Warum die verschiedenen Lockdown Modelle alle scheitern

20. Dezember 2020von 5,2 Minuten Lesezeit

Es ist wieder Lockdown Saison. Damit kursieren wieder Modelle, was Erfolg haben könnte und was nicht. Alle lassen aber die Menschen außen vor, so als wäre auf der Seite nichts zu holen, als könnte man das Immunsystem nicht stärken und dadurch Infektion und Erkrankung verhindern oder im Verlauf stark mildern. Wie das geht haben 120 Professoren und Wissenschaftler gezeigt. Aber zurück zu Lockdown und anderen Maßnahmen.

Zuletzt gab es einige weiter verbreitete Modelle, wie man mit den so genannten nicht-pharmazeutischen Interventionen (NPI) zum Erfolg kommen kann. Im Oktober veröffentlichten führende westliche Gesundheitsexperten zwei konkurrierende Erklärungen zur Covid-19-Politik: die Great Barrington Declaration (GBD) und das John Snow Memorandum (JSM). Kürzlich gab die Leopoldina eine „Ad-hoc-Stellunganhme“ von viereinhalb Seiten ab, und diese Woche wurde in Lancet ein Paper mit den bisher am weitesten reichenden Lockdown-Phantasien von einigen ProfessorInnen (Priesemann) veröffentlicht.

Der Fall Irland

Im Fall der Leopoldina Ad-hoc-Stellungnahme wurde auf den Fall Irland als scheinbar erfolgreiches Beispiel für einen Lockdown verwiesen. Am 22. Oktober führte Irland die erste und strengste Wintersperre in Europa ein, die bis zum 1. Dezember dauerte. Noch am selben Tag begannen die Covid-“Fälle” abrupt zu fallen (siehe Abbildung oben). Ein Beweis für den Erfolg des Lockdowns?

Ganz im Gegenteil: Wegen der Verzögerung zwischen Infektionen und Tests hätte die Sperre vom 22. Oktober erst am 29. Oktober zu einem Rückgang der Fälle führen können, aber in der obigen Abbildung ist kein solcher Effekt zu erkennen. Warum sind dann die Fälle vom 21./22. Oktober gesunken? Weil es einen gleichzeitigen 35%igen Rückgang der täglichen Tests gab (siehe nächste Abbildung).


Tatsächlich zeigt eine sorgfältigere Analyse, dass der Anstieg der Wachstumsrate der täglichen Fälle bereits eine Woche vor dem Lockdown am 16. Oktober gebrochen wurde und die Abriegelung selbst keine zusätzlichen Auswirkungen hatte (siehe nächste Abbildung). Die Trendwende am 16. Oktober war wahrscheinlich auf frühere, vernünftigere Maßnahmen zurückzuführen.

So war auch in Irland die harte Lockdown, den die Leopoldina in ihrem Statement empfiehlt mit Bezug auf den „Erfolg“ in Irland, weitgehend unwirksam, aber sehr kostspielig: Die sechswöchige Sperrung kostete mindestens 1,5 Milliarden Euro und 150.000 Arbeitsplätze. Und wie die obigen Grafiken zeigen, steigen die täglichen Covid-Fälle in Irland bereits wieder an, und zwar mit der gleichen Rate wie Anfang Oktober. Man sieht an dieser wirklich einfachen Analyse, dass die Leopoldina Stellungnahme nichts mit Wissenschaft zu tun hat.

GBD und JSM und das jüngste Paper

Alle verfehlten den wichtigsten Punkt. Die GBD sprach sich gegen Abriegelungen aus und befürwortete stattdessen einen „gezielten Schutz” von Hochrisikogruppen. Als Antwort darauf argumentierte das JSM, dass fokussierter Schutz ein „gefährlicher Trugschluss” sei und dass „effektive Maßnahmen, die die Übertragung unterdrücken und kontrollieren, auf breiter Basis umgesetzt werden müssen”.

Die JSM nannte drei angebliche Vorbilder: Japan, Vietnam und Neuseeland. Doch die JSM versäumte zu erwähnen, dass alle diese Länder frühzeitige Grenzkontrollen eingeführt hatten, zwei von ihnen sind Inseln und zwei haben nie Massen-PCR-Tests durchgeführt. Und vor allem haben sowohl Japan wie auch Vietnam eine völlig andere Immunsituation in der Bevölkerung. Japan hat die älteste Bevölkerung weltweit mit 29% über 65 Jahren, die aber sehr gesund leben und einen hohen Vitamin D Spiegel haben. Deshalb haben sie nur eine sehr geringe Infektionssterblichkeit, weniger als 1/20stel  wie bei uns.

