar, dass die beste Chance des eigenen Überlebens ist, wenn die westlichen Oligarchen zum Fall gebracht werden.

    Stattdessen ruft BRICS-Lula sogar nach einer Oligarchen-Weltregierung im Klima-Namen – die irgendwann all die Dysotopien umsetzen würde.

  13. Dr. Rolf Lindner 13. August 2023 at 22:36Antworten

    DIE NEUMENSCHBAUER

    In allen Ländern, allen Zeiten
    Gauner täuschen, dafür zu streiten,
    zu verbessern der Menschen Leben,
    so manche Theorie sie weben.
    Die wird, sowie sie sich ausbreitet,
    zur Religion bald umgedeutet,
    oder zu ‘ner Ideologie,
    die funktionieren jedoch nie.

    Unter der Decke guter Taten
    die Theorie ist bald missraten.
    Für Machtansprüche ist sie Grund,
    dem dummen Volke tut sie kund,
    es hat an die Dogmen zu glauben,
    lässt leichter sich sodann berauben.

    Das Volk dabei wird immer dümmer,
    die Gurus treiben’s immer schlimmer,
    bis eines Tag’s das Volk aufwacht,
    vorbei ist es dann mit der Macht.

    Die Macht jetzt haben, sei gesagt,
    der Zahn der Zeit an ihnen nagt,
    sollten aufhör’n das Volk zu narren,
    nicht länger auf Dogmen beharren,
    stattdessen wechseln bald die Seiten,
    ‘ne neue Religion bereiten.

    Dem Volke sei erklärt zur Warnung,
    es sind Machtgeile, die zur Tarnung
    den neuen Menschen wollen bauen,
    in Wahrheit woll’n sie ihn beklauen.
    Lasst euch nur noch mit denen ein,
    die Menschen lassen Menschen sein.

  14. Dr. Rolf Lindner 13. August 2023 at 22:33Antworten

    Eine Kernthese des Marxismus ist, dass die Menschen gut werden, wenn die Verhältnisse gut sind, weshalb die Verhältnisse mit Macht geändert werden müssen. Was hätte Marx wohl heute geschrieben, nachdem durch den Zusammenbruch des real dahinvegitierenden Sozialismus die Abwegigkeit dieser Kernthese bewiesen ist? Das Hauptproblem nicht nur der Marxschen Theorie ist die völlige Negierung der psychischen Natur des Menschen. Alle Theorien, die die Natur des Menschen ändern wollten oder verkannt hatten, sind in der Praxis gescheitert. Das trifft natürlich genauso auf gegenwärtige und zukünftige zu.

    • Fritz Madersbacher 14. August 2023 at 1:28Antworten

      @Dr. Rolf Lindner
      13. August 2023 at 22:33
      “Eine Kernthese des Marxismus ist, dass die Menschen gut werden, wenn die Verhältnisse gut sind”
      Das ist bereits eine aristotelische Kernthese: “Tugend” erlernen wir durch Gewöhnung, das ist nur möglich in einer dieses Ziel fördernden Umgebung (siehe “Nikomachische Ethik”, 2. Buch). Genaugenommen ist das eine Selbstverständlichkeit, die nur aufgrund irgendwelcher ideologischen Interessen abgestritten werden kann.
      Ähnlich steht es um die “psychische Natur des Menschen”: “Alle Theorien, die die Natur des Menschen ändern wollten oder verkannt hatten, sind in der Praxis gescheitert”. Damit wird nur umschrieben, dass der Kampf um eine bessere Gesellschaft, in der die Kinder “Tugend” lernen (z.B. die Tugend, nicht andere Menschen auszunutzen, auszubeuten und zu unterdrücken, es auch gar nicht zu wollen), noch lange nicht abgeschlossen ist. Dass “die Natur des Menschen” eine andere sei – woher wissen wir das eigentlich? Kommen die Kinder mit der Erbsünde einer bösen Natur auf die Welt?
      “… den Zusammenbruch des … Sozialismus” können uns die bürgerlichen Medien und die Apologeten des Kapitalismus nicht erklären, denn es war nicht ein Zusammenbruch “des Sozialismus”, sondern das Ergebnis des Verlassens des sozialistischen Wegs: Druck und Infiltration von außen und das die Oberhand gewinnende bürgerliche Denken bis hinauf in die höchsten Parteiränge waren verursachend dafür im Inneren. “Sozialismus” hat Karl Marx beschrieben als Periode der revolutionären Umwandlung der kapitalistischen Klassengesellschaft in eine klassenlose kommunistische Gesellschaft (Kritik des Gothaer Programms der deutschen Sozialdemokratie 1875). Davon sind wir rund 150 Jahre später immer noch sehr weit entfernt und werden es bleiben. Allerdings haben wir gelernt, dass es auch mit dem “Ende der Geschichte”, das so etwas wäre wie der “Endsieg des Kapitalismus”, nicht weit her ist. Es bleibt also spannend, und nach der zuletzt erlebten “Pandemie”-Inszenierung hat das sicher für viele etwas Tröstliches an sich …

