Ausklingen der Pandemie am Beispiel Schweden und New York

16. Juli 2020von 3,2 Minuten Lesezeit

Schweden kam ohne Lockdown durch die Corona-Krise, New York mit einem deutlich verspäteten von Ende März bis etwa Ende Juni. Frappierend ist, dass beide ungefähr gleich großen Regionen praktisch gleichzeitig den Höhepunkt der Sterbefälle mit oder an Covid-19 hatten, nämlich am 7. bzw 8. April um dann noch für etwa sechs Tage sehr hoch zu bleiben Damit war sowohl in Schweden als auch in New York der Höhepunkt der Infektionen in der zweiten und dritten Märzwoche, in New York kam der Lockdown also um zwei Wochen zu spät. Die Herdenimmunität dürfte bei beiden erreicht sein.

NYC_daily-deaths2020-07-16

Das lässt sich aus den beiden Kurven mit dem Auftreten der Todesfälle gut erkennen. Der Rückgang in New York fällt allerdings erheblich steiler aus als die wesentlich flacher verlaufende Kurve in Schweden. Schweden hat knapp über 10 Millionen Einwohner, New York City 8,5 Millionen. Schweden hat allerdings nur zwei etwas dichter besiedelte Gegenden, nämlich Stockholm und die Gegend um Malmö. New York ist als Stadt natürlich auf der ganzen Fläche sehr dicht besiedelt. Das ist wahrscheinlich der Grund für den auch wesentlich steileren Anstieg in New York, gefolgt von einem fast ebenso steilen Abfall. Der Großteil der Infektionen müssen in sehr kurzer Zeit passiert sein.

Das lässt sich auch am Prozentsatz der positiven Testungen ablesen. Die Behörde von New York City veröffentlicht erheblich präzisere und aussagekräftigere Daten als das zum Beispiel bei uns der Fall ist. Es werden Testungen und positive Fälle in einem Chart gezeigt, so dass der Prozentsatz mit einem Blick erkennbar ist.

NYC_daily_testing

Und daraus wird auch ersichtlich, dass New York erst sehr spät, nämlich ab Mitte März in größerer Zahl zu testen begonnen hat. In den ersten beiden Märzwochen gab es die höchsten Prozentsätze von positiv getesteten Personen, ab Mitte März fiel der Prozentsatz, obwohl die Zahl der positiven Testergebnisse noch bis 6.4. anstieg um dann drastisch zurückzugehen. Vergleicht man gegen diese Darstellung das, was das österreichische Gesundheitsministerium als „Epidemiologische Kurve“ bezeichnet, wird klar dass diese so gut wie nichts aussagt. Die Schweizer Behörde berichtet übrigens ähnlich präzise und sinnvoll.

Schweden hatte in Stockholm den ersten raschen Infektionscluster durch Heimkehrer aus Tirol, dann kamen die Sterbefälle in den Alters- und Pflegeheimen und der langsame Abfall ist auf verzögerte Durchseuchung in den dünner besiedelten Gebieten zurückzuführen.

Auch New York City hatte massiv Todesfälle in den Altersheimen, da Infizierte vom Gouverneur dorthin geschickt wurden und es dadurch zu rascher Ansteckung kam.

Interessant ist, dass in Schweden das Medianalter der Verstorbenen bei 86 Jahren liegt, während das Durchschnittsalter mit 82,6 Jahren deutlich geringer ist.

In New York City sind besonders stark betroffen die über 75-jährigen, die Black/African-American und die Hsipanic/Latinos. Von den durch Test bestätigten 18.011 bzw  vermuteten plus bestätigten 33.879 Todesfällen ist lediglich bei 103 Personen keine Vorerkrankung bekannt. Auch diese Daten stellt die City of New York selbstverständlich auf ihrer Webseite zur Verfügung, ganz im Gegensatz zu den bei uns verfügbaren mickrigen Informationen.

Die Entwicklungen in Schweden und New York zeigen aber auch, dass ohne Lockdown – New York hatte zumindest keinen, der wirksam war – ein Abklingen und Auslaufen der Epidemie stattfindet. In Ländern und Regionen, die einen sehr frühen und strikten Lockdown hatten, holt das Virus die versäumten Infektionen rasch nach. Gut zu sehen in Ländern wie Israel und in einigen Bundesstaaten der USA.

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