Massentests in Österreich wenig besucht, 60 bis 80% falsch-positive und 0,10 bis 0,23% Infektionen

7. Dezember 2020von 2,4 Minuten Lesezeit

Die Tests in Tirol und Vorarlberg sind abgeschlossen, in Wien gehen sie noch bis 13. Dezember. Die Beteiligung bisher ist überschaubar. Die Zahl der falsch-positiven Tests ist dank der Nachtestung der beim Schnelltest positiven Ergebnisse nun auch einmal offiziell bestätigt.

Experten der Virologe Alexander Kekulé und der Epidemiologe Friedrich Pürner bezweifeln die Sinnhaftigkeit solcher Massentests. Ähnlich dürften das auch die Bewohner Österreichs sehen. In Vorarlberg kamen 105.260 Personen zu den 80 Teststationen. Damit liegt die Teilnahmequote gerade bei 31,33 Prozent. In Tirol waren es 220.713 Personen oder 32,05 Prozent aller Testberechtigten. In Wien erschienen an den ersten drei Tagen 22.402, 21.329 und 21.779 Personen, insgesamt also bisher 65.510 Personen. Die Aktion läuft in Wien aber noch bis 13. Dezember.

Niedrige Prävalenz und hoher Anteil falsch-positiver Ergebnisse

Die Positivquoten lagen in Vorarlberg bei 0,45%, in Tirol bei 0,28% und Wien bisher bei 0,5%. Von Wien wissen wir, dass sich bei der Überprüfung der positiven durch einen PCR-Test 118 von 219 oder 54% als falsch herausgestellt haben. Tirol und Vorarlberg sollen die Ergebnisse der Nachtestungen noch veröffentlichen, wobei es in Tirol angeblich auch 50% waren. Somit ergeben sich für Tirol 0,14% positive und in Wien 0,23%.

Das ist in Übereinstimmung mit dem was sich aus den Daten der Hersteller und einer Prävalenz von 0,14 bis 0,23 errechnen lässt. Nehmen wir als Mittelwert für die Prävalenz 0,2% und die Herstellerangaben für die Genauigkeit. Roche gibt für seinen Antigen Schnelltest eine Sensitivität von 96,52% an, die Spezifität soll sehr gute 99,68% betragen. Siemens gibt für seine Antigen Schnelltest eine Sensitivität von 96,72% und eine Spezifität 99,22% an.

Mit diesem Webtool gerechnet ergibt sich für den Test von Roche eine

  • falsch-positiv Rate von 62,3%
  • falsch-negativ Rate von 0,0069%

und für den Test von Siemens eine

  • falsch-positiv Rate von 80.1%
  • falsch-negativ Rate von 0,0066%

Der Test von Siemens liefert also ein deutlich schlechteres Ergebnis von 80% falsch-positiven gegenüber nur 62% beim Test von Roche. Wenn dieser Test in Vorarlberg verwendet wurde, ergibt sich ein Anteil Infizierter von etwa 0,1%, Tirol soll angeblich nach den PCR-Tests auf 0,14% kommen.

Überraschend ist das Ergebnis nicht, denn es werden ja vorzugsweise symptomlose Personen getestet. Wer in Quarantäne oder krank ist, darf nicht zum Test kommen.

Die Kontrolle durch die PCR-Tests ist schon wesentlich zuverlässiger, denn man kann auf Grund des vorherigen Ergebnisses mit dem Antigentest mit einer Prävalenz von 40% bzw 20% rechnen. Damit ergeben sich nur mehr etwa 1,5% bzw 3,8% falsch-positive Ergebnisse.


Zur Erläuterung wie gerechnet wird dient diese Grafik des deutschen RKI, das den Einfluss der Prävalenz zeigt (welcher Prozentsatz in der Bevölkerung ist tatsächlich infiziert). Hier werden richtig-positive angegeben, die falsch positiven sind also 100 minus der richtig-positiven in Prozent.

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5 Kommentare

  1. Udo Schlenz 9. Dezember 2020 at 8:09

    ich muss sagen, daß ich die Sinnigkeit solcher Betrachtungen/Berechnungen betreff Falsch-Positiven Rate
    anzweifle.
    Nach alldem könnte man eine x-beliebige der beteiligten Testarten einfach wiederholen und hätte dann rechnerisch ebenso an Aussagekraft gewonnen. Macht man die Auswertung 3x mit dem immergleichen Test ists dann vermutlich auch rechnerisch bestätigt wieder sicher.

    Bitte um Link zu der Statistik-Austria Untersuchung mit 3,1% Positivenrate.
    Wurde da tatsächlich (nur) mit PCR getestet oder auch auf Antikörper?

  2. M. Mohr 8. Dezember 2020 at 15:33

    Warum rechnen Sie einmal mit einer Pävalenz von 0.2% (Schnelltest) und einmal mit einer Prävalenz von 40% (PCR Test)? Die Prävalenz als eine Eigenschaft der Grundgesamtheit, aus der das Sample, das getestet wird, gezogen wird, sie ist unabhängig von der Art des Tests.

    • TKP 8. Dezember 2020 at 15:36

      Es geht um die si genannte Vortestwahrscheinlichkeit, oder die Prävalenz in der zu testenden Gruppe. Durch den Antigen Test ändert sich die Vortestwahrscheinlichkeit gemäß der Rate der richtig-positiven.

  3. Andrea 7. Dezember 2020 at 14:51

    Die ganze Aktion kostet viel Geld und ist völlig sinnlos. Antigen- und PCR-Test sind für solche Massentests ungeeignet und auch nicht zugelassen. Die Verhängung einer Quarantäne nur auf Grund eines solchen positiven Testergebnisses ohne Feststellung einer Krankheit durch einen Arzt ist unzulässige Freiheitsentziehung und gerichtlich strafbar.

  4. Magorist 7. Dezember 2020 at 11:05

    Super Artikel wiedermal.
    hier ein alternatives Webtool zur Berechnung der Werte: https://scienceprimer.com/test-sensitivity-specificity-calculator

    Wurde durch diese Massentests jetzt die angebliche Spezifität des PCR-Tests von >99% widerlegt?
    Wir hatten doch kürzlich eine Prävalenzstudie der Statistik-Austria in der Bürger zufällig ausgewählt und PCR getestet wurden. Da kam eine Prävalenz von 3,1% heraus, der Abschlussbericht ist sogar noch ausständig.
    Jetzt, 2 Wochen später, soll die Prävalenz auf 0,2% gefallen sein?

    Der PCR Test gehört endlich aus dem Verkehr gezogen, selbst nach einem Antigen-Schnelltest zur Kontrolle auf falsch Positive wäre ein weiterer Antigen-Schnelltest eines anderen Herstellers wohl besser geeignet.

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