    • George 14. August 2023 at 8:58Antworten

      So einfach und richtig ist das. Nach meiner Meinung ist der Kapitalismus die beste Gesellschaftsform, wenn (wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär ich Millionär) es kein vorsätzliches Staatsversagen wie in den letzten Jahren gibt. Die Aufgabe des Staates wäre es, den Bürgern das Gemeinwohl zu sicheren, indem er (nur 1 Beispiel) dafür sorgt, dass es keine Konzernmacht gibt, die die Regeln bestimmen, usw. Das war mal nach dem Kriege so in Amerika und Deutschland. Produktivitätszuwächse wurden gerechter verteilt. Das geht aber leider nur mit Politikern, die das wollen .
      Wenn wir die nicht haben, können wir zum Papiertiger werden und uns die Finger wund schreibe, was leider nichts bringt, aber immer noch besser ist als zu resignieren..
      Ich wiederhole mich
      Sollte de Santis oder Kennedy jr. Präsident werden, haben wir eine Chance.
      Die haben natürlich auch ihre Fehler und Schwächen wir wir alle. Man darf mich dafür gerne als naiv bezeichnen.
      Amerika ist niemals zu unterschätzen. So wie es dort das extrem Böse gibt, so gibt es da aber auch das extrem Gute.
      Keine Frage: Der Sozialismus ist krachend gescheitert.

      “Die völlige Negierung der psychischen Natur des Menschen”.
      Die Kenntnis dessen ist ja die Voraussetzung für eine kluge Politik.

      • Walter 14. August 2023 at 12:18

        “Der Sozialismus ist krachend gescheitert”

        So wird der pure Kapitalismus noch krachender scheitern.
        Die soziale Marktwirtschaft, wäre vielleicht eine Zwischenlösung?
        Das schlimmste und schädlichste in einem Staat sind korrupte Politiker, wie es auch für jede Firma ist, wenn sich Korruption ausbreitet.
        China ist in den letzten Jahren massiv gegen korrupte Politiker vorgegangen, dass sich positiv für das Land und die Bevölkerung ausgewirkt hat. Sicherlich wäre das noch verbesserungsfähig, besonders auch in Bezug auf die wirtschaftliche Korruption, die auch dort vorhanden ist.
        Die meisten Menschen sind raffgierig, bzw. neigen dazu sich ÜBER andere erheben zu wollen, sei es finanziell, oder ideologisch. Das muss ein Staat unterbinden, wenn Ruhe und Ordnung herrschen soll. Auch finanzielle Ungerechtigkeiten müssen unterbunden werden.
        Beispiel: Ein Konzernchef darf nicht das 200-fache (oder noch mehr) “verdienen”, oder besser gesagt einstreichen als der einfache Arbeiter oder Angestellte. Genauso bei Staatsbeamten usw …. das gilt in allen Bereichen.