In Vietnam wurden recht rigorose Maßnahmen umgesetzt, aber zu Beginn gab es noch sehr enge Kontakte mit China. In Vietnam und seinen Nachbarländern gibt es nur ganz wenige oder gar keine Todesfälle, vermutlich wegen einer weit verbreiteten Grundimmunität. Diese ist auf die in der Region verbreiteten SARS-ähnlichen Coronaviren zurückzuführen.

Aus diesem Grund musste auch die JSM scheitern: Sie schlug unwirksame Maßnahmen vor und vernachlässigte den Schutz von Hochrisikogruppen. Aber die JSM hatte Recht mit dem Argument, dass ein „fokussierter Schutz” in Hochrisikoumgebungen nahezu unmöglich ist. Deshalb ist auch die GBD größtenteils gescheitert.

Die Priesemann Veröffentlichung nennt einige richtige Punkte, wie etwa dass Contact Tracing und Quarantäne sinnlos sind bei einer höheren Verbreitung von Infektion. Dass Infektionsgeschehen leicht kontrolliert werden kann, wenn es wenige Infektionen gibt, ist zwar richtig, aber eine Binsenweisheit.

Ohne es direkt zu sagen, wird ein längerer Lockdown für ganz Europa vorgeschlagen („Ergreifen Sie entschlossene Maßnahmen, um die Fallzahlen schnell zu senken. Starke Interventionen haben sich als effizient erwiesen und balancieren das schnelle Erreichen niedriger Fallzahlen aus …“). Wie wir gerade am Beispiel Irland gesehen haben stimmt das eben nicht, wobei Irland noch den Vorteil hat eine Insel zu sein und daher leichter abgeschottet werden kann. Randbemerkung zu diesem diesem Paper: Einige Autoren geben bei Interessenskonflikte an “…grants from Roche Diagnostics, Euroimmun, and Janssen…from GSK Biologicals, Pfizer, Merck, and Johnson & Johnson…from Slovenian Research Agency…” aber wenigstens: “All other authors declare no competing interests.”

Der Fehler: nur an das Virus und nicht an den Menschen zu denken

Was sowohl GBD, JSM, Leopoldina und Priesemann nicht erwähnt haben, ist die entscheidende Bedeutung von Prophylaxe und frühzeitiger Behandlung für den Schutz von Hochrisikogruppen. Mittlerweile haben Dutzende von Studien gezeigt, dass eine frühzeitige Behandlung Krankenhausaufenthalte und Todesfälle selbst in Pflegeheimen um bis zu 90 % reduzieren kann.

Es wird einfach ignoriert, dass noch immer das Immunsystem die einzige Instanz ist, die mit dem Virus fertig werden kann. Das ist auch mit der Impfung nicht anders, denn sie trainiert nur das Immunsystem. Ist es schwach, dann kann man sehr wohl noch erkranken.

Es kommt also an auf Prophylaxe, wie von den 120 Professoren und Ärzten gefordert sowie auf eine rasche effiziente Behandlung, falls es zur Erkrankung kommt. Wie diese aussehen sollte, ist zwar mittlerweile auch bekannt, wird aber kaum angewendet.


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1 Kommentar

  1. Albrecht Storz 20. Dezember 2020 at 13:01

    Leider ist Dummheit aus akademischem Mund plötzlich Weisheit und Wahrheit in dieser Welt.

    Ich sehe immer mehr, dass das zugrunde liegende Schema darin besteht, die Kontrolle des Denkens der Menschen, das früher durch die Kirche ausgeübt wurde nun durch die Kontrolle durch die “Wissenschaft” zu ersetzen.

    Und so, wie früher all die, die gegen die “offizielle Lehre” der Kirchen gesprochen haben als Ketzer gebrandmarkt wurden, werden heute die Kritiker der “wissenschaftlichen Wahrheiten” als Leugner gebrandmarkt.

    Für die Herrschenden ist egal, welche Art von Erzählungen geglaubt werden. Entscheiden ist nur eines: sie müssen Kontrolle über das verkündende Personal haben. Und das hat man früher wie heute mit Pöstchen und Pfründen und Bauchpinseln und Ehren und Geld gemacht. Wenn jemand für den Lebensstil “Geld spielt keine Rolex” empfänglich ist, ist er immer auch ein guter Kandidat für Ämter und Würden.

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