Möglicherweise Re-Infektion mit Coronavirus in Hongkong entdeckt

24. August 2020von 3,6 Minuten Lesezeit

Forscher in Hongkong berichteten am Montag über den anscheinend ersten bestätigten Fall einer Reinfektion mit Covid-19, einem 33-jährigen Mann, der Ende März erstmals mit SARS-CoV-2 infiziert wurde und sich dann viereinhalb Monate später auf Reisen in Europa anscheinend erneut mit dem Virus infizierte.

Der Fall wirft Fragen über die Dauerhaftigkeit des Immunschutzes vor dem Coronavirus auf. Aber er wurde auch von anderen Wissenschaftlern mit Vorsicht betrachtet, die in Frage stellten, inwieweit der Fall tatsächlich eine Reinfektion darstellt. Es gab vereinzelt Berichte über Fälle von Covid-19-Reinfektionen. Diese Berichte stützten sich jedoch auf anekdotische Beweise und wurden größtenteils auf Fehler in den Tests zurückgeführt.

Aber in diesem Fall sequenzierten Forscher der Universität Hongkong das Virus aus den beiden Infektionen des Patienten und stellten fest, dass sie nicht übereinstimmten, was darauf hindeutet, dass die zweite Infektion nicht mit der ersten verbunden war. Zwischen den beiden Infektionen gab es eine Differenz von 24 Nukleotiden – den “Buchstaben”, aus denen die RNA des Virus besteht – zwischen den beiden Infektionen. Wobei in Deutschland bei Patienten auch simultan zwei Viren-Stränge gefunden worden waren und zwar unterschiedlich im Rachenraum und der Lunge.

Ein Fall unter Millionen

Experten warnten davor, dass der Fall dieses Patienten ein Ausreißer unter den zig Millionen Fällen weltweit sein könnte und dass der Immunschutz im Allgemeinen länger als nur ein paar Monate andauern könnte. Sie sagten, dass laufende Studien von rekonvaleszenten Patienten elfen würden, zu definitiveren Schlussfolgerungen zu gelangen.

“Bisher wurden mehr als 24 Millionen Fälle gemeldet”, sagte Maria Van Kerkhove, Coronavirus-Expertin bei der Weltgesundheitsorganisation, am Montag bei einem Briefing, als sie zum Bericht aus Hongkong befragt wurde. “Und wir müssen so etwas auf der Ebene der Bevölkerung betrachten.”

Die Frage, wie lange jemand vor Covid-19 geschützt ist, nachdem er infiziert wurde und sich erholt hat, ist von großer Bedeutung.

Immunantwort auf Infektion ist gewöhnlich stark

Studien finden zunehmend heraus, dass die meisten Menschen, die sich von der Krankheit erholen, eine robuste Immunantwort erhalten, die sowohl Antikörper (Moleküle, die das Virus daran hindern können, Zellen erneut zu infizieren) als auch T-Zellen (die helfen können, das Virus zu beseitigen) umfasst. Dies deutet darauf hin, dass die Menschen für eine gewisse Zeit vor einer weiteren Infektion geschützt sind.

Doch aufgrund dessen, was mit den Erkältungs-Coronaviren geschieht, wurde vermutet, dass die Immunität gegen SARS-CoV-2 nicht ewig anhalten würde. Im Allgemeinen werden die Menschen nach einem Jahr oder sogar weniger wieder anfällig für die Coronaviren, die die Erkältung verursachen, während der Schutz vor SARS-1 und MERS viele Jahre lang anzuhalten scheint. Auch wurde in den vergangenen Wochen in mehreren Studien bestätigt, dass Immunität gegen Coronviren alle bekannten Varianten davon umfasst.

“Was wir über Infektionen lernen, ist, dass Menschen eine Immunantwort entwickeln, und was noch nicht ganz klar ist, ist, wie stark diese Immunantwort ist und wie lange sie anhält”, sagte Van Kerkhove. Sie fügte hinzu, dass sie den Fall von Hongkong noch einmal überprüfe.

Der Fall in Hongkong

Im Fall von Hongkong war der Mann nach Spanien gereist und kehrte über das Vereinigte Königreich nach Hongkong zurück. Bei der Ankunft in Hongkong wurde im Rahmen eines Screening-Protokolls eine Speichelprobe entnommen und am 15. August positiv auf SARS-CoV-2 getestet.

Während seiner zweiten Infektion hatte der Mann keine Symptome. Viele Infektionen verlaufen ohne Symptome zu zeigen. Selbst wenn das Immunsystem das Virus nicht daran hindern kann, Zellen zu infizieren, könnte es dennoch eine Reaktion hervorrufen, die uns davor bewahrt, kränker zu werden. Bei seinem ersten Fall hatte der Patient klassische Covid-19-Symptome wie Husten, Fieber, Halsschmerzen und Kopfschmerzen.

Was bei dieser Studie aber wieder einmal nicht berücksichtigt wurde, ist der Zustand des Immunsystems des Mannes. Wenn es aus irgendeinem Grund massiv überlastet ist, dann helfen weder Impfungen noch vorherige Infektionen. Und nachdem die Studie binnen 9 Tagen fertig gemacht wurde, gab es wahrscheinlich keine Möglichkeit und auch kein Interesse sich das anzusehen.

Es bleibt abzuwarten was andere Experten zu dem Fall zu sagen haben.

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