  15. flatten_the_curve 13. August 2023 at 17:22Antworten

    Wie unrecht die kapitalistischen Ideologen haben, kann man insbesondere in Osteuropa nach der durch Drohung mit nuklearem Holocaust und durch den völkerrechtswidrigen NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien erzwungenen Rückkehr zum Kapitalismus sehen. Millionen Tote, Hunger, Elend, (Sex-)Sklaverei, Kriminalität, Hyperinflation, Entvölkerung und Krieg sind wieder die Folge. Selbst der kapitalistische Ideologe Havel hat vor dem Parlament zugegeben, dass der Lebensstandard durch die Rückkehr zum alten System gesunken ist:
    “Address by Václav Havel, President of the Czech Republic, before the Members of Parliament Prague, 9 December 1997

    Did we really have to pay for the fast progress of our privatization, which certainly was a good and desirable thing, a price in the form of stolen billions, or rather of tens of billions? If it was inevitable let somebody clearly say it.

    I am convinced that the more clearly and understandably this is explained, the more acceptance can be won among the people for temporary sacrifices that may still be required. In the present situation, marked by a strange, almost cryptic silence, it is quite likely that the next attack on their living standard, be it progressing liberalization of rents or of electricity tariffs, may bring a real social unrest, not just a would-be one, as has been mostly the case until now.”

  16. Jurgen 13. August 2023 at 15:49Antworten

    Kapitalismus herrscht nur da vor, wo eine Eigenversorgung nicht mehr gegeben ist…
    Der Fokus auf den Gewinn ist jedoch der Pferdefuß, der den Kapitalismus bereits zu Fall gebracht hat. Jeder Fall beginnt zuerst langsam wie in Zeitlupe, um sich dann massiv zu beschleunigen. Geld bei Blackrock anzulegen, da sollte man lieber seinen Kamin damit anzuzünden. Man wird an Blackrock verliehenes Geld nicht wiedersehen…

    Die Patentgesetze müssen sofort abgeschafft werden!

    • jhampe2 14. August 2023 at 15:23Antworten

      Die vier Säulen der kapitalistischen Ausbeutung und Machtausübung: Das Boden(un)recht, das Geldsystem, das Patentsystem, das Vererben von zuviel Reichtum.
      Über den privaten Bodenbesitzt (jedes Stück Boden ist einmalig und stellt damit ein Monopol dar!) findet die grösste Umverteilung von den Werteschaffenden zum Kapital statt (Monopolrenten an die Bodenbesitzer). Die Leistungsträger müssen Monate im Jahr Arbeiten, um die Monopol – Grundrenten zu finanzieren. Boden als Kapitalanlage ist Gift für die Gesellschaft und Garant für eine katastrophale Entwicklung und grössere Crashs (siehe Japan 1998, siehe Subprime-Krise 2008, siehe beinahe Imo-Crash in China usw.). Hier können die Ideen von Silvio Gesell Abhilfe schaffen.
      Beim Geldsystem ist eine Zinsskala, welche bei 0 beginnt, ein mathematisch-logisches Unding. Es ist ein garantierter Mindestpreis beim wichtigsten Gleichgewichtspreis einer Marktwirtschaft. Die Zinsskala muss für Liquidität zwingend im Minusbereich beginnen, soll der Zins als Gleichgewichtspreis zwischen Sparen und Kreditnachfrage unabhängig der Konjunktur funktionieren. Beginnt die Zinsskala bei 0%, funktioniert das Geldsystem nur bei geüngend wachsender Wirtschaft. Dann können Kreditzinsen von deutlich über 0% bezahlt werden. Bei 0% Wirtschaftswachstum ist ein Geldsystem mit einer Zinsskala, die bei 0% beginnt, logisch zwingend unmöglich: Sparen lohnt sich auch ohne die Liquidität auszuleihen, was zur Deflation führt. Dagegen kann sich der Staat verschulden um die Güternachfrage zu erhöhen oder/und die Notenbank erhöht die Geldmenge. Dies führt zu dem, was wir heute sehen: Wirtschaftswachstumszwang, überschuldete Allgemeinheit und viel zu viel Liquidität im System. – Zudem sollte nur die Notenbank Geld “schöpfen” können (Vollgeldsystem, Seniorage – ein leistungsloses Einkommen – gehört der Allgemeinheit).
      Patente sollten das anfängliche Risiko und einen bescheidenen Gewinn schützen. Dass Patente grenzenlos Gewinne schützen, ist abartig und staatlich geschütztes Raubrittertum. Auch hier geht es darum, der Möglichkeit von leistungslosen Einkommen ein Riegel zu schieben.
      Niemand sollte mehr an Reichtum erben, wie z.B. das 4-Fache eines Lebenseinkommens des bestbezahlten Staatsangestellen. Zu hohe Erbschaften gefährden die Demokratie, führen zu schädlichen Familien-Imperien und viel zu viel Machtkonzentration.

