Covid-19 Todesursache Luftverschmutzung – Tempolimits nötig

27. April 2020von 4 Minuten Lesezeit

Die Regionen Europas mit der stärksten Luftverschmutzung sind auch diejenigen, in denen Covid-19 am meisten tödlich endet. Dazu gehören Norditalien, Madrid, Paris, London sowie weitere Regionen in England, aber auch die Niederlande. Gerade Mitte März hat Holland für alle Autobahnen das Tempolimit von 130 auf 100 kmh gesenkt um die massive Luftverschmutzung zu verringern.

Solche Tempolimits wären auch für Österreich, ja ganz Europa dringend nötig um die Gesundheit und das Klima zu schützen. Der Gemeinderat von Langenzersdorf fordert, wenn auch aus Gründen der Reduktion des ebenfalls krankmachenden Lärms, auf der Donauuferbahn A22 eine Reduktion des Tempolimits von 130 auf 80 kmh und weist darauf hin, dass laut Umweltbundesamt dadurch die Emission der lungenschädigenden Stickoxide um 25% und des Feinstaubs um 20% verringert wird.

Verantwortungsvolle Politiker müssen jetzt alles daran setzen in Österreich und ganz Europa die Luftverschmutzung zu verringern. Ein sofort verfügbares Mittel ist die Herabsetzung der Tempolimits auf Autobahnen auf 100 kmh und auf Bundesstraßen auf 80 kmh. Und das wäre auch noch gut fürs Klima, denn auch der CO2 Ausstoß wird dadurch um rund 25% verringert.

Luftverschmutzung erhöht Tödlichkeit des Coronavirus

Laut Yaron Ogen, einem Forscher am Institut für Geowissenschaften der Martin-Luther-Universität in Halle, wurden in einer in der Zeitschrift Science of Total Environment am 20. April veröffentlichen Vorstudie konzentrieren sich 78% der Todesfälle durch Coronaviren in Europa auf die fünf am stärksten verschmutzten Gebiete des europäischen Festlandes.

Ogens Analyse stellt einen Zusammenhang her zwischen der Exposition gegenüber Stickstoffdioxid, einem Schadstoff, der hauptsächlich durch Dieselabgase erzeugt wird, und der Tödlichkeit des Virus in Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien. Die beiden Gebiete mit der höchsten Stickstoffdioxidkonzentration – die Po-Ebene in Norditalien und um Madrid – sind ebenfalls die Gebiete mit der höchsten Anzahl an Covid-19-Opfern.

Verschmutzung schwächt unsere Verteidigung und Immunsystem

Diese Regionen haben besonders giftige Umgebungen, da große Städte mit viel Fahrzeugverkehr wie Mailand, Turin und Madrid von Gebirgszügen umgeben sind, die verhindern, dass sich die Verschmutzung abziehen kann.

Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Stickstoffdioxid sind bereits gut dokumentiert und die statistischen Daten leicht zu finden. Eine längere Exposition gegenüber diesem Schadstoff kann zu Läsionen führen, die denen ähneln, die als Faktoren wie Lungenschäden, Atemprobleme und Herzinsuffizienz bei Covid-19 auftreten.

Die Umweltverschmutzung könnte daher bereits das Atmungssystem geschwächt haben, das dann weniger gut für die Bekämpfung des Virus gerüstet ist. Das könnte erklären, warum Menschen ohne erkennbare Erkrankungen einen kritischen Verlauf bei einer Coronavirus Infektion haben.

Tödlichkeit von Luftverschmutzung mehrfach bestätigt

Zum Zeitpunkt der Sars-Epidemie zwischen 2002 und 2004 hatten chinesische Forscher bereits darauf hingewiesen, dass die am stärksten verschmutzten Städte bei diesem Vorgängers von Covid-19 auch die meisten Todesfälle hatten.

Eine britische Studie, die der von Ogen ähnelt, kam zu dem gleichen Ergebnis. In Großbritannien hat Covid-19 mehr Opfer in Gebieten gefordert, in denen die Feinstaubbelastung am höchsten ist, haben Wissenschaftler der Universität Cambridge herausgefunden, berichtete die britische Tageszeitung The Guardian.

Gleiches gilt für die USA, wo „eine Zunahme von nur 1 μg/m3 von PM2.5 eine Erhöhung der COVID-19 Todesrate um 15% zur Folge hat“, beobachteten Forscher der Harvard University School of Health in Boston in einer Studie veröffentlicht am 7. April.

Auch bei der Grippepandemie 1918/19 hatten Schadstoffe gravierende Auswirkungen. Eine Gruppe um Karen Clay von der Carnegie Mellon University analysierte 2015, welche Auswirkungen die Abgase von Kohlekraftwerken in 183 US-Städten hatten. Das Ergebnis: Selbst wenn man lediglich die Luftverschmutzung in den stärker betroffenen Städten auf einen mittleren Wert reduziert hätte, wären etwa 20 000 Menschen weniger an der Spanischen Grippe gestorben.

Tempolimits für Gesundheit und Klima

Es gibt also mittlerweile handfeste Beweise, dass Dieselabgase und Luftverschmutzung generell die Todesraten und die Schwere der Erkrankungen bei Covid-19 deutlich erhöhen. Wir wissen auch, dass der PKW und LKW Verkehr, Fliegerei und Schifffahrt für den gefährlichen Anstieg des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre verantwortlich sind.

