Virologin: bereits eine Mio in Österreich infiziert – oder doch wesentlich mehr?

24. Januar 2021von 3,7 Minuten Lesezeit

Nicht nur in Österreich wird massiv Steuergeld in Tests von Personen investiert, die keinerlei Symptome aufweisen, wovon übrigens sogar die WHO abrät. Weltweit brachte das den Erzeugern der diversen Tests im Jahr 2020 einen Umsatz von etwa 200 Milliarden Dollar und enorme Gewinne ebenfalls in Milliardenhöhe. Was aber nicht gemacht wird, ist eine repräsentative Testung auf Immunität in der Bevölkerung. Das würde auch den Modellierern ermöglichen erstmals realistische Aussagen zu machen.

Auf orf.at war kurz ein Beitrag zu sehen, in dem diese Aussage getroffen wurde:

Schon mit Ende Oktober (2020; Anm.) dürften etwa 4,7 Prozent der Österreicher eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben. Man schätzt, dass 60 Prozent der Infektionen asymptomatisch verlaufen.“ Damit dürften in Österreich jetzt schon mehr als eine Million Menschen eine CoV-Infektion hinter sich haben, sagte die Leiterin des Zentrums für Virologie der MedUni Wien, Elisabeth Puchhammer, heute im Rahmen des online abgehaltenen Österreichischen Impftags.

Puchhammer bezieht sich auf die Antikörperstudie vom 12. bis 14. November, für die Bildungsminister Heinz Faßmann Auftraggeber war. Es wurden bei 2229 repräsentativ ausgewählten Personen in 92 Fällen Antikörper gefunden. 39% der Antikörper-Positiven waren schon früher als infiziert erkannt und im Epidemiologischen Meldesystem EMS erfasst worden. Obwohl damals im EMS bereits 314.000 Meldungen enthalten waren, wurde behauptet, dass das Ergebnis auf 350.000 Immune hindeute. Mit welchen Tricks das errechnet wurde, wurde nicht mitgeteilt, eine mathematische Methode kann es jedenfalls nicht sein.

Wenn 39% in einer Gesamtheit von 314.000 enthalten sind, wie groß ist dann die Gesamtheit, in der 100% enthalten sind? Die Antwort lautet:

  • 314.000 / 39 x 100 = 805.000

Laut AGES Dashboard halten wir derzeit (24.1.2021, 20 Uhr) bei 401.534 „laborbestätigten Fällen“. Dividiert durch 39 mal 100 ergibt also rund 1,03 Millionen Menschen, über 16 Jahren. Inklusive der unter 16 kommen wir also auf etwa 1,25 Millionen.

Nicht alle haben Antikörper, sind aber immun

Das ist aber keineswegs alles, denn Antikörper bilden sich nicht bei jeder Infektion und bei asymptomatischen oder leichten Verläufen verschwinden sie relativ rasch wieder. Ich wurde am 31.12.2019 infiziert, Antikörper waren noch am 24. April 2020 nachweisbar, danach nicht mehr, aber eine starke Immunantwort durch T-Zellen wurde noch am 12. November 2020 im Labor bestätigt. Sehr viele, die in der Zeit von Dezember 2019 bis zum Sommer 2020 eine Infektion hatten, wurden also mit dem Antikörpertest gar nicht erfasst.

In einer Studie in Stockholm durch die Karolinksa Universität, die bekanntlich den Medizin Nobelpreis vergibt, wurden sowohl Antikörper als auch T-Zellen untersucht. Marcus Buggert, Assistenzprofessor am Zentrum für Infektionsmedizin des Karolinska Institutet, und einer von den Hauptautoren des Papiers, erklärte dazu: „Dank fortschrittlicher Analysen konnten wir jetzt die T-Zell-Reaktion während und nach einer COVID-19-Infektion detailliert abbilden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass ungefähr doppelt so viele Menschen eine T-Zell-Immunität entwickelt haben wie diejenigen, in denen wir Antikörper nachweisen können.“

Weit höhere Anteile Immuner

Mit anderen Worten, es waren also nicht nur 1,25 Millionen Menschen infiziert und sind nun immun, sondern es könnte bis 3,75 Millionen gehen. Solange aber nicht eine Erhebung der Verbreitung von T-Zellen erfolgt ist, gibt es keine absolute Sicherheit. Die Immunität ist aber mit einiger Sicherheit schon bei 3 bis 4 Millionen Menschen in Österreich gegeben

Die Prävalenz von Immunität hat aber eine massive Auswirkung darauf, wie sich das Virus noch weiter verbreiten kann. Je mehr Menschen immun sind, desto stärker wird die Verbreitung verlangsamt, bis sie ganz zum Erliegen kommt. Das nennt man dann Herdenimmunität. Die Staats-Modellierer rechnen mit einiger Sicherheit mit falschen Daten und es gilt: Junk in – Junk out. Die Ergebnisse der Modellierung sind absolut unbrauchbar, wenn man die Prävalenz der Immunität nicht kennt.

