NÖ Landtag lehnt Lärmschutzmaßnahmen an A22 ab

28. Februar 2020von 3,1 Minuten Lesezeit

Die Bewohner des Bezirks Korneuburg werden immer mehr vom Verkehrslärm vor allem entlang der A22 geplagt. Der Verkehr hat in den vergangenen Jahren immer stärker zugenommen, es werden bereits täglich etwa 90.000 Fahrzeuge gezählt, davon über  6000 LKW, die besonders viel Lärm machen. Betroffen sind insbesondere Langenzersdorf, Bisamberg (das nicht einmal von einer Lärmschutzwand geschützt ist), Korneuburg, Leobendorf, Spillern und Stockerau.

Gegen den zunehmenden Lärm haben sich in den betroffenen Orten einige Bürgerinitiativen gebildet und auch die BürgermeisterInnen und Gemeinden versuchen bei Asfinag, ÖBB, Bezirkshauptmannschaft und Landesregierung Schutzmaßnahmen zu erreichen. Ohne Erfolg.

Keine Unterstützung der Politik und Behörden für lärmgeplagte Bewohner

Die Grünen haben bei der Landtagssitzung vom 27.2.2020 einen Antrag eingebracht betreffend Lärmschutzmaßnahmen entlang der A22 u.a. ein Tempolimit von 80 km/h als Sofortmaßnahme. Keine der anderen Fraktionen (ÖVP, SPÖ, FPÖ und Neos) wollte diesen Antrag unterstützen.

Bisher hat sich niemand auch nur so weit zur Hilfe bereit gefunden um wenigstens für die Einhaltung  der ohnehin viel zu hohen Geschwindigkeit von 130 für PKW und 80 für LKW zu sorgen. Kontrollen des Tempos gibt es nicht. Die Geschwindigkeit wird auf der ganzen Strecke immer wieder massiv überschritten, was stark zur Erhöhung des Lärms beiträgt, da dieser exponentiell mit der Geschwindigkeit zunimmt.

Auf Lärminfo.at finden sich Lärmkarten (siehe oben), die die Situation zwar verharmlosen aber dennoch einen Eindruck geben. Sie verharmlosen deshalb, da für Autobahnen höhere Grenzwerte gelten als die WHO und die EU empfehlen. Die WHO sagt, dass Lärm bei Tag und Abend über 53 dB gesundheitsschädlich ist, bei Nacht ist die Grenze bei 45 dB. Für Autobahnen sind in Österreich aber 60 dB bei Tag und 50 dB bei Nacht erlaubt. Und selbst diese höheren Grenzwerte werden nicht eingehalten.

Keine Messungen, kein Lärmschutz wie bei S1

Die Lärmkarten beruhen nicht auf Messungen, sondern nur auf Rechnungen und sind mittlerweile 3 Jahre alt. Nicht berücksichtigt wird dabei der veränderte Fahrzeugmix. Die Zulassungsstatistik der letzten 3 Jahre zeigt, dass der durchschnittliche Verbrauch bei Neuwagen deutlich angestiegen ist, was auf den vermehrten Verkauf von SUVs zurückzuführen ist. Diese erzeugen mehr Lärm, wegen der größeren Reifen und der höheren Karosserie. Ebenso nicht berücksichtigt wird die Lärmverfrachtung durch Wind und Wetter. Wie Lärm entsteht, habe ich hier erklärt.

Die Bürgerinitiativen und zum Teil auch die Gemeinden fordern besseren Lärmschutz und als Sofortmaßnahme eine deutliche Reduktion des Tempos für PKW auf 80 und LKW auf 60 kmh, wie das auch in Wien auf der A22 gilt. Was möglich und hilfreich ist, kann man sich gut bei der später gebauten S1 ansehen. Von den 7 km zwischen Korneuburg und dem G3 sind 5 km in Tunnels oder in Galerien geführt. Die Geschwindigkeit ist auf 80 oder maximal 100 kmh beschränkt, bei LKW entsprechend weniger. Da die A22 durch dicht besiedeltes Gebiet führt, muss zum Schutz der Bevölkerung etwas ähnliches gemacht werden.

Das Umweltbundesamt hat übrigens errechnet, dass durch Einhaltung der derzeitigen Tempolimits 150.000 Tonnen CO2 eingespart würden und durch eine Reduktion auf Tempo 100 noch weitere 400.000 Tonnen. Tempo 100 gilt übrigens bereits in einigen EU Ländern wie Holland oder Zypern.

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