Russische Wissenschafter testen Covid-19 Impfstoff an sich selbst

26. Mai 2020von 2,8 Minuten Lesezeit

Im Rennen um das lukrative Geschäft mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus bemühen sich Nationen und Firmen das Publikum bei Laune zu halten. So US-Firmen, Unternehmen aus China und nun auch Wissenschaftler aus Russland.

Es wird nun von ersten Tests berichtet, die allerdings noch nichts über Wirksamkeit aussagen, sondern nur ob der Impfstoff verträglich ist oder Nebenwirkungen verursacht. Neben der Unschädlichkeit, geht es dann aber vor allem um den Nachweis des Schutzes gegen Infektion. Und das kann dauern, gibt es doch genug Viren, gegen die es noch keinen Impfschutz gibt, wie etwa HIV oder Zoster. Mit der breiten Verfügbarkeit wird je nach Quelle zwischen erstem Halbjahr 2021 bis 2022 gerechnet.

Russische Tests

Russische Wissenschaftler haben sich als erste den Prototyp des von ihnen entwickelten Impfstoffes gegen das Coronavirus verabreicht – nun zeigt ihr Bluttest Antikörper. Das sagte der Chef des Gamaleja-Instituts für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau, Alexander Ginzburg.

Die Entwickler des Impfstoffes zweifeln laut Ginzburg nicht an der Sicherheit des Präparats und haben sich geimpft, um sich selbst zu schützen und die Sicherheit des Medikaments zu bestätigen.

Wie russische Medien zuvor unter Berufung auf das Institut berichteten, rechnen die Forscher schon im Juni mit einer Zulassung für medizinische Experimente mit Freiwilligen. Sollten die Tests erfolgreich ausfallen, könnte der Impfstoff Ende Sommer/Anfang Herbst registriert werden und in Produktion gehen.

Wir haben nicht nur Antikörper, bei uns sind protektive Antikörper nachgewiesen worden, die das Virus neutralisieren“, sagte der Institutschef weiter, dem ebenfalls der Impfstoff verabreicht wurde.

Eine Massenimpfung für die Bevölkerung könnte es ihm zufolge in Russland nicht früher als im Herbst geben. Jedoch würden zunächst nur Risikogruppen geschützt, denn die Produktion des Medikaments für alle nehme neun Monate in Anspruch.

Chinesische und US Impfstoffversuche

Nach einem US-amerikanischen hat jetzt auch ein chinesischer Impfstoffentwickler erste klinische Ergebnisse zu einem Impfstoff gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 vorgestellt. Der rekombinante Impfstoff erwies sich laut dem Bericht im Lancet (2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31208-3) als sicher und scheint bei den meisten Probanden eine Schutzwirkung zu erzielen.

Während der Impfstoff der US-Firma Moderna auf der neuen Technologie einer RNA-Vakzine beruht, setzen die Wissenschaftler von CanSino Biologics aus Tianjin, einer Hafenstadt im Norden Chinas, auf ein genetisch modifiziertes Virus.

Die Forscher haben das harmlose Adenovirus Typ 5 (Ad5), das sich im Körper nicht vermehren kann, mit dem Gen für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 ausgestattet. Das Spike-Protein wird nach der intramuskulären Injektion des Impfstoffes vom Immunsystem als fremd erkannt.

Darauf gibt es eine Immunreaktion, die die Patienten bei einer späteren Infektion mit SARS-CoV-2 vor einer Erkrankung schützen soll. Vorbild war offenbar ein ähnlicher Impfstoff, den die chinesischen Forscher vor 5 Jahren gegen das Ebola-Virus entwickelt haben.

CanSino Biologics hat zeitgleich mit Moderna Mitte März mit einer Phase-1-Studie begonnen, in der 108 gesunde Probanden mit Ad5-nCoV geimpft wurden. Die Impfungen fanden in Wuhan statt.

In den ersten 28 Tagen nach der Impfung wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse gemeldet. Leichtere bis mittelschwere Reaktionen waren jedoch häufig. Dazu gehörten Schmerzen an der Injektionsstelle (54 %), Fieber (46 %), Müdigkeit (44 %), Kopfschmerzen (39 %) und Muskelschmerzen (17 %).

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