Keine Beweise für höhere Infektiosität von Virus Mutationen

29. Dezember 2020von 2,8 Minuten Lesezeit

Rechtzeitig zum Brexit Chaos an britischen Grenzen und in Kaufhäusern tauchte eine Virus Variante auf, die sich angeblich um 70% rascher verbreitet als bisher. In der Zwischenzeit, sind die LKW Flotten zwischen den britischen Inseln und dem Festland wieder unterwegs und die Virusvariante hat stark an Bedeutung verloren.

Auch ein Zusammenhang mit der gerade beginnenden Impfkampagne wird vermutet. Von deutschen Politikern und Virologinnen ist schon zu hören, dass mindestens 2 Millionen Personen pro Woche geimpft werden müssen um noch rechtzeitig Herdenimmunität zu erlangen. Das ist zwar Unsinn denn entweder macht die Impfung auch gegen ein verändertes Virus immun oder nicht und dann ist es egal, wie viele wann geimpft wurden. Bonus-Tipp: Immunität, die von einer Infektion herrührt, bleibt auch bei einer Mutation erhalten, da dabei das Immunsystem das ganze Virus mit all seinen Kennzeichen kennen gelernt hat und nicht nur einen kleinen Bruchteil, wie bei den gentechnischen Impfstoffen.

Die Entwicklung der Reproduktionsziffer R in England unterstützt jedenfalls nicht das Vorhandensein einer infektiöseren Variante des Virus wie in der von Steve Brown veröffentlichten Grafik zu sehen.

Ein in Nature veröffentlichter Artikel von Prof. François Balloux et al kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass die bisherigen Veränderungen im Virus Genom zu keiner signifikanten Veränderung der Eigenschaften des Virus geführt hat.

So entstehen Mutationen

Mutationen in Coronaviren, und in der Tat in allen RNA-Viren, können als Ergebnis von drei Prozessen entstehen. Erstens entstehen Mutationen als Kopierfehler während der viralen Replikation. Zweitens könnte eine Veränderung als Ergebnis von Vermischung zwischen zwei viralen Linien entstehen, die denselben Wirt infiziert hatten. Drittens können Mutationen durch Beeinflussung seitens der Immunabwehr des Wirtes passieren.

Während die Theorie der Populationsgenetik besagt, dass die Mehrheit der Mutationen neutral sein sollte, können einige für das Virus vorteilhaft oder schädlich sein. Mutationen, die sehr schädlich sind, wie z. B. solche, die eine Invasion des Virus in den Wirt verhindern, werden schnell aus der Population entfernt; Mutationen, die nur geringfügig schädlich sind, können, wenn auch nur vorübergehend, erhalten bleiben. Umgekehrt können neutrale und vor allem vorteilhafte Mutationen höhere Frequenzen erreichen.

Jeder Unterschied in der Übertragbarkeit zwischen Varianten kann anhand des relativen Anteils der Nachkommen, die von einem angestammten Genotyp produziert werden, geschätzt werden. Die weltweite Verteilung der genetischen Vielfalt von SARS-CoV-2 relativ homogen ist, was das Risiko minimiert, dass eine Mutation als Fitnessvorteil für ihren viralen Träger angesehen werden könnte, nur weil sie zufällig in Regionen der Welt überrepräsentiert ist, die für die Übertragung günstiger sind. In dieser Arbeit wurde unter den bekannten 46.723 SARS-CoV-2 Varianten keine mit einer signifikant erhöhten viralen Übertragung gefunden.

In diesem Video gibt Professor Vincent Racaniello eine exzellente Erklärung, welche Veränderungen im Genom welche Auswirkungen haben können, wann man von Mutation sprechen kann und was von der neuen Variante in England zu halten ist. Nämlich, dass sie sich weder rascher verbreitet noch infektiöser oder gefährlicher ist.


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7 Kommentare

  1. Petra 1. Januar 2021 at 9:53

    Was ich mich da frage: wie wird eigentlich festgestellt, mit welcher Virusvariante jemand infiziert ist? Mittels eines unzuverlässigen PCR-Tests, der nicht einmal eindeutig feststellen kann, ob tatsächlich Sars-Cov-2 vorliegt?

    • Lucia 1. Januar 2021 at 21:59

      Das ist eine gute Frage. Das würde mich auch interessieren.

    • drberndschnappinger 1. Januar 2021 at 23:27

      Wird nicht gemessen… kein Test dafür verfügbar

  2. Dr. Bernd Schnappinger 29. Dezember 2020 at 18:35

    Sie schreiben „Immunität, die von einer Infektion herrührt, bleibt auch bei einer Mutation erhalten, …“

    Wie erklärt man aber, dass Mutationen der Influenzaviren durchaus jemanden krank machen, der beispielsweise ein Jahr vorher eine (andere) Grippe hatte?
    Ebenso, warum die Grippeimpfstoffe regelmäßig an die neuen Mutationen angepasst werden?

    Danke!

    • pfm 29. Dezember 2020 at 19:59

      Ich habe den Begriff Mutation genau genommen aber der Studie folgend falsch verwendet. Es handelt sich lediglich um Veränderungen einiger Nucleinsäuren. Eine Mutation erfordert den Austausch eines ganzen Segments, was bei den nur schwach gekoppelten Segmenten der Influenzaviren häufig passiert, bei den stark gekoppelten Segmenten der Coronaviren so gut wie nie.

      • drberndschnappinger 31. Dezember 2020 at 10:45

        Ist denn in diesem Sinne die „neue Variante“ des Coronavirus aus UK nun eine echte Mutation oder nicht?
        (NB: Musste soeben ein neues Konto erstellen… konnte mit bisherigen Anmeldedaten nicht mehr kommentieren oder bewerten. Seltsam, denn bis heute klappte es immer gut.)

      • pfm 31. Dezember 2020 at 11:00

        Tja, da gibt es offensichtlich unterschiedliche Ansichten.

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