Antikörper Tests in Österreich: was man aus Ischgl und Reichenau lernen sollte

26. Juni 2020von 4,3 Minuten Lesezeit

In Österreich wurden in Ischgl und in Reichenau Antikörpertests durchgeführt, die einige andere internationale Studien bestätigen. Es sind weit mehr Personen infiziert gewesen als man glaubte, als infiziert getestete haben 3 Monate später keine Antikörper mehr, wie in Reichenau festgestellt.

Nochmal kurz die Ergebnisse: In Reichenau war bei 70 der rund 2600 Einwohner im März eine Infektion festgestellt worden, 200 waren in Quarantäne. Nun fand man 6,4% oder 121 der Reichenauer mit Antikörpern. Umgekehrt hatten aber nicht alle der positiv auf SARS-CoV-2 im März getesteten nun Antikörper.

In Ischgl fanden sich bei einem Serientest Ende April bei 42,4% der Bevölkerung Antikörper, obwohl im März beim Test auf aktive Infektion nur 15% gefunden worden waren. Von den Menschen mit Antikörpern hatten 85% nichts von der Infektion bemerkt. Bei den Kindern lag der Prozentsatz mit Antikörpern mit 27% deutlich niedriger.

Ergebnisse anderer Studien bestätigt

Die bisher genaueste Studie hat, wie könnte es anders sein, die Universität Zürich durchgeführt. Es wurden dabei Infizierte und Kontrollgruppen über mehrere Wochen und Monate beobachten und auf aktive Infektion und die verschiedenen Antikörper Arten (IgA, IgG und IgM) getestet. Dabei wurde festgestellt, dass Infizierten ohne Symptome kurzzeitig IgA Antikörper entwickelten, aber keine weiteren. Es wurden Personen gefunden, die alle drei Antikörper hatten, die aber mit der Zeit wieder verschwanden.

Umgelegt auf die Studien von Ischgl und Reichenau bedeutet dies, dass es noch weit mehr Infektionen gegeben haben kann und wahrscheinlich auch gegeben hat, als nun mit Antikörpern gefunden wurden. Das wurde auch direkt in Reichenau belegt, da ja im März infiziert gewesene, nun keine Antikörper haben. 85% symptomlose Infektionen in Ischgl sind also die Untergrenze, es können auch 90% oder 95% gewesen sein.

Belege für höhere Infektionsraten auch aus China

Das zeigt zum Beispiel eine Studie aus Wuhan, bei der 1470 Covid-19 Patienten von Krankenhäusern in Wuhan, dazu ohne Covid-19-Diagnose 3832 Personen des medizinischen Personals, 19.555 andere Angestellte und 1616 andere Patienten getestet wurden. Hier zeigte sich ebenfalls, dass Menschen ohne Symptome Antikörper haben und bei Erkrankten nach einiger Zeit keine mehr gefunden werden.

Eine sorgfältige Studie aus dem Südwesten von China mit Testungen über Monate hinweg, zeigt dass Antikörper Infektion nicht bei allen Infizierten nachgewiesen werden können, die Spiegel rasch absinken und bei 40% nach zwei bis drei Monaten gänzlich verschwunden sind.

Schlussfolgerungen

Diese Studienergebnisse lassen einige Schlüsse zu:

  • die Letalität ist wesentlich niedriger als bisher angenommen

  • die Case Fatality Rate (CFR) ist eine Hausnummer – das ist die Zahl Verstorbene dividiert durch bekannte Fälle

  • die Infection Fatality Rate (IFR – Verstorbene dividiert durch Zahl der insgesamt Infizierten) liegt nach Erkenntnissen von renommierten Wissenschaftlern aber auch der US Gesundheitsbehörde CDC bei weniger als 0,1% bis 0,25% also im Bereich der Grippe

  • die Durchseuchung der Bevölkerung ist weit höher als bisher geglaubt

  • Infektionen gab es lange bevor sie aufgefallen sind

  • Kinder werden weniger angesteckt und sind selbst auch wenig ansteckend

  • bei einem hohen Anteil der Bevölkerung zwischen 85 und 95 Prozent wird das Immunsystem so problemlos mit dem Virus fertig, ohne dass die Infizierten etwas davon merken

  • es bilden sich bei Infektion nicht immer Antikörper und diese bleiben nicht dauerhaft erhalten, das Niveau sinkt fast bei allen rasch ab.

Den letzteren Befund kann ich persönlich bestätigen. Ich kenne zwar mindestens eine Gelegenheit zur Infektion, hatte aber nie irgendwelche Symptome. Ein erster Antikörpertest am 23. April zeigte grenzwertig wenige aber eindeutige IgG Antikörper, 3 Wochen später definitiv keine mehr.

Ausblick

In einigen Ländern wie Kroatien, Portugal, Deutschland und anderen gibt es immer wieder neue Cluster mit Infektionen. Die Reaktion darauf sind neue Lockdowns.

Zunächst sind einige Fragen zu stellen:

1. Kann es Schutz durch eine Impfung geben angesichts der Tatsache, dass Infektion mit dem echten Virus mit oder ohne Symptome in einigen Fällen gar keine Antikörper produziert und wenn welche vorhanden sind, diese in vielen Fällen rasch verschwinden.

2. Kann man Antikörper Serum zur Behandlung Erkrankter gewinnen, oder verschwinden sie auch hier von selbst?

3. Hat der Lockdown Sinn gemacht?

4. Kann man überhaupt mit dem neuen Coronavirus anders umgehen als mit den vier bisher bekannten Coronaviren und der Grippe?

5. War die Medizin schädlicher als die Krankheit? Oder anders formuliert: Haben die Maßnahmen, insbesondere der strenge Lockdown bisher mehr Schaden angerichtet, als das Virus selbst.

Antworten auf diese Fragen müssen Wissenschaft und Politik dringend finden. Mit Wissenschaft sind aber definitiv nicht die Virologen gemeint, der virologische Tunnelblick kann nur falsche Antworten liefern. Wir brauchen Inputs aller medizinischen Disziplinen, vor allem von Public Health Experten, von Ökonomen, Soziologen, Psychologen, Sozialarbeitern, Naturwissenschaftlern wie Mathematikern, Biochemikern, Biologen und Biophysikern.

Die Politik der Verbreitung von Angst und Panik muss endlich aufhören. Ein Blick auf dass Ganze ist nötig statt sich auf ein Virus einengen zu lassen.

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