Weißrussland ohne Lockdown und weniger Einschränkungen als Schweden

14. Mai 2020von 1,9 Minuten Lesezeit

Weißrussland, das von allen europäischen Ländern am wenigsten Maßnahmen gegen Covid19 ergriff und selbst Sportturniere und andere Großveranstaltungen nicht absagte, zählt nach über zwei Monaten erst 146 testpositive oder vermutete Covid19-Todesfälle, das sind 15 pro Million Einwohner. Der weißrussische Langzeit-Präsident Alexander Lukashenko nannte Corona eine „Psychose“. Kritiker vermuten indes, er gebe nicht alle Todesfälle bekannt.

Am 4. April kündigte das weißrussische Bildungsministerium eine einwöchige Verlängerung der Frühlingsferien für Schulen an. Am 10. April folgte eine weitere einwöchige Verlängerung. Damit ist man allerdings weiter gegangen als Schweden.

Am 9. April wurde für ausländische und weißrussische Staatsbürger eine obligatorische 14-tägige Selbstisolierungspflicht mit entweder bestätigter COVID-19-Diagnose oder dem Status eines Kontakts der ersten oder zweiten Ebene erlassen. Die Strafen für die Pflichtverletzung umfassen Verwaltungshaft, Geldstrafe und Inhaftierung.

Bisher wurden knapp 300.000 Tests durchgeführt, dabei wurden 26.000 Infizierte festgestellt, von denen knapp 8000 wieder gesund sind.

Zum Vergleich die Sterbefälle pro Million Einwohner in Ländern mit ähnlicher Strategie:

  • Weißrussland 15
  • Japan 5
  • Singapur 4
  • Südkorea 5
  • Schweden 345

Sport und Wirtschaft

Weißrussland ist schon früh aufgefallen, da es das einzige Land in Europa ist, dessen Fußballliga Ende März während der Pandemie wie geplant weiter spielte. In den meisten Ländern der Welt wurde der Sport eingestellt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Laut den Ausführungen von Dmitry Krutoy, dem Ersten stellvertretenden Ministerpräsidenten von Weißrussland, vom 27. April waren externe Darlehen in Höhe von insgesamt 2 bis 2,5 Milliarden US-Dollar geplant, um die weißrussische Wirtschaft zu unterstützen. Laut Krutoy stehen die Unterstützung des Gesundheitssystems und Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im Mittelpunkt der weißrussischen Regierung inmitten der Pandemiekrise. Das ist vergleichsweise relativ wenig.

Jedenfalls haben Weißrussland und alle anderen Länder, die auf einen Lockdown verzichtet haben, einen riesigen Vorteil: Wenn es zu einer zweiten Welle kommt, oder das Virus weiterhin grassiert, verfügen diese Länder über eine wesentlich weiter verbreitete Immunität und damit ein geringeres Risiko für stärkere Ausbreitung.

Österreich: Experten wollten Schutz Gefährdeter statt Lockdown

Paradoxon Japan: wenige Corona Sterbefälle dank sehr alter Bevölkerung

Coronavirus Studie in Heinsberg: höhere Dunkelziffer als bisher angenommen

Image by Muhammad Syafrani from Pixabay

Aktuelle Beiträge