  17. Jan 13. August 2023 at 15:17Antworten

    Es gibt seit mindestens 70 Jahren eine Modern Crash Theorie, die ziemlich gut abgesichert ist, die Abhängigkeit von Ressourcen beweist, sie auf die Geschichte anwendet und recht stimmige Voraussagen macht.

    Immer lustig, wenn Kolumnisten in einem Handstreich Chemie, Physik und Mathematik entkräften und man weiß genau, die haben nicht eine einzige relevante Arbeit angeschaut (zB Peter Turchin), noch haben sie auch nur ein einziges Argument durchdacht.

    Dass die ersten Überlegungen zur Bevölkerungskontrolle im 18. Jhd stattfanden ist schlichtweg falsch! Vielmehr sieht es so aus, dass wir bis in die Antike hinein ein fundiertes Wissen zur Familienplanung mit Kräutern nachweisen können (“die Pille” ahmt die Wirkung mancher dieser Kräuter nach) und den Leuten völlig klar war, dass zuviele Kinder Armut und Hunger bedeuten. Für frühere Zeiten darf man ähnliches annehmen.

    Das bedeutet natürlich nicht, dass man in der Steinzeit das Motto Seit fruchtbar und mehret Euch! ausgegeben hätte, um auf der anderen Seite überzählige staatlich zu schlachten. Das beginnt erst mit den Kriegen im Mittelalter.

  18. Engels 13. August 2023 at 15:14Antworten

    KArl Marx:
    “Komplettere Esel als diese Arbeiter gibt es wohl nicht.”
    “Die Franzosen brauchen Prügel!”
    “Ich dehne diesen Band [des Kapitals] mehr aus, da die deutschen Hunde den Wert der Bücher nach dem Kubikinhalt schätzen.”
    “Die Deutschen und die Skandinavier, die beide zu der gleichen großen Rasse gehören, bereiten nur den Weg für ihren Erbfeind, den Slawen, wenn sie miteinander streiten, statt sich zu verbinden.”

    https://www.stern.de/kultur/tv/karl-marx–zehn-absurde-sprueche–die-sie-garantiert-nicht-kennen-5949300.html

    • Fritz Madersbacher 14. August 2023 at 19:47Antworten

      @Engels
      13. August 2023 at 15:14
      Diese Sätze finden sich tatsächlich bei Karl Marx, und es gibt noch schlimmere davon, aber sie sind auch aus dem Zusammenhang gerissen und sicherlich nicht “das Bleibende” an ihm. Seine verbalen und sonstigen “Verfehlungen” werden trotzdem nicht seine so wichtigen Erkenntnisse zunichte- oder vergessen machen können.
      “Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet” (Mt 7, 1)

