Immunität durch T-Zellen bei 100 Prozent der Covid-Infizierten zu finden

4. Januar 2021von 3,3 Minuten Lesezeit

Es wird zwar immer wieder von Immunität durch Antikörper geschrieben und berichtet, aber die entscheidende Immunität wird von den T-Zellen garantiert. Sie sind einerseits langlebig und andererseits steuern sie das gesamte Immunsystem. Sie stoßen auch – falls nötig – die Produktion von Antikörpern an.

T-Zellen kontrollieren virale Infektionen und sorgen für ein immunologisches Gedächtnis, das einen lang anhaltenden Schutz ermöglicht. Während CD4+ Helfer-T-Zellen die Immunantwort orchestrieren und B-Zellen befähigen, Antikörper zu produzieren, eliminieren CD8+ zytotoxische T-Zellen virusinfizierte Körperzellen.

Erkenntnisse vom Auftreten der beiden anderen zoonotischen Coronaviren SARS-CoV-1 und MERS-CoV weisen darauf hin, dass die Coronavirus-spezifische T-Zell-Immunität den entscheidenden Beitrag für die Genesung und den Langzeitschutz liefert. Diese T-Zell-vermittelte Immunantwort ist sogar noch wichtiger, da Studien zur humoralen Immunität gegen SARS-1 den Nachweis erbrachten, dass Antikörperantworten nur von kurzer Dauer sind und sogar vom Virus erzeugte Lungenentzündungen verursachen oder verschlimmern können.

Einer Forschergruppe geleitet von Privatdozentin Juliane Walz in der Klinischen Kooperationseinheit Translationale Immunologie (KKE) am Universitätsklinikum Tübingen und der Abteilung für Immunologie des Tübinger Interfakultären Instituts für Zellbiologie ist es gelungen, Details der T-Zellantwort gegen SARS-CoV-2 aufzuklären. Für die in der Fachzeitschrift Nature Immunology publizierte Arbeit wurden insgesamt mehr als 180 Probanden nach überstandener COVID-19-Erkrankung untersucht. Die im Rahmen der Studie identifizierten T-Zell-Epitope ermöglichten den Nachweis, dass bei 100 Prozent der Patienten nach Infektion T-Zell-Immunantworten gegen SARS-CoV-2 erfolgt sind. Dies traf auch auf Patienten zu, bei denen keine Antikörper nachweisbar waren.

Unser Immunsystem kann Viruserkrankungen effizient abwehren. Hierbei kommt zwei Zellarten eine wichtige Rolle zu: Den T-Zellen, die erstens virusbefallene Zellen direkt zerstören können und zweitens die Bildung von effizienten, Virus-neutralisierenden Antikörpern durch B-Zellen ermöglichen. Diese beiden Zelltypen spielen auch für die Abwehr der SARS-CoV-2-Infektion eine entscheidende Rolle. Mittlerweile kann man nicht nur kommerzielle Antikörpertests, sondern auch spezifische T-Zellen mit kommerziellen Tests nachweisen.

Frühere Erfahrungen mit SARS-1 und MERS sowie Berichte über Genesene nach durchgemachter COVID-19 Erkrankung legen nahe, dass T-Zellantworten tatsächlich eine bedeutende Rolle auch bei der Abwehr von SARS-CoV-2 spielen, wie das bei allen anderen Virusinfektionen der Fall ist. Um diese T-Zellantworten untersuchen zu können, müssen zunächst die Bestandteile des Virus, sogenannte Epitope, identifiziert werden, die von den T-Zellen erkannt werden können. „Diese Epitope sind nicht nur für die Untersuchung und Diagnostik der Immunabwehr von Bedeutung, sondern können auch die Grundlage für die Entwicklung von Impfstoffen bilden“, sagt Forschungsgruppenleiterin Juliane Walz.

Darüber hinaus wurden Blutproben von Personen, die vor Ausbruch der Pandemie gesammelt wurden, und somit keinen Kontakt zu SARS-CoV-2 hatten, untersucht. Dabei zeigte sich, dass auch bei 81 Prozent der untersuchten Spender ohne Kontakt zu SARS-CoV-2 kleine Mengen an T-Zellen, die Virusbestandteile erkennen, nachweisbar sind. Ich habe darüber schon früher berichtet.

In einer bisher unveröffentlichten Follow-up Untersuchung der Probanden – nun sechs Monate nach der Infektion – ließen sich immer noch starke T-Zellantworten gegen SARS-CoV-2 nachweisen, während die Antikörperantworten insbesondere gegen das so genannte Spike-Protein, über das das Virus in eine Zelle eindringen kann, bereits deutlich abgefallen waren. Das kann auch ich bestätigen – nach über 10 Monaten wurde noch starke T-Zell-Immunität festgestellt, die Antikörper waren nur nach knapp 4 Monaten noch nachweisbar.

Umgekehrt sind T-Zellen auch wesentlich früher nachweisbar als Antikörper, da sie ja erst die Antikörper Bildung anstoßen müssen.

Anbieter von T-Zellen Tests in Deutschland und Österreich:

So kommt man zu einem T-Zellen Test zur Bestimmung der Immunität


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4 Kommentare

  1. Claudia 11. Januar 2021 at 15:52

    Armin Labs GmbH in Augsburg bietet ebenfalls den T-Zellen-Test an.

    https://arminlabs.com/de/covid19

    Der Test bei Lab4more kostet ca. 147,50 Euro. Die Infos sind schwer zu finden, gibt es aber. Hier werden alle Corona-Erkältungs-Viren mitgecheckt, d.h 229E, OC43, NL63 und HKU1 und natürlich SARS-CoV-2.

  2. Albrecht Storz 5. Januar 2021 at 9:59

    Ob SARSCOV2 zoonotisch etnstanden ist, ob SARSCOV1 oder MERS zoonotischen Ursprungs sind, möchte ich in Frage stellen. Es sind pure Hypothesen. Solche vagen Vermutungen sollte man nicht als Fakten darstellen.

    Es ist eine Krankheit dieser Zeit, dass man wissenschaftliche Vermutungen als Fakten darstellt.

  3. Carsten 4. Januar 2021 at 23:34

    Hallo, gibt es irgendwann einen absehbaren Zeitpunkt, wann die Followup-Studie veroeffentlich wird?

    • pfm 5. Januar 2021 at 0:04

      Nein, leider nicht. Das ist immer recht unsicher.

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