Herdenimmunität gegen SARS-Cov-2 schon ab etwa 20 Prozent möglich

10. Juli 2020von 5,8 Minuten Lesezeit

Herdenimmunität ist das große Ziel um die weitere Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Die Herdenimmunitäts-Schwelle (HIS) wird erreicht, wenn etwa 60 bis 70 der Bevölkerung immun sind. Offensichtlich ist der Unterschied zwischen einer HIS von 70 Prozent und einer HIS von 20 Prozent dramatisch. Je niedriger die Schwelle, desto schneller brennt eine Epidemie aus, da sie die Fähigkeit verliert, mehr Menschen zu infizieren. Genau das tut sich in einer ganzen Reihe von Ländern in Europa und auch in den USA.

Berechnungen in einer Studie ergaben für Stockholm ergaben eine Schwelle von etwa 17%. Wer sich gerne mit Daten beschäftigt, sollte diesen interessanten Aufsatz von Brown-Professor Dr. Andrew Bostom mit dem Titel COVID-19 ‘herd immunity’ without vaccination? Teaching modern vaccine dogma old tricks lesen. Hier seine kurze Zusammenfassung:

Die natürlich erworbene Herdenimmunität gegen COVID-19 in Kombination mit dem ernsthaften Schutz schutzbedürftiger älterer Menschen – insbesondere der Bewohner von Pflegeheimen und Einrichtungen für betreutes Wohnen – ist eine äußerst vernünftige und praktische Alternative zu dem zweifelhaften Allheilmittel der obligatorischen Massenimpfung gegen das Virus.

Diese Strategie wurde in Malmö, Schweden, erfolgreich umgesetzt, wo nur wenige COVID-19-Todesfälle zu verzeichnen waren, indem die Altenpflegeheime gewissenhaft geschützt wurden, während „die Schulen geöffnet blieben, die Bewohner weiterhin in Bars und Cafés tranken und die Türen von Friseuren und Fitnessstudios durchgehend geöffnet waren.“

Anmerkung zu Malmö: Malmö gehört zur Öresund Region mit Scania auf der schwedischen und Sjealand und Hovedstaden auf der dänischen Seite. Malmö und Kopenhagen sind die größten Städte. Der Lockdown in Dänemark hat keine Reduktion der Gesamt-Mortalität in der Region gebracht, die Zahlen sind etwa gleich hoch.

Die Prognosen von Nobelpreisträger Michael Levitt

Eines der lautstärksten Mitglieder der wissenschaftlichen Gemeinschaft, der über das HIS von COVID-19 Artikel verfasst, ist Stanfords Nobelpreisträger Dr. Michael Levitt.

Bereits am 4. Mai gab er der Stanford Daily ein Interview, in dem er sich für Schwedens Vorgehen einsetzte, COVID-19 auf natürliche Weise in der Community zu verbreiten, bis sie bei der HIS ankommen. Er erklärte:

Wenn Schweden bei etwa 5.000 oder 6.000 Todesfällen stehen bleibt, werden wir wissen, dass sie die Herdenimmunität erreicht haben, und wir mussten keinerlei Lockdown vornehmen. Mein eigenes Gefühl ist, dass es wahrscheinlich wegen der Herdenimmunität aufhören wird. COVID-19 ist ernst, es ist zumindest eine schwere Grippe. Aber es wird die Menschheit nicht zerstören, wie die Leute dachten.“

Genau das ist passiert. Bis heute, 9 Wochen nach seiner Vorhersage, hat Schweden 5.500 Todesfälle. Wer mehr dazu wissen möchte kann hier nachlesen: Predicting the Trajectory of Any COVID19 Epidemic From the Best Straight Line von Michael Levitt

Bis zu 80 Prozent bereits immun

Immer mehr Studien zeigen nun, dass es bereits eine recht hohe Immunität gegen SARS-Cov-2  gibt. Wissenschaftler zeigen jetzt Beweise dafür, dass bis zu 81% von uns eine starke Abwehr gegen das aktuelle Coronavirus zeigen können, ohne jemals zuvor damit in Berührung gekommen zu sein: Kreuzreaktive SARS-CoV-2-T-Zell-Epitope zeigten bei 81% der nicht exponierten Personen bereits vorhandene T-Zell-Reaktionen, und die Validierung der Ähnlichkeit mit menschlichen Erkältungs-Coronaviren lieferte eine funktionelle Grundlage für die angenommene Immunität.