Langfristig muss eine stärkere Umstellung auf öffentlichen Verkehr und Elektromobilität stattfinden. Kurzfristig und unmittelbar wirksam müssen Tempolimits – auch in Deutschland – eingeführt werden. Sinnvoll wäre ein allgemeines Tempolimit von 100 kmh auf Autobahnen und 80 kmh auf Freilandstraßen für PKW, sowie 60 kmh für LKW. Für dichter besiedelte Gebiete sind auch niedrigere Limits sinnvoll, wie etwa die vom Gemeinderat Langenzersdorf für die Donauuferautobahn auch für PKW geforderte Reduktion auf Tempo 80.

Trotz Lockdown durch Coronavirus: CO2 Werte steigen weiter

Studie: geringere Luftverschmutzung reduziert Coronavirus Todesfälle deutlich

Gemeinderat Langenzersdorf fordert Tempo 80 auf A22

Nutzen der E-Autos bei Coronavirus Krankheit Covid-19

Weniger Lärm und gesündere Luft wegen Coronavirus

Luftverschmutzung fördert Erkrankungen mit Coronavirus

6 Kommentare

  1. Mani 28. April 2020 at 9:28

    Satellitenmessungen zeigen natürlich ein anderes Bild als bodennahe Stationen, da es sich dabei um ein Vertikalprofil der Atmosphäre handelt. Außerdem spielt dabei die Wetterlage eine größere Rolle. Beispielsweise kann starker Wind Belastungen verdünnen, weshalb dieser Effekte beim Vergleich zweier Satellitenaufnahmen aus verschiedenen Zeiträume berücksichtigt werden muss.
    Für die Gesundheit ist aber in erster Linie die bodennahe Luftgüte ausschlaggebend. Hier leben und atmen die Menschen schließlich. Die bodennahen Messstationen zeigen jedenfalls keine merkbare Verringerung der NOx-Belastung aufgrund der Verkehrsreduktion. Ein Tempolimit zur Verbesserung der Gesundheit würde somit am Ziel vorbei gehen. Da ist es wohl entscheidender, die Hebel bei anderen Quellen anzusetzen.

    • TKP 28. April 2020 at 9:58

      Die Schädlichkeit der Auto Abgase ist medizinisch zweifelsfrei bewiesen. Auch die Zahl der durch die Betrügereien der deutschen Autoindustrie verursachten Todesfälle ist bekannt. NOx bildet eingeatmet in der Lunge mit Feuchtigkeit Salpetersäure und dass diese das Lungengewebe schädigt, liegt auf der Hand. Und der Schaden entsteht langfristig. Sie riechen die Abgase ja sogar, wenn ein Auto an ihnen vorbei fährt.

  2. Mani 27. April 2020 at 21:00

    Leider ein sehr schlecht recherchierter Artikel. Dass Tempolimits die Feinstaubbelastung (bzw. Stickstoffoxidbelastung) nicht signifikant senken, zeigen Messwerte aus dem gewöhnlich stark betroffenen Raum Graz klar und deutlich. Die Sticksoffoxidwerte der letzten Monate sind trotz des Corona-bedingten, reduzierten Verkehrsaufkommens nicht geringer als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Ein Tempolimit ist daher unsinnig und trägt praktisch nichts zur Reduktion der Luftverschmutzung bei.
    Die Messwerte können hier nachgesehen werden: https://www.umwelt.steiermark.at/luft2/auswertung.php?station1=172&station2=&komponente1=5&station3=&station4=&komponente2=&von_tag=1&von_monat=1&von_jahr=2019&mittelwert=21&bis_tag=27&bis_monat=4&bis_jahr=2020

    • TKP 27. April 2020 at 21:16

      Die Daten von einer einzigen Messstelle können offenbar keine Aussage über die Emissionen von PKW und LKW machen. Die Daten über den Ausstoß von CO2, NOx und Feinstaub stammen vom Umweltbundesamt und sind allgemein anerkannt. Über Österreich seien die Stickoxidwerte teilweise um die Hälfte gesunken. Von diesen Auswirkungen profitieren in erster Linie wiederum die Menschen. Immerhin sind allein in Österreich pro Jahr 4000 bis 6000 frühzeitige Todesfälle auf die Luftbelastung zurückzuführen.

      • Mani 28. April 2020 at 7:49

        Danke für Ihre Ausführungen! Da sämtliche weitere Messstellen im Raum Graz (erreichbar über den Link im Vorpost) ein ähnliches Emissions-Bild liefern, sind die Erkenntnisse des UBA über eine 50%-igen Rückgang nicht nachvollziehbar. Eine markante Steigerung der Stickoxidwerte findet vorallem in den Wintermonaten statt. Das legt zumindest den Schluss nahe, dass vorallem Heizanlagen signifikante Emissionsquellen darstellen.
        Dass die Luftverschmutzung reduziert werden muss, darüber besteht kein Zweifel. Nur sollte man die richtigen Verursacher identifizeren um effektive Maßnahmen treffen zu können. Der Verkehr scheint jedenfalls bei gezeigter Datenlage kein relevanter Player zu sein.

      • TKP 28. April 2020 at 8:00

        Da aber durch die Coronakrise keinen Einfluss auf Heizanlagen hatte – eher im Gegenteil wegen mehr zu Hause bleiben – muss der Rückgang wohl auf das Zurückzuführen sein, was sich massiv geändert hat . Und das ist der Verkehr. Den Ausstoß von NOx kann man am Auspuff messen und daher wissen wir exakt um wieviel die Belastung zurückgeht, durch die drastische Einschränkung des Verkehrs, bzw die Temporeduktion. Die NO2 Konzentration wird übrigens von Satelliten der ESA gemessen und in ganz Europa zeigt sich das gleiche Bild.

Comments are closed.

Aktuelle Beiträge