
Fehlentwicklungen der Smartphone Branche
Kommende Woche findet in Barcelona wieder der Mobile World Congress statt. Einige Hersteller nutzen den Event zur Präsentation ihrer Flaggschiff Smartphones. Technische Innovation ist nicht zu erwarten, es wird nur mehr an der Optik gefeilt, die allerdings bei der Benutzung erhebliche Nachteile bringt – Stichwort Glas und randloses Display.
Seit der Jahreswende 2014/2015 gibt es auf technologischen Gebiet kaum noch Neuerungen, zumindest nur mehr wenig was sinnvoll ist. Am 19. September 2014 präsentierte Apple das iPhone 6, das praktisch bis heute mit dem iPhone 8 mit geringfügigen Modifikationen ein gültiges Konzept und Design darstellt. Samsung stellte am 1. März 2015 sein Galaxy S6 vor, das in der Edge Variante ebenfalls bis heute inklusive des am 25. Februar zu präsentierenden Galaxy S9 (Bild oben) das gültige Konzept ist.
Randloses Display
Aus China kommend hat sich nun auch ein Trend zum randlosen Display verfestigt, gepaart mit einer Glasrückseite. Bei Samsung war das Galaxy S8 das erste derartige Modell, Apple folgte ein halbes Jahr später mit dem iPhone X.
Meine Erfahrungen sowohl mit randlos als auch mit Glas sind schlecht. Die seitlich gebogenen Displays, wie wir sie in den neueren Samsung Flaggschiffen, aber auch bei anderen Herstellern finden, sind in den Randbereichen schlecht lesbar und mühsam bedienbar. Randlosigkeit verschärft die mangelnde Ergonomie noch weiter, das Phone ist schlechter zu halten und man überdeckt sich regelmäßig benötigte Bereiche mit der haltenden Hand.
Da es keinen Platz mehr für die Home Taste samt Fingerprint Sensor gibt, hat man diesen entweder ganz aufgegeben (Apple) oder nach hinten an eine schlecht erreichbare Stelle gerückt (Samsung und andere). Gleichzeitig haben viele Hersteller das Display verlängert von bisher 16:9 auf ein Seitenverhältnis von 18:9 oder gar 19:9. Das Gerät wird dadurch in der Hand kopflastig und sieht nicht mehr gut proportioniert aus. Vorteile in der Benutzung kann ich nicht erkennen.

Galaxy S9 mit randlosem Display, seitlich gebogen und Seitenverhältnis 18,5:9
Teure Reparaturen
Glas hat bekanntlich die Eigenschaft relativ leicht zu brechen, gekrümmtes Glas tut dies noch leichter und bietet vor allem bei Stürzen wesentlich größere und empfindlichere Angriffsflächen. Mit Reparaturkosten von 350 Euro oder mehr wird ein gebrochenes Display praktisch zum Totalschaden. Und das passiert leicht. Wenn auch noch an der Rückseite das Glas kaputt ist, lohnt sich eine Reparatur gegenüber einem Neukauf kaum noch.
Metallgehäuse, wie wir sie bei den iPhone Generationen 6 bis 8 finden, oder beim Huawei P10 oder bei den neuen Nokia 5, 6 und 8 Smartphones werden zwar auch durch Sturz beschädigt aber nur sehr selten so, dass eine Reparatur nötig ist. Flach abschließende Displays können auch brechen, die Wahrscheinlichkeit ist aber erheblich geringer. Und Ränder helfen beim sicheren Halten und bei der Bedienung.
Viele verwenden daher eher weniger hübsche Hüllen um ihr empfindliches Gerät zu schützen und sich damit auch einen Rand um das randlose Display zu besorgen. Wozu also dann Glas und randloses Display?
Marketing statt Innovation
Seit dem Jahreswechsel 2014/2015 gibt es technologischen Fortschritt praktisch nur mehr bei der Kamera. Um aber Neues bieten zu können und Kunden zum Kauf zu animieren experimentieren die Hersteller mit randlosem Display, Glas, veränderten Seitenverhältnis und ähnlichem herum – Änderung um der Änderung willen.
Die Gesichtserkennung oder der Iris-Scan funktionieren nicht annähernd so gut wie der Fingerabdruck Sensor. Apple hat dafür mit FaceID wieder einen eigenen Namen, was die Methode aber weder sicherer noch benutzerfreundlicher macht. Bi Umfragen in Medien sprechen sich daher mehr als zwei Drittel der Nutzer für den Fingerprint Sensor in der Home Taste aus.

Galaxy S9: Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Display bei einem Sturz bricht ist erheblich größer als bei einem flachen Display