  19. Stephanie Mahl 13. August 2023 at 14:56Antworten

    Ähm… Warum ist der Autor noch nicht in der Gegenwart angekommen? Wir werden ca ab 2050 weltweit (!) eine Reproduktionsrate von unter 2 haben. Die Menschheit wird drastisch schrumpfen und das wird ungeheure Probleme mit sich bringen, denen man jetzt schon ins Auge sehen konnte. Aber keiner tut es und ganz viele faseln noch von drohender Überbevölkerung. Wir werden noch ein Weilchen (in manchen Gegenden der Welt) älter und insofern auch mehr. Wenn aber der Rückgang erst einmal richtig im Gange ist, kann er nicht mehr gebremst werden. Unsere Alltags- und Arbeitswelt ist aber für eine große Bevölkerungsanzahl eingerichtet, nicht für eine rapide schwindende! Und wer versorgt die vielen Alten, denen nicht mehr genügend Nachwuchs gegenüber steht? Stichwort: Überalterung der Gesellschaft? Warum wohl versuchen China und Japan (bei denen der Prozess des Bevölkerungsschwundes schon unumkehrbar eingesetzt hat( ganz verzweifelt auf die Bremse zu treten? (China hatte sich wohl auch zusätzlich schlicht noch um einiges nach oben verzählt bei seiner Bevölkerung, das ging kürzlich durch die Medien) Bevölkerungsschwund ist das Problem der Zukunft, nicht Bevölkerungswachstum!!

  20. Dunkelelf 13. August 2023 at 14:55Antworten

    “…was gegenwärtig zu einem drastisch sinkenden Lebensstand führt. Hauptursache ist die Energie- und Rohstoffknappheit.”
    Die Energie- und Rohstoffknappheit kommt nicht aus heiterem Himmel. Energie und Rohstoffe werden im Westen künstlich verknappt. Das gehört zum Rockefeller-Covid-Lockstep-Plan 2010, angepasst an unsere Zeit.

  21. Taktgefühl 13. August 2023 at 14:40Antworten

    Ich denke, das geht uns wie den Argentiniern, die argentinischen Eliten behandeln ihre Landsleute wie Ausländer. Wenn’s gut läuft, werden die Gewinne privatisiert, wenn’s schlecht läuft, die Schulden sozialisiert.
    Das unpersönliche Verhältnis von oben zu unten wird bei uns vom Überstaat noch verstärkt.
    Die mächtigste Frau sitzt nur kommissarisch im Amt und hat ja nun nachgewiesener Maßen keine sozialverträglichen Ideen.

    Argentinien hatte seine Blütezeit und gehörte zu den 5 wohlhabendsten Staaten der Welt. Nun ist es von allen Staaten am öftesten bankrott gegangen. Der Staat ist dauerpleite.

    Der volkswirtschaftliche Fehler scheint zu sein, daß höhere Sozialkosten zu Sparmaßnahmen führen, dadurch wird ein Land unattraktiver für Investitionen und alles zerfällt. Es wird meines Erachtens ideologisch auch zu viel. Das ist ein Hemmschuh für eine positive Entwicklung in der Innovation und der Bildung. Man will unbedingt die Digitalisierung, obwohl die sich lange totgelaufen hat.

    Die Arbeiter waren noch nie die Lösung, damals nicht und heute nicht. Die Unterschicht, sage ich mal, benimmt sich auch wie die Unterschicht. Da ist zu wenig langfristiges Denken, um der Diktatur zu entgehen. Na gut, das hat Karl Marx berücksichtigt und nannte seine Gesellschaftstheorie auch nicht Tolle Demokratie, sondern gleich Diktatur des Proletariats.

    Wir haben Klassenkampf, allerdings ist das einer der Reichen gegen die Armen. Siehe Warren Buffet in der NYT.

    • Taktgefühl 13. August 2023 at 14:43Antworten

      Es wird meines Erachtens ideologisch auch zu viel (zu gegängelt)

  22. Andreas 13. August 2023 at 14:24Antworten

    Müller und Hövels bedienen sich der Begriffe des Marxismus ohne sie verstanden zu haben. Es ist ein wirres Durcheinander. Manchmal scheinen sie richtig Bezug zu nehmen, dann kommen aber oberflächliche Phrasen dabei heraus. Warum wird so etwas hier publiziert?
    Schade, denn der Marxismus liefert wichtige Grundlagen zum Verständnis unserer heutigen Situation.

