Professor ‚Lockdown‘ Ferguson erwartet Herdenimmunität für UK

10. Januar 2021von 3,3 Minuten Lesezeit

Neil Ferguson, der „Professor Lockdown“, ist dafür bekannt dass seine Prognosen sowohl apokalyptisch als auch um Zehnerrpotenzen zu hoch sind. Aber nun vollzog er eine interessante Wendung und sagte, dass die hohen Infektionsraten und die Einführung von Massenimpfstoffen in Großbritannien dazu führen könnten, dass die Herdenimmunität gegen das Coronavirus noch vor Ende des Jahres erreicht wird – was eine Rückkehr zur Normalität im Herbst bedeutet.

Ferguson, dessen düstere Vorhersagen von 500.000 Todesfällen in Großbritannien die Regierung davon überzeugten, den ersten Lockdown zu veranstalten, sagt nun, er sei „optimistisch“, was die Zukunft des Landes im Jahr 2021 angeht. Im Gespräch mit der Sunday Times sagte Ferguson, dass er glaubt, dass es bald eine Verlangsamung der Infektionsraten geben wird, vielleicht sogar einen Rückgang – angetrieben durch hohe Infektionsraten, die den Menschen Immunität verleihen, ohne dass eine Impfung notwendig ist.

Das könnte durch die Tatsache begünstigt werden, dass es an Orten wie London eine ziemlich starke Herdenimmunität gibt“, so Ferguson. „Vielleicht 25 oder 30 Prozent der Bevölkerung sind jetzt in der ersten und zweiten Welle infiziert worden. Das trägt also zur Reduzierung der Übertragung bei.“

Er sagte auch voraus, dass der Nordwesten Englands – ein weiteres Gebiet, in dem viele Menschen infiziert wurden – ebenfalls auf dem Weg zur Herdenimmunität sein könnte.

Eine Politik der Herdenimmunität – die es dem Virus erlaubt, sich in der Bevölkerung auszubreiten, so dass die Menschen eine Immunität gegen das Virus entwickeln – wurde anfangs von einigen hochrangigen Regierungsmitgliedern, einschließlich Premierminister Boris Johnson, propagiert.

Aber die berüchtigte Studie von Ferguson, der bis zu 500.000 Todesfälle prognostizierte, ließen die Regierung ihren Ansatz ändern. Die Zahlen waren und sind allerdings völlig unrealistisch, wie das Beispiel Schweden zeigt, für die laut Ferguson 75 mal mehr Todesfälle auftreten sollten, als es tatsächlich gegeben hat.

Da das Vereinigte Königreich nun eines der am schlimmsten betroffenen Länder der Welt ist, was die Anzahl der Fälle angeht, und da es nun drei zugelassene Impfstoffe gibt, rückt die Herdenimmunität näher, glaubt der Professor.

Die Zahl der Patienten, die dem Virus erlagen beträgt bisher rund 81.000. Aber Ferguson glaubt, dass es in den kommenden Monaten nur noch schlimmer werden wird. Er sagt, es sei „sehr wahrscheinlich“, dass Großbritannien die 100.000-Todesfälle-Marke erreichen wird.

Welcher Prozentsatz immun sein muss für die Herdenimmunität, ist noch offen und auch Ferguson gab zu: „Wir wissen nicht, inwieweit die Immunität die Infektion vollständig blockiert – weder die natürliche Immunität noch die Immunität, die man durch Impfstoffe erhalten würde.“

Das stimmt allerdings nicht überein mit den Ansichten der Immunologen und vielen Forschern. Beginnend bei der MedUni Innsbruck bis hin zu Studien in Singapur, China, USA oder Deutschland wird von andauernder, starker Immunität ausgegangen. Gemessen wurde sie sogar bei allen SARS-1 Rekonvaleszenten auch noch nach 17 Jahren. Bisher gibt es laut dem Reinfection-Tracker BNOnews.com  33 bestätigte Fälle von Re-Infektionen und 90 Millionen bestätigte Fälle weltweit, das sind rund 1 von 3 Mio bestätigten Fällen – nach Impfungen gibt es 1 Infektion pro 10 Geimpften.

Auch Ferguson meint, dass die Wissenschaftler jetzt ein klareres Bild davon haben, wie lange eine Person vor dem Virus geschützt bleibt, nachdem sie infiziert wurde. „Wenn man sich einmal infiziert hat, dann hat man zumindest für ein Jahr oder länger einen ziemlich guten Schutz gegen die Krankheit, ein bisschen wie ein Impfstoff“, meint Ferguson. Warum er danach entgegen den Erkenntnissen der Immunologen verschwinden sollte verriet der Mathematikkern aber nicht


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