Es ist auch klar, dass die derzeit geltenden Maßnahmen massiv überschießend sind und damit gesetzwidrig und verfassungswidrig. Schließlich wurden sie  bisher schon 9 Mal vom Verfassungsgerichtshof deshalb aufgehoben, aber unverdrossen von der Regierung wieder verhängt, je sogar noch verschärft.

In diesem Video diskutieren genau diese Fragen der Neuro-Immunologe Prof. DDr. Christian Schubert von der MedUni Innsbruck mit dem Arzt und Wissenschaftler DDr. Christian Fiala sowie ich über Fragen der Immunität:


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13 Kommentare

  1. Andrés Gislop 25. Januar 2021 at 18:31

    Anstelle “scharf gegen Null gehen” hätte ich auch “stark abfallen” schreiben können, nur macht es einen sonderlichen Unterschied in der Sache?

    Krankheiten sind noch nie ganz verschwunden, pardon die Pocken wurden ausgemerzt, aber da endet auch schon die Erfolgsgeschichte einer weltweiten Impfkampagne.

    Wie gesagt abwarten ist angesagt. Israel und Schweden sind meine zwei Messlatten die ich vergleiche. Sofern auf beiden Seiten das gleiche Impftempo beibehalten wird denke ich werden wir in 3 bis 4 Wochen ein Ergebnis haben über das wir dann ausgiebig diskutieren können.

  2. Guido Vobig 25. Januar 2021 at 18:26

    Wie sähe das Ergebnis anbei verlinkter aktueller Studie aus, wenn sowohl der ct-Wert der ”positiven” Tests als auch die T-Zellen-Immunität miteinbezogen und adequat interpretiert worden wären?

    Offenbar ist Letzteres auch den Studiendurchführern nicht entgangen:

    https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M20-6976

    ”In addition, the role of mucosal immunity in clearing SARS-CoV-2 infection has not yet been fully elucidated (82), and a nasal wash to detect the IgA antibodies active in mucosal immunity is not part of standard testing practice. Persons who clear SARS-CoV-2 infection through innate or mucosal immunity might be more likely to be asymptomatic but would not be categorized as such in a serosurvey, possibly contributing to an underestimate of the asymptomatic fraction.”

    Immer offensichtlicher werdend gibt es längst Genesene zuhauf, die sich weder impfen noch Masken und andere Einschränkungen über sich ergehen lassen müssten.

  3. Albrecht Storz 25. Januar 2021 at 16:20

    200 Milliarden Dollar Umsatz mit einem Produkt, das nicht das kann zu was es eingesetzt wird und fehlerhaft in allen Teilen ist – das schafft keine andere Branche.

    Ein Sieg des hemmungslosen Kapitalismus. Das Geschäftsmodell gemahnt an Schutzgelderpressung.

  4. Andrés Gislop 25. Januar 2021 at 14:45

    Lassen wir doch die spezialisierten Fachidioten mit ihren überkomplizierten Berechnungen links liegen und gehen die Sache mit ein wenig Verstand und Augenmaß an.

    Angenommen Herdenimmuntität entsteht bei einer Durchseuchungsrate von 60% dann sollten Hospitalisierungen und Todesfälle doch scharf gegen Null gehen.

    Folglich konzentrieren wir uns auf diese zwei Faktoren und beobachten deren Trendverlauf. Der Logik nach muß bei Überschreitung eines gewissen Grenzwertes der Durchseuchung (oder Impfquote) eine Trendumkehr erkennbar sein.

    Den Rest schätzt man dann einfach grob ab und gibt sich mit dem Endergebnis zufrieden: dem Ende der Epidemie.

    Alles andere grenzt ehrlich gesagt ein wenig an Haarspalterei.

    Ich beobachte derzeit einen Trendbruch in Schweden und Israel. Ob dieser von Dauer ist werden die nächsten Wochen zeigen. Bis dahin müssen wir uns ein wenig gedulden.

    All die wilde Testerei und das mediale Geschrei über die Fallzahlen vernebelt nur den Blick auf das eigentlichhe Geschehen.

    • drberndschnappinger 25. Januar 2021 at 14:53

      Klar, wenn man einfach abwartet, erfährt man irgendwann wo die Grenze für Herdenimmunität bezüglich SARS-COV-2 liegt.
      Nachher ist man klüger.
      Der Versuch die derzeitige Durchseuchung zu erfassen hat nichts mit Haarspalterei zu tun, sondern ist der Versuch sich realistischerweise den aktuellen Status zu erfassen – was ist daran überflüssig?

