Warum Massentestungen auf Coronavirus derzeit völlig sinnlos sind

11. Juli 2020von 2,8 Minuten Lesezeit

Die WHO fordert mehr Tests, das Gesundheitsministerium will in „Risikogruppen hineinschauen“, also ohne Verdacht auf Infektion quer durch die Bevölkerung testen. Diese Vorgangsweise verursacht mehr Schaden als sie Nutzen stiften kann und das ist recht einfach zu verstehen.

Kein Testergebnis kann zu 100% genau sein. Vor einem kleinen Anteil an falschen Ergebnissen warnt die zuständige deutsche Behörde, das Robert Koch Institut und auch der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn sprach sich gegen Massentests aus.

Überprüfung der Qualität des PCR Test

Wie genau der PCR Test misst wurde von INSTAND e.V., Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien, erhoben. Die aktuellste Auswertung vom 3. Juni zeigt, dass von drei mit Viren versetzten Proben 98,9% bis 99,7% korrekt als positiv erkannt wurden, eine sehr stark verdünnte Probe nur mehr zu 93%.

Bei den Proben, die keine SARS-Cov-2 Viren enthielten, waren zwischen 97,8% und 98,6% der Ergebnisse korrekt negativ, aber eben zwischen 2,2% und 1,4% waren falsch-positiv. Im weiteren verwenden wir einen Wert von 98% richtig-negativen und 2% falsch-positiven.

Gegen den PCR Test gibt es auch einige grundsätzliche Vorbehalte, die hier erwähnt werden sollen aber für die weiteren Überlegungen unberücksichtigt bleiben. So haben die US-Seuchenschutzbehörde CDC sowie die US-Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde FDA sogar erklärt, dass PCR-Tests nicht(!) für diagnostische Zwecke geeignet sind. Dasselbe sagen auch seriöse Testhersteller und fügen vorbildlicherweise hinzu, dass ihre Testkits auch auf eine Vielzahl anderer respiratorischer Viren ansprechen, also Fehlalarme erzeugen können.

Die Folgen der fehlerhaften Tests bei unterschiedlichen Infektionsraten

Es macht nun einen großen Unterschied, ob eine Gruppe von Personen getestet wird, bei der 10% der Personen infiziert sind, oder nur 1% oder gar nur 0,1%. Sind 10% infiziert, so wird man unter 1000 Getesteten im Schnitt 100 positive Ergebnisse erhalten, aber auch etwa 20 falsch-positive. Somit laufen also 16% der Getesteten Gefahr auf Grund eines falschen Ergebnisses in Quarantäne geschickt zu werden. Bei 1% Infizierten erhält man 10 richtig-positive und wieder rund 20 falsch-positive, das sind allerdings bereits 67%.

Laut dem Dashboard des Gesundheitsministeriums wurden in Österreich bisher 18.694 Personen positiv getestet, 16.808 sind genesen, verbleiben also derzeit 1886 bekannte Fälle, oder 0,02% der Bevölkerung. Aktuelle Erkrankte werden 1195 ausgewiesen. Die Dunkelziffer ist ziemlich unklar, sie dürfte aber nach weltweiten Schätzungen bei 50% bis 80% liegen. Nehmen wir 80%, so kommen wir für Österreich auf die 5-fache Zahl an Infizierten und einen Prozentsatz von 0,1% von der Bevölkerung.

Mit der Infektionsrate von 0,1% wird sich bei 1000 Tests nur mehr 1 richtig positiver finden, aber weiterhin 20 falsch-positive. Also, es sind 95% der Tests falsch-positiv. Derzeit sind es etwa 80 bis 100 Fälle die pro Tag als positiv getestet gemeldet werden, vermutlich 95% davon falsch.

Verzerrtes Bild verursacht falsche Entscheidungen

Das ergibt ein völlig verzerrtes Bild des Infektionsgeschehens. Wenn auf Grund eines derartigen Ergebnisses 100.000 Schüler nicht in die Schule gehen dürfen, ein Bezirk oder ein ganzes Bundesland wieder geschlossen werden, dann steht der soziale, gesundheitliche und wirtschaftliche Schaden in keinem rationalen Verhältnis mehr zum angeblichen Nutzen.

Die Frage stellt sich, warum der deutsche Gesundheitsminister diese Überlegungen offenbar anstellen konnte, der österreichische jedoch nicht. Die Massentests, die schon durchgeführt oder erst geplant sind richten nur Schaden an und kosten jede Menge Geld, das anderweitig wesentlich sinnvoller eingesetzt werden könnte.

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2 Kommentare

  1. Thomas Arend 1. August 2020 at 19:25

    Grundsätzlich richtig. Übersehen wird, dass das die positiv Getestet einen zweiten Test machen könne, um den ersten zu bestätigen. Aufgrund der durch den ersten Test gestiegenen Prävalenz wird die positive Vorhersagekraft deutlich höher. Dazu bereits aus, wenn 1 von 20 positiv getesteten infiziert ist.

    • TKP 1. August 2020 at 19:52

      Das ist richtig, durch einen zweiten Test erhält man schon Gewissheit, wird aber meines Wissens nach zumindest nicht standardmäßig gemacht und muss man wahrscheinlich auch selbst zahlen. Das größere Problem ist allerdings, dass der Test auch noch längere Zeit auf Fragmente anspricht, obwohl man nicht mehr infektiös ist.

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