Grob falsche Auswertung der Antikörper Studie – wahrscheinlich mehr als 20 Prozent infiziert und immun

11. Dezember 2020von 4 Minuten Lesezeit

Laut der Pressemitteilung über die Studie waren 350.000 Menschen oder 4,7 Prozent der Bevölkerung mit dem Coronavirus bisher infiziert. Das wurde aus einer Untersuchung von 2.229 Personen in der Zeit vom 12. bis 14 November erhoben. Es wurden bei 92 Personen Antikörper gefunden. Da keine Tests auf T-Zellen erfolgten, konnte nur ein Bruchteil der Infektionen erfasst werden. Dieses Ergebnis ist grob falsch.

Es ist mittlerweile in Hunderten Studien nachgewiesen worden, dass keineswegs bei allen Infektionen Antikörper entstehen oder sie rasch wieder verschwinden. Sehr oft begnügt sich der Körper mit der Produktion von T-Zellen, so es zu keinen oder nur sehr leichten Symptomen kommt. Kommt es zur Bildung von Antikörpern bei Infektionen mit bis zu mittleren Symptomen, so verschwinden sie binnen Wochen und wenigen Monaten.

Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Antikörper waren bei einer Infektion zu Silvester 2019 nach dreieinhalb Monaten noch ganz schwach nachweisbar, drei Wochen später aber nicht mehr. Bei einem Test am 12. November waren aber noch ganz klar SARS-Cov-2 spezifische T-Zellen nachweisbar.

Mit der Seroprävalenz Studie waren also bestenfalls Infektionen aus der Zeit von etwa August bis Oktober nachweisbar, Infektionen aus der Zeit von Dezember 2019 bis zum Sommer aber wahrscheinlich für schwer Erkrankte, bei denen höhere Antikörper Titer entstanden waren, die auch langsamer abgebaut werden.

Was man aus der Studie ermitteln kann

Die Frage ist also, was lässt sich aus den Daten sinnvollerweise abschätzen. Unter den 92 Personen, die im Rahmen der Untersuchung positiv auf Antikörper getesteten wurden, waren 61 Prozent vorher nicht im Epidemiologischen Meldesystems (EMS) registriert gewesen. 26 dieser 57 Studienteilnehmer berichteten über nur ein oder gar kein Covid-19-Symptom, der Großteil ging auch davon aus, nicht oder nur sehr unwahrscheinlich infiziert gewesen zu sein.

Aktuell gibt 314.000 registrierte Fälle zu denen die 39% Personen mit Antikörpern gehören, die im EMS erfasst waren. Rechnet man auf 100% hoch, so erhält man 805.000 Personen die bereits Antikörper haben. Dazu kommen noch alle Personen unter 16, die in der Studie nicht erfasst waren. Damit kommen wir auf rund 1 Million.

Nun müssen wir noch abschätzen, wie viele es gibt, die Antikörper bei den Infektionen in den ersten 6 bis 8 Monaten verloren haben aber weiter eine solide Immunität durch T-Zellen haben. In einer Studie in Stockholm durch die Karolinksa Universität, die bekanntlich den Medizin Nobelpreis vergibt, wurden sowohl Antikörper als auch T-Zellen untersucht. Marcus Buggert, Assistenzprofessor am Zentrum für Infektionsmedizin des Karolinska Institutet, und einer von den Hauptautoren des Papiers, erklärte dazu: „Dank fortschrittlicher Analysen konnten wir jetzt die T-Zell-Reaktion während und nach einer COVID-19-Infektion detailliert abbilden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass ungefähr doppelt so viele Menschen eine T-Zell-Immunität entwickelt haben wie diejenigen, in denen wir Antikörper nachweisen können.“

Die Ko-Autorin Soo Aleman erläutert die Ergebnisse hier im Interview zum nachhören. Also wir sind auf der konservativen Seite, wenn wir die Antikörper Ergebnisse mit dem Faktor 2 multiplizieren.

Somit können wir aus der Studie abschätzen, dass mindestens 2 Millionen Menschen in Österreich mit SARSS-Cov-2 infiziert waren, das sind etwas über 22 Prozent.

Alternative Rechenmethode

Dem Wert können wir uns noch auf andere Art annähern. Mit heutigem Tag gibt es 4.260 Todesfälle. Laut einer auch von der WHO publizierten Studie des Top Medizinwissenschaftlers John Ioannidis liegt die Rate der Infektionssterblichkeit IFR bei 0,15 bis 0,20 Prozent (unter 70 sogar nur bei 0,03 bis 0,04 Prozent). Damit können wir auf eine Bandbreite von 2,8 bis 2,13 Millionen infizierten Personen. Der vorher bestimmte Wert von 2 Millionen liegt also in der gleichen Größenordnung.