    • Jan Müller 13. August 2023 at 17:11Antworten

      Bitte genauer! Wo habe ich oberflächliche Phrasen gedroschen? Oder ist diese Kritik oberflächlich bzw. nicht substanziiert?

    • Fritz Madersbacher 13. August 2023 at 22:28Antworten

      @Jan Müller
      13. August 2023 at 17:11
      “Wie unrecht hatte Marx wirklich?” Das kommt auf den (Klassen-)Standpunkt an, den man einnimmt. Marx hat sich z.B. nie mit dem Entwurf von Utopien oder ‘Social Engineering’ beschäftigt, sondern mit der konkreten Analyse konkreter Situationen und der darin aus Sicht des Proletariats steckenden politischen Möglichkeiten und Perspektiven . Oder, wie Friedrich Engels über die diversen frühsozialistischen Sozialutopisten schrieb:
      “Diese geschichtliche Lage beherrschte auch die Stifter des Sozialismus … Die Gesellschaft bot nur Mißstände; diese zu beseitigen war Aufgabe der denkenden Vernunft. Es handelte sich darum, ein neues, vollkommeneres System der gesellschaftlichen Ordnung zu erfinden und dies der Gesellschaft von außen her, durch Propaganda, womöglich durch das Beispiel von Musterexperimenten aufzuoktroyieren. Diese neuen sozialen Systeme waren von vornherein zur Utopie verdammt; je weiter sie in ihren Einzelheiten ausgearbeitet wurden, desto mehr mußten sie in reine Phantasterei verlaufen” (Friedrich Engels: “Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft”, 1880)
      In der Erfindung “vollkommenerer Systeme der gesellschaftlichen Ordnung” gleichen sich die diversen betuchten “Philanthropen“ wie auch der hier behandelte Autor (Orientierung “am Lebensstil der reichsten 1% der Menschheit” – war das der stinkbürgerliche Handlungsantrieb so mancher 68er-“Revolutionäre“?), aber auch der Rezensent ist nicht ganz gefeit gegen den Entwurf künftiger Szenarien, die jedenfalls nicht auf Analysen von Karl Marx rekurrieren können (was ja vielleicht ohnehin nicht beabsichtigt ist).
      “Wie unrecht hatte Marx wirklich?” – die Beantwortung dieser Frage begleitet uns von Kindheit an. Interessant wäre zur Abwechslung die Beantwortung der Frage “Wie recht hatte Marx wirklich?” Sie wird kaum gestellt, und wenn, dann falsch beantwortet. “Schade, denn der Marxismus liefert wichtige Grundlagen zum Verständnis unserer heutigen Situation” (@Andreas, 13. August 2023 at 14:24). Vielleicht sollten wir einmal selbst versuchen, sie zu beantworten. Helfen Sie uns dabei?

  23. federkiel 13. August 2023 at 13:41Antworten

    Fritz Erik Hoevels ist der Kopf des “Bundes gegen Anpassung”, er tritt für Geburtenkontolle -Arbeitszeitverkürzung-Gleichheit weltweit ein, ausgerechnet im Ahriman Verlag erscheint das Buch, und Freudianer ist er auch. Na, Danke! Es braucht hier einmal was anderes, außer ständig Hiobsbotschaften und verqueres Denken, das schlägt sich aufs Gemüt.

    • Hasdrubal 14. August 2023 at 9:48Antworten

      Wenn die Realität düster wie eine Krebsdiagnose ist, muss man sie dennoch erfahren. Was man aber braucht, sind Ideen, wie man diese düstere Dysotopien doch noch überwinden könnte? Dies müsste auf jeden Fall ein Zusammenwirken der Kräfte auf der ganzen Welt erfordern – im Globalen Osten, Westen und Süden.

      Und gleich – im Osten denkt man oft, aus dem Schneider zu sein nur weil man all die bezahlten Klebenden*Innen lächerlich findet und an Baizuo-Murks nicht glaubt. Aber selbstredend sind auch diese Länder im Visier – global heißt GLOBAL.

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