Zweite Welle bereits mit Rückgang der bestätigten Fälle in einigen Ländern

13. November 2020von 2,9 Minuten Lesezeit

Atemwegserkrankungen folgen einem jahreszeitlichem Muster. Sie verebben im Zeitraum April bis Mai und treten wieder auf ab September. Dieser Rhythmus wiederholt sich Jahr für Jahr. Manche der Viren bleiben dabei weitgehend gleich, wie etwa die vier gewöhnlichen Corona-Erkältungsviren, andere verändern sich stärker, wie etwa die Grippeviren.

In der Grafik oben sieht man links die Verläufe im Frühjahr. Die Länder bei denen SARS-2 zuerst aufgetreten sind, haben auch früher einen Rückgang erfahren, die grüne Linie für Irland steigt später an und geht auch später wieder zurück. Wir wissen allerdings nicht genau, wann die ersten Fälle in Europa aufgetreten sind und ob ein Teil der mit Grippe ab November Erkrankten nicht schon mit SARS-2 infiziert waren.

Gründe für Rückgang der Infektionen

Für den Rückgang der Atemwegsinfektionen im Frühjahr gibt es mehrere Gründe. Der wichtigere liegt bei den Menschen, die mehr ins Freie kommen, wodurch das für das Immunsystem so wichtige Vitamin D produziert wird. Es wird auch mehr Bewegung gemacht und die Muskulatur produziert Myokine. Das sind Alleskönner, die ausgeschüttet werden, wenn ich trainiere. Sie stellen die Immunzellen scharf, sie transportieren die Antikörper an den Ort des Geschehens. Das nasskalte Novemberwetter ist aber wenig einladend für Sport.

Der andere Grund liegt bei den Erregern. Kaltes trockenes Wetter ist für Viren optimal, Hitze, energiereiche Sonnenstrahlen und höhere Luftfeuchtigkeit vertragen sie nur schlecht.

Der dritte Grund hat mit den Infektionen selbst zu tun, denn sie lassen immune Menschen zurück, bei denen das Immunsystem einen allfälligen Virenbefall sofort beseitigen kann und die daher nicht zum Überträger werden. Besonders wirkungsvoll sind die so genannten Super-Spreader, die viele Leute anstecken können, aber sobald sie selbst immunisiert sind eine stärkere Blockadewirkung ausüben.

Mehr Tests im Herbst

Die Zahlen der Fälle des Herbst sind mit denen des Frühjahr deshalb nicht vergleichbar, weil erheblich mehr getestet wird als zu Beginn des Jahres. Die Kurvenform ist jedoch ähnlich und die Daten aus sieben der gezeigten acht Länder legt nahe, dass die Breite der Kurven ebenso wie im Frühjahr etwa vier bis sechs Wochen betragen könnte. Österreich fällt in dieser Darstellung noch etwas aus dem Rahmen, der Anstieg hat allerdings etwas später begonnen und die Infektionsrate war im Frühjahr niedriger als bei anderen Ländern.

Die ergriffenen Maßnahmen haben Einfluss auf die Höhe der Kurve, also auf die maximalen Fallzahlen, aber nicht auf die Breite der Kurve, wie sich im Frühjahr gezeigt hat. Von diesen Ländern hat die  Schweiz am wenigsten Maßnahmen ergriffen, so sind Restaurants noch immer offen und auch sonst gibt es nur geringe Einschränkungen.

Ich nehme an, dass sich binnen Wochenfrist klarer wird, ob es zu einem allgemeinen Rückgang der Infektionen kommt. In Japan gab es eine Art zweiter Welle im Sommer, bei der nach einer Studie in Tokio fast 50 Prozent der Einwohner betroffen gewesen sein könnten.

Allerdings würde ein Abklingen der Corona-Infektionen möglicherweise wieder Platz für die Grippeviren schaffen oder andere Keime wie die Pneumokokken, die für sehr gefährliche Lungenentzündungen verantwortlich sind die laut dieser Presseaussendung zu jährlich etwa 3900 Todesfällen in Österreich führen.

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