Unter dem Strich kann man also davon ausgehen, dass etwa 20 bis 25 Prozent der Einwohner inn Österreich bisher infiziert gewesen sind.

Der Wert von 4,7% ist offensichtlich grob falsch. Er dient eher dazu weiterhin Angst zu verbreiten und Stimmung für die Impfung zu machen.

Der Auftraggeber der Studie, Bildungsminister Heinz Faßmann, macht laut Pressemitteilung auch keinen Hehl daraus: „Die sehr geringe Seroprävalenz zeigt, dass eine Durchseuchung der Bevölkerung auf natürlichem Weg – ohne eine hohe Anzahl von Erkrankten und Toten – eine Illusion ist. Die vorliegende Studie bestätigt, dass wir die Corona-Pandemie nur mit einer Impfung langfristig in den Griff bekommen und besiegen können.“

Eine Impfung bereits immuner Personen ist bei diesem nur ganz wenig getesteten Impfstoff mit starken Neben- und unklaren Langzeitwirkungen unverantwortlich und unethisch. Es müsste also vor einer Impfung jeder auf bestehende Immunität durch T-Zellen getestet werden.

Jedenfalls ist zu erwarten, dass die wachsende Durchseuchung auch zu einer immer stärkeren Bremsung der Infektionen führen wird.

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Anmerkung: In den Kommentaren unter vielen Artikeln finden sich interessante Informationen – lesen lohnt sich.

Antikörper Studien unterschätzen regelmäßig Verbreitung der Infektionen

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3 Kommentare

  1. Udo Schlenz 13. Dezember 2020 at 20:11

    SgH Dr Mayer, berechtigt sehe ich Korrekturbedarf zu den 4,7% Antiköperausgestatteten um die Anteile für Schwach- bzw Nichtsymptomatische, die benannt sind mit etwa noch mal sovielen Infizierten, die messbar „nur“ T-Tellen reaktiv verbleiben, also durchs Antikörperraster fallen ; mithin ergäben sich 9-10% an Gesamtinfizierten bisher in Österreich bzw der Region, der die Testprobanden entstammen.

    22% sehe ich nicht, Ihr Rechnungweg dahin scheint mir an mehreren Stellen nicht belastbar. Angefangen mit den Personen unter 16 Jahren, die sie da extra hinzuaddieren…

    • TKP 13. Dezember 2020 at 20:17

      Nachdem unter 16 nicht erfasst wurden, muss man sie hinzuaddieren. Und 350.000 Infizierte wäre nur geringfügig mehr, als bisher durch PCR Tests erfasst. Obwohl ddies laut Studie 61% sind. Das passt offensichtlich hinten unnd vorne nicht zusammen. Hab die Rechnung übrigens mit Experten abgestimmt.

      • Udo Schlenz 17. Dezember 2020 at 11:21

        die U16 dürfen nicht zusätzlich nochmal aufaddiert werden, weil diese Gruppe in der Summe der PCR-Bestätigten bereits enthalten ist. ( Ebenso gedanklich in der Sero-Rate 4,7% übrigens,auch wenn keine U16 direkt gemessen worden sind.)

        Die Hochrechnung von 39%-Anteil der PCR-Bestätigten auf 100%
        rechtfertigen Sie mit den entsprechenden Anteilen aus der Serostudie (die ich im Netz nicht fand, erbitte Link dazu). Jedoch erscheint mir hierzu die Zahl der Positiven einfach zu gering zu sein um daraus im großen Stil fürs ganze Land abzuschätzen. Selbst wenn Repräsentativität mal unterstellt sei.

        Umgekehrt rechnet es sich bei gegebener Repräsentativität der geprüften Kohorte von 2229 Probanden sehr leicht: Es wären dann lediglich die nochmal so vielen rein T-Zell-positiv zu erwartenden Personen zu den Seropositiven (4,7%) aufzuaddieren, was rechnerisch 9,4% Anteil für die totale Summe der bisher Infizierten ausmacht.

        Mit 9 Mio Einwohnern gerechnet ergäbe das rund 900.000 Österreicher, die vermittels überstandener Infektion geworden immun wären, Stand 14.11.. Mit Stand heute könnte dann die 1 Mio bereits voll sein ;-)

        eher kaum werden es bereits 2 Mio. sein.

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