Japan kommt problemlos durch Coronakrise ohne Lockdown

12. Januar 2021von 4,2 Minuten Lesezeit

Japan ist eines der Länder, das mit sehr lockeren Maßnahmen auf die Corona Krise reagiert hat. Das Land hat dafür herbe Kritik und Vorhersagen von Katastrophen geerntet. Japan erregte weltweit Aufmerksamkeit, weil es weder einen Lockdown verhängte noch zwanghaft asymptomatische Menschen testete. Wie Tomoya Saito es in der Japan Times formulierte: „Menschen mit keinen oder leichten Symptomen zu PCR-Tests zu ermuntern, hätte nichts ergeben, sondern zur Isolierung falsch-positiver Fälle geführt.“

Gestern habe ich berichtet, dass Japan auch den Impfstoff wesentlich sorgfältiger prüft als das bei uns der Fall ist und Impfungen erst Ende Februar beginnen wird. In einem Artikel in der Japan Times wird das besonnene Vorgehen der Regierung des Landes im Rückblick dargestellt.

Im Jahr 2020 führte Japan bei einer Bevölkerung von 127 Millionen Menschen insgesamt nur 4,5 Millionen Tests durch – In Österreich und Deutschland wurden zum Vergleich 12 Mal so viele Test pro Million Einwohner gemacht. Es gab 230.304 bestätigte Fälle und 3.414 Todesfälle, das sind 26 pro Million Einwohner.

Die Japan Times führt noch an, dass im Jahr 2020 mehr Japaner an 25 anderen Ursachen starben. COVID-19 war nur für 0,3 % aller Todesfälle verantwortlich. Es gab sieben Mal so viele Selbstmorde und 40 Mal so viele Todesfälle durch Grippe und Lungenentzündung.

Interessant auch der Vergleich mit dem Stringency Index, der von der Blavatnik School der Universität Oxford in Zusammenarbeit mit Our World in Data entwickelt worden war, um die Strenge von neun Abriegelungsmaßnahmen zu messen, darunter Schul- und Arbeitsplatzschließungen und Reiseverbote, wobei 100 die strengste Stufe ist. Japans Index blieb bis zum 8. Dezember unter 50, während alle seine G7-Partner meist über 50 blieben.

Übrigens Masken: Hier ein Video von Neujahr 2021 in Tokio. Masken sind jedenfalls keine  zu sehen.

https://player.vimeo.com/video/496391302

Unterschiedliche Reaktionen in westlichen und japanischen Medien

Im Frühsommer, während japanische Medien berichteten, dass Japan „erfolgreich COVID-19-bedingte Todesfälle minimiert hatte, ohne eine strenge Abriegelung oder eine breite Testpolitik einzuführen“ und stattdessen einen Cluster-fokussierten Ansatz verfolgte, war ein Großteil der westlichen Medien harsch kritisch gegenüber Japans Versagen bei der Einführung von Lockdowns und sagten Massensterben voraus. Artikel in der New York Times (7. April), der Washington Post (11. und 21. April, 25. Mai, 11. August), dem New Statesman (22. April) und dem Science Magazine (22. April) sagten, Japan habe „seine Chance verpasst, das Coronavirus in Schach zu halten“. Seine Coronavirus Maßnahmen wären „zu wenig, zu spät“, „Lockdown lite“, „Pandemie-Kabuki“ und ein „idiosynkratisches“ „Trump’sches Drehbuch“.

Mit der zweiten Welle im Winter begannen die westlichen Virologen erneut, Schreckensszenarien zu entwerfen. Ein Grund für ihre Befürchtungen war Japans problematische Geschichte mit Impfstoffen und sein vorsichtiges Genehmigungsverfahren für neue Präparate. Aber zum Beispiel die Japan Times stellte fest, dass „Japans relativer Erfolg im Umgang mit der Pandemie“ bedeutet, dass ein dringender Rollout der Impfung geringe Priorität hat.

Und heute schreibt die Japan Times:

Japaner sollten die westliche Kritik nicht zu ernst nehmen. Die Mainstream-Medien waren auf einer Mission, das Lockdown-Narrativ hochzujubeln. Länder wie Schweden und Japan, die von dem genehmigten Narrativ abweichen, sind das Objekt ihres besonderen Zorns wegen Verantwortungslosigkeit, die an kriminelle Pflichtverletzung grenzt. Beispiele für bessere Ergebnisse ohne die umfangreichen Kosten für Gesundheit, psychische Gesundheit, Lebensunterhalt, Wirtschaft und bürgerliche Freiheiten, die mit hartem Lockdown verbunden sind, sollten willkommen sein. Stattdessen scheinen viele Kommentatoren darauf zu warten, dass die „Lockdown-light“-Länder scheitern, damit sie sich bestätigt fühlen können.

Leider gibt es kaum empirische Daten, die die abstrakten mathematischen Modelle stützen, auf die sich die Regierungen bei der Verhängung von Abriegelungen verlassen. Das Virus ist nicht beispiellos, aber die drakonischen gesellschaftlichen Abschottungen sind es. Wer hätte erwartet, dass die westlichen Demokratien das autoritäre China imitieren würden?

Noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit wurden ganze gesunde Bevölkerungen unter effektiven Hausarrest gestellt und ihnen wurde vorgeschrieben, wann sie ausgehen dürfen, wohin sie gehen dürfen, wie lange sie gehen dürfen, mit wem und wie vielen Menschen sie sich treffen dürfen, welche Geschäfte geöffnet bleiben dürfen, um bestimmte Waren zu verkaufen und aufgelistete Dienstleistungen anzubieten. Doch nach einem Jahr dieses extremen Experiments zeigen Daten aus der ganzen Welt, dass die Ausbreitung der Pandemie mehr mit der Geografie, der Demografie und der Saisonalität korreliert als mit der Strenge der Abriegelung und der Reihenfolge der Maßnahmen.“

Dem ist wohl nicht mehr viel hinzuzufügen. Auch die am 6. Jänner in Science veröffentlichte neue Studie der Stanford Wissenschaftler unter Führung von John Ioannidis bescheinigt den Ländern mit Lockdown nicht mehr erreicht zu haben als Schweden und Südkorea ohne Lockdown und hauptsächlich Empfehlungen mit Augenmaß.


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7 Kommentare

  1. Jonnerson S 17. Januar 2021 at 5:19

    Also auf dem Video sind doch mehr als nur eine Maske zu sehen , also warum schreibt man dann das keine Masken zu sehen sind , sowas kommt leicht als unseriös rüber

    • pfm 17. Januar 2021 at 7:18

      Weil es offensichtlich keine Maskenpflicht gibt. In Asien trägt traditionell Maske wer krank ist, einzelne Masken sind immer wieder zu sehen,auch früher schon.

  2. Albrecht Storz 12. Januar 2021 at 16:02

    Wie kann besser eine Blase als Blase enthüllt werden als mit dem Blick von außen!

    Ich habe bei „Peds Ansichten“ auf diesen wertvollen Fund hingewiesen.

    Kann man deutlicher machen, dass hier Politik und Hauptmedien völlig am Rad drehen, ja deren Vertreter einfach nur eingesperrt gehören?

    Aber für diese Blase von schlechtesten Vertretern des Menschheitsgeschlechts ist die „Japan Times“ sicherlich spätestens jetzt ein Verschwörungstheoretiker-Blatt.

    • Albrecht Storz 14. Januar 2021 at 12:49

      Dort wird übrigens moniert, dass in dem Video vom Neujahr in Tokio sehr wohl viele Masken zu sehen wären. ich selbst habe das nicht nachgeprüft, halte es auch für relativ irrelevant.

  3. Leopold 12. Januar 2021 at 16:00

    Auch dieses Faktum wird von Politik und Medien hartnäckig ignoriert werden. Alle Verantwortlichen befinden sich nicht nur in einer Blase mit gegenseitiger und permanenter Selbstbestätigung, sondern sind psychologisch derart in der „Ecke“, dass sie nicht mehr alleine herausfinden werden. Um jetzt eigene Fehler einzugestehen bedarf es Moral, Charakter und großer mentaler Stärke. Alles Eigenschaften, die den meisten Verantwortlichen fremd sind. Fakten werden nicht mehr überzeugen sondern genau das Gegenteil bewirken: ein weiteres einigeln in der Blase. Hier auf Vernunft, Verstand und Einsicht zu hoffen, halte ich inzwischen für aussichtslos. Es kann nur noch durch massiven Zwang und Druck seitens der Bevölkerung zu positiven Veränderungen kommen.
    Hinweis: In dem Video „Neujahr Japan“ (Link im Text oben) sind fast ausschließlich Menschen mit Masken zu sehen. In diesem Kontext verbunden mit dem Hinweis bei dem Link, etwas irritierend.

  4. Mujo 12. Januar 2021 at 14:21

    Der Volkswirtschaftliche Schaden durch einen Lockdown ist um ein vielfaches höher als dieser Virus. Wenn man überhaupt von einen Virus Sprechen kann !!

    Ich kenn jetzt nicht die Pharma Lobby wie sie in Japan Arbeitet oder vernetzt sind mit den Westlichen. Aber ich gehe jede Wette ein das sie nicht diese Macht haben wie im Rest der Welt !

    Auf die Verfassung eines Landes gebe ich inzwischen gar nichts. Wenn Wirtschaftliche interessen im Vordergrund stehen biegt man es sich zurecht.

  5. Andrés Gislop 12. Januar 2021 at 9:14

    Es ist der japanischen Verfassung zu verdanken, daß die Regierung nicht tun und lassen kann was sie will.

    Wäre dem nicht so stellte sich die Frage ob Japan tatsächlich ein „Sonderfall“ bliebe, oder sich dem allgemeinen Herdentrieb anschlösse.

    Es bleibt die Feststellung, daß die meisten Verfassungen der Welt das Papier nicht wert sind auf das sie gedruckt sind.

    Wäre dem nicht so gäbe es diesen globalen Unfug nicht.

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