Dies allein könnte erklären, warum die HIS für COVID-19 so viel niedriger ist, als einige Wissenschaftler ursprünglich dachten, nämlich in der Nähe von 70%. Viele von uns waren aber schon immer immun.

Wenn das nicht ausreicht, wurde gerade eine ähnliche Studie aus Schweden veröffentlicht, die zeigt, dass “ungefähr doppelt so viele Menschen eine T-Zell-Immunität entwickelt haben wie diejenigen, in denen wir Antikörper nachweisen können”.

Wir wussten dies aus den Daten der Diamond Princess, als nur 17% der an Bord befindlichen Personen trotz eines idealen Umfelds für die Massenverbreitung positiv getestet wurden, was bedeutet, dass 83% der Personen irgendwie vor dem neuen Virus geschützt waren.

Die Situation in den USA

Die USA haben übrigens ihr eigenes Schweden, nämlich New York City. Das Szenario wurde unabsichtlich dem von Schweden ähnlich gestaltet, denn der Lockdown kam so spät, dass er absolut nichts mehr flach gemacht hat. Die Behörden schickten positiv getestete Pflegeheimbewohner zurück in ihre Heime, wodurch sich das Virus dort bestens verbreiten konnte und es übermäßig viele Todesfälle gab, allerdings in sehr kurzer Zeit.

Das sieht dann laut der Webseite der Stadt so aus wie die Kurve oben.

Schätzungen der Zahl der Infizierten

Wir können einen groben, aber hilfreichen Indikator dafür erhalten, ob ein Staat (oder eine Region) seine eigene Schwelle für die Herdenimmunität erreicht hat oder nicht, wenn wir Folgendes wissen: die Bevölkerungszahl, die Anzahl der Todesfälle durch COVID-19 und COVID -19 IFR oder Infektionssterblichkeitsrate.

Dr. John Ioannidis von Stanford veröffentlichte eine Metaanalyse, in der er 12 separate IFR-Studien analysierte und in seiner Schlussfolgerung die wahrscheinliche IFR für COVID-19 so darlegte:

Sieben der 12 abgeleiteten IFRs liegen im Bereich von 0,07 bis 0,20 (korrigierter IFR von 0,06 bis 0,16), was den IFR-Werten der saisonalen Influenza ähnlich ist. Drei Werte sind geringfügig höher (korrigierter IFR von 0,25 bis 0,40 in Gangelt, Genf und Wuhan) und zwei sind geringfügig niedriger als dieser Bereich (korrigierter IFR von 0,02 bis 0,03 in Kobe und Oise). Als guter Mittelwert kann 0,25% angenommen werden.

Wenn man weiß, wie viele Menschen in einer Region an COVID-19 gestorben sind, man also schnell berechnen, wie viele Menschen in derselben Region mit dem SARS-Cov-2 infiziert waren. Man braucht nur Todesfälle durch die IFR zu teilen. Verwenden wir Schweden als Beispiel. Mit 5500 Todesfällen kommen wir auf etwa 22%. Ähnliche Relationen erhält man in Spanien, Italien, Frankreich oder dem UK, die etwa ebenso viele Todesfälle pro Million Einwohner haben wie Schweden.. Auch in Delhi, Indien, hat eine Antikörper Studie 15% ergeben und die Zahlen weisen alle nach unten.

Abweichungen in den USA und europäischen Städten

Interessant ist die Situation in den USA. New York hat eine deutlich höhere Todesfallrate, eben wegen des gravierenden Fehlers mit den Infizierten in den Heimen, sowie wegen des hohen Anteils an BAME (Black, Asian, Minority Ethnics) und Slums. Alle Zahlen und Indikatoren sind seit einiger Zeit ganz niedrig. Andere Bundesstaaten dagegen mit starken Lockdowns und bisher geringen Todesfällen haben dagegen steigende Zahlen zu verzeichnen. Die Schwelle für die Herdenimmunität ist noch ncht überschritten.

Sondersituationen haben wir auch in Ischgl mit 42% Antikörpern und Bergamo mit 57%. In Bergamo sind bei einem Fußballspiel von Atalanta gegen den FC Valencia am 10. März sehr viele Menschen gleichzeitig angesteckt worden. In Ischgl hat sich dagegen die praktisch jedes Wochenende wechselnde Besucherschar ausgewirkt, so dass das Virus immer neue Möglichkeiten für Infektionen gefunden hat.

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