
Grenztemperatur für menschliches Leben – dank CO2 Emissionen viel zu früh erreicht
Trotz der Einschränkung von Industrie und Verkehr durch die weltweite Corona Pandemie, steigt die CO2 Konzentration in der Atmosphäre weiter und damit sowohl die durchschnittliche Temperatur als auch die kurzzeitigen Höchstwerte. Wir nähern uns damit weiter an die kritische Grenze an, oberhalb der ein Überleben für Menschen nicht möglich ist.
Der menschliche Körper braucht Kühlung, insbesondere bei körperlicher Tätigkeit. Jeder wird schon bemerkt haben, dass trockene Hitze leichter zu ertragen ist als feuchte Schwüle. Wenn „Temperatur plus Luftfeuchtigkeit“ hoch genug ist, wird selbst eine gesunde Person, die im Schatten sitzt und reichlich Wasser zu trinken hat, schwer leiden oder wahrscheinlich sterben. Das ist der so genannte Wet-Bulb Temperature Effekt (WBT) oder Kühlgrenztemperatur- Effekt.
Die Temperaturgrenzen werden zu rasch erreicht
Es gibt eine Obergrenze für die Fähigkeit des Menschen, sich in Kombination mit übermäßiger Luftfeuchtigkeit an Hitze anzupassen. Diese Grenze ist die Kühl-Grenz-Temperatur. Ein Schwellenwert wird erreicht, wenn die Lufttemperatur über 35 Grad Celsius steigt und die Luftfeuchtigkeit bei 90 Prozent liegt. Bei höheren Temperaturen muss die Luftfeuchtigkeit geringer sein. Wenn die Lufttemperatur 38 Grad beträgt, sinkt die Überlebensschwelle der Luftfeuchtigkeit bereits auf 85 Prozent. Menschen können oberhalb dieser Schwelle nicht überleben.
Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass diese Schwellen weltweit viel früher als vorhergesagt erreicht werden.
Frühere Klimamodelle sagten voraus, dass die Schwellenwerte für Temperatur und Feuchtigkeit erst Ende dieses Jahrhunderts, möglicherweise im letzten Quartal, erreicht werden. Leider wartet die globale Erwärmung nicht auf das letzte Viertel dieses Jahrhunderts. Die Gefahr der des WBT-Effekts hat sich ziemlich deutlich nach vorne verschoben. (Quelle: Colin Raymond et al., The Emergence of Heat and Humidity Too Severe for Human Tolerance, Science Advances, Vol. 6, no. 19, May 8, 2020)
Bisherige Erfahrungen mit hohen Temperaturen
Wir haben bereits frühzeitig Warnungen vor den schlimmen Folgen des WBT-Effekts erhalten, die vor mehr als einem Jahrzehnt auftraten, als Tausende von Menschen in Europa starben (Jahr 2003 mit 70.000 Toten: Nature, 17. Mai 2010) und im europäischen Teil von Russland (Jahr 2010 mit 10.860 Toten – Quelle: Epidemiology, 25. Mai 2014) hat bei einer Kühlgrenztemperatur von mehr als 28 ° C Zehntausende Menschenleben gefordert. Es starben also bereits 80.860 Europäer und Russen an der Kombination von Hitze und zu viel Feuchtigkeit, eine tödliche Folge der globalen Erwärmung, die durch übermäßige Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen in der Atmosphäre ausgelöst wurde.
Gefahr von Hitzewellen
Die Raymond-Studie erwartet, dass die Kühlgrenztemperaturen nicht erst im späten 21. Jahrhundert überschritten werden, sondern dass dies bereits in der Gegenwart passiert. Dies ist die Folge der außer Kontrolle geratenen übermäßige Menge an atmosphärischem CO2.
Das größte Risiko besteht darin, dass extreme Hitzewellen, die zuvor alle 25 Jahre auftraten, nun jeweils für mehrere Wochen zu jährlichen Ereignissen werden mit Temperaturen nahe oder über der Kühlgrenztemperatur. In den betroffenen Ländern und Regionen wird dies nebst Todesfällen zu massenhaften Hunger und in der Folge zu riesigen Migrationswellen führen.
Kurzzeitige Überschreitungen werden bereits beobachtet
Die Raymond-Studie prognostiziert extreme Feuchtigkeits-/Temperatur-Bedingungen, die über die physiologische Verträglichkeit des Menschen hinausgehen und für eine Dauer von 1 bis 2 Stunden auftreten. Das wird zuerst in Südasien, den Nahen Osten an der Küste und im Süden von Nordamerika auftreten.
Zum Beispiel lagen die am Persischen Golfs gemessenen Kühlgrenztemperaturen bei oder über dem, was als überlebensfähig angesehen wird, wenn Menschen ihnen nur wenige Stunden lang ausgesetzt waren. Darüber hinaus ergab die Raymond-Studie zuverlässige Beobachtungsergebnisse dafür, dass solche Messwerte in Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgetreten sind.
Der globale Trend ist „steil und signifikant“. Dies ist ein Grund zur Besorgnis, da er auf einen starken nachteiligen Klimawandel und globale Hitze hinweist, die den gesamten Planeten bedroht.
Weitere Erkenntnisse
Darüber hinaus stellt die Raymond-Studie fest:
(1) Unsere Ergebnisse unterstreichen somit die ernsthafte Herausforderung durch feuchte Hitze, die intensiver ist als zuvor berichtet und zunehmend schwerwiegender.
(2) Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Auftreten extremer Hitzewellen rasch zugenommen hat. Wetterstationen und Analysedaten der letzten vier Jahrzehnte zeigen Teile der Subtropen sehr nahe an der Überlebensgrenze von 35 ° C, die wahrscheinlich bereits über Meer und Land erreicht wurde.
(3) Unsere Auswertungen der Klimadaten von Stationen zeigen viele globale Temperatur-Überschreitungen von 31 ° und 33 ° C sowie zwei Stationen, die bereits mehrere tägliche maximale Temperaturwerte über 35 ° C gemeldet haben. Diese Bedingungen, die sich der physiologischen Verträglichkeit des Menschen nähern oder darüber hinausgehen, konzentrieren sich auf Südasien, den Nahen Osten an der Küste und den Süden Nordamerikas.
Laut den Wissenschaftlern müssen die CO2-Emissionen schnell stark reduziert werden, um das Auftreten der tödlichen Kühlgrenztemperaturen einzudämmen.
Trotz des Pariser Klimaabkommens von 2015, in dem die Nationen der Welt eine Reduzierung vereinbarten, nehmen die CO2-Emissionen weiter zu. Die Fakten sind offensichtlich, dass die Schadensbegrenzung nicht funktioniert hat. Das ist gut an den in Grafik obe dargestellten Daten des Mauna Loa Obserrvatoriums erkennbar, die auch mit den Messungen im Sonnblick Observatorium übereinstimmen.
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