    • Albrecht Storz 25. Januar 2021 at 16:25

      “dann sollten Hospitalisierungen und Todesfälle doch scharf gegen Null gehen.”

      Wie kommen Sie darauf. Sollen plötzlich alle Krankheiten verschwunden sein?

      Sie wollen also die Zahlen der wegen Covid-19 Hospitalisierten und Gestorbenen? Und da sind Sie schon wieder in der Testfalle.

      Zu den “an Covid gestorbenen” lesen Sie mal hier:

      https://laufpass.com/corona/gefaelschte-totenscheine-tausende-aerzte-mit-einem-bein-im-knast/

      Nichts, was auf dem unsäglichen PCR-Test aufbaut kann valide sein!

  5. sascha313 25. Januar 2021 at 11:48

    Wie kann man nur so einen Mist verbreiten… Der Kapitalismus ist so oder so nicht mehr zu retten…

  6. Paul Sperling 25. Januar 2021 at 10:45

    Auch mit nur durchschnittlicher mathematischer Bildung erkennt man doch sofort, dass es in Österreich keine irgendwie gesicherten soliden Daten über den tatsächlichen Stand der Infektionen durch SARS-CoV-II, die tatsächlichen Erkrankungen mit Symptomen und die tatsächlich ursächlich durch Covid-19 verursachten Todesfälle gibt. Wir haben hier und da ein paar Momentaufnahmen, ein unbrauchbares AGES-Dashboard und viel Fischen im Trüben. Trotzdem werden daraus ständig “Modelle” berechnet und “Prognosen” abgeleitet. Zulässig wären höchstens lokale Schätzungen mit großem Vorbehalt und unter Berücksichtigung von Zahlen aus anderen Ländern mit zuverlässigerer Datenlage. Meines Wissens nach werden trotz reichlich vorhandenem Material momentan keine Kohortenstudien oder gezielte Obduktionen durchgeführt. Nirgends habe ich beispielsweise eine Angabe gefunden, aus wieviel pos. Test (mit welchen ct) sich wieviele und in welcher Ausprägung tatsächliche Erkrankungen entwickeln oder bereits evident waren. Wir befinden uns mitten in einem Zahlendesaster unglaublichen Ausmaßes; da tut sich jeder leicht mit Behauptungen.
    P.S.

  7. Markus 25. Januar 2021 at 10:29

    Kann Ihnen nur Recht geben- vollkommen Richtig!
    Jedoch mit den ganzen Statistikern halte ich es bei weitem nicht- da gabs sogar schon die Aussage -wenn ich schon mit falschen Zahlen hineingehe da kommt was wesentlich falscheres heraus- sieht man ja auch immer wieder wenn Ferguson seine sehr vielen völlig falschen Aussagen hervorbringt.

  8. drberndschnappinger 24. Januar 2021 at 23:38

    Man errechnet die Zahl der tatsächlich Infizierten wahrscheinlich recht gut durch Anwendung der inzwischen durch über 100 Studien bestätigten Letalität von SARS-COV-2, nämlich 0,15 – 0,3%. Nimmt man als Mittelwert 0,2% so muss man die Coronatoten mit 500 multiplizieren um die Infizierten zu errechnen.
    Österreich: 7.389 x 500 = 3.694.500
    Reduziert um die etwa 50%, die nur „mit“ und nicht „an“ Covid-19 gestorben sind ergibt etwa 1,8 Millionen.
    Es dauert also noch einige Monate bis zur Herdenimmunität!

    • Markus 25. Januar 2021 at 8:26

      vielleicht sollte man aufhören dauernd sämtliche Infos über die Mathematiker zu errechnen- diese lagen schon oft falsch und trotzdem gingen deren Ergebnisse in die Handlungen der Regierung ein.
      Es wäre besser wieder auf die Ärzte zu hören als auf reine Experten die mit den Menschen null im täglichen Leben zu tun haben

      • drberndschnappinger 25. Januar 2021 at 10:14

        Nichts gegen Ärzte, bin selber einer, aber Epidemiologie ist nun mal die anerkannte Fachrichtung für solche Fragestellungen – und hat halt mit ein wenig Berechnungen zu tun.
        Den Überblick über die nationale Lage einer Epidemie / Pandemie kann ein einzelner Arzt nicht liefern. Also, jeder bearbeitet am besten sein Fachgebiet; dazu gehört übrigens, dass die Virologen sich aus der Epidemiologie heraus halten!

    • Covjek 25. Januar 2021 at 10:27

      Ioannidis unterscheidet nicht, ob an oder mit Corona gestorben wurde. Deswegen können Sie sich die letzte Division durch zwei sparen. Ihr Argument ist natürlich richtig, dass nicht jeder mit Corona auch an Corona gestorben ist, aber das bedeutet, dass man die Letalitätsrate durch zwei dividieren kann.

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