So gefährlich sind die gewöhnlichen Corona-Erkältungsviren

10. November 2020von 2,5 Minuten Lesezeit

Coronaviren stellen eine sehr wichtige Familie von tierischen und menschlichen Viren dar, die sich in ständiger Zirkulation befinden. Vier häufige humane Coronaviren (HKU1, NL63, OC43 und E229) verursachen 10-20% der weltweiten Atemwegsinfektionen und sind auf allen Kontinenten vorhanden. Vor dem Jahr 2020 gab es daran wenig Interesse, obwohl sie zur Mortalität durch Atemwegserkrankungen erheblich beitragen. Studien haben gezeigt, dass es sowohl chronische als auch asymptomatische Träger und ebenso viele symptomatische Patienten gibt.

Dazu kamen SARS, MERS und nun SARS-Cov-2, wobei die beiden ersten nur geringe Auswirkungen auf die globale Mortalität hatten. Eine französische Studie, die schon im Mai dieses Jahres erschien, hat sich mit der Sterblichkeit durch die gewöhnlichen Coronaviren befasst und daraus eine weltweite Mortalität errechnet. Ausgewertet wurden die Daten eines Referenzlabors, das etwa 1% der schweren und diagnostizierten Atemwegsinfektionen, insbesondere saisonaler Art, in Frankreich erfasst.

Sterblichkeit durch Coronaviren

Vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2019 wurden 21 662 Proben vom diagnostischen Labor der IHU Méditerranée Infection untersucht. Davon waren 770 Proben positiv auf das Coronavirus, mit acht Todesfällen (Sterblichkeitsrate 1%). Von den identifizierten Coronaviren wurden 63 als HKU1 (ein Todesfall, Sterblichkeitsrate 1,6%), 74 als NL63 (zwei Todesfälle, Sterblichkeitsrate 2,7%), 92 als E229 (ein Todesfall, Sterblichkeitsrate 1,1%) und 160 als OC43 (vier Todesfälle, Sterblichkeitsrate 2,5%) identifiziert.

Diese Studie ergab weiter, dass die Sterblichkeit durch Atemwegsinfektionen extrem abhängig von der Qualität der Versorgung und dem Zugang zur Versorgung ist, und schwere Formen haben in Ländern mit besserer medizinischer Infrastruktur eine bessere Prognose.

2,6 Millionen Todesfälle durch Atemwegsinfektionen

Zusätzlich zu den Coronaviren zirkulieren in den entwickelten Ländern 16 endemische Viren (Adenovirus, Bocavirus, Zytomegalievirus, Enterovirus, Influenza A H1N1-Virus, Influenza A H3N2-Virus), Influenza-B-Virus, Metapneumovirus, Parainfluenzae-Virus 1, Parainfluenzae-Virus 2, Parainfluenzae-Virus 3, Parainfluenzae-Virus 4, Parechovirus, Picornavirus, Rhinovirus, Syncytial Respiratory Virus).

2. 6 Millionen Todesfälle durch virale Atemwegsinfektionen pro Jahr wurden in den letzten Jahren weltweit festgestellt, wobei dem Thema bis 2019 nur ein Bruchteil der Aufmerksamkeit gewidmet wurde wie nun im Jahr 2020. Im Vergleich dazu hält die Sterblichkeit durch Covid-19 weltweit bei 1,27 Millionen. In Österreich starben 2019 5253 Menschen an Atemwegserkrankungen, im Jahr 2020 bisher an oder mit dem SARS-Cov-2 Virus 1383 Menschen.

Kreuzimmunität gegen alle Coronaviren

Auch diese Studie stellt schon fest, dass Coronaviren, die weltweit selten systematisch getestet wurden, im Rachenraum asymptomatischer Menschen überdauern und eine potenzielle Quelle der Immunität der Bevölkerung darstellen. Darüber hinaus ist anzumerken, dass systematische Studien mit anderen Coronaviren ergeben haben, dass der Prozentsatz der asymptomatischen Träger genauso hoch oder sogar höher ist als der Prozentsatz der symptomatischen Patienten.

Diese Feststellungen wurden mittlerweile erhärtet. Bei Kindern gibt es bis zu 62 Prozent sogar Antikörper, die gegen alle bekannten Coronaviren wirksam sind und darüber haben eine ganze Reihe von Studien auch Immunität durch T-Zellen gefunden, die durch Infektionen mit einem der bekannten Coronaviren entstanden sind.

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