Frauen und Digitalisierung: Ausbildung und IKT-Jobs

18. September 2017von 4,4 Minuten Lesezeit

Frauen sind in Österreich unterrepräsentiert in technischen Berufen. Die Frage ist, ob das biologisch oder gesellschaftlich bedingt ist. Im letzteren Fall, den ich für nachweislich gegeben halte, ist die Politik gefordert. Und dafür möchte ich mich als Kandidat auf der Liste Pilz einsetzen.

Kürzlich gab es eine heftige Kontroverse über die Förderung von Frauen bei Google. Der mittlerweile gefeuerte Mitarbeiter James Damore behauptete, dass die biologischen Differenzen auch zu unterschiedlichen Fähigkeiten in der Berufsausübungen führten und die Förderung von Frauen eingestellt werden sollte, weil sie die Männer diskriminiert. Es folgten recht heftige Auseinandersetzungen in den klassischen Medien als auch in den sozialen Medien. Den „white suprematists“ zuzuordnende Quellen machten sich für Damore stark.

In der wissenschaftlichen Literatur, vor allem in der Psychologie, finden sich die unterschiedlichsten Studien, die gleichzeitig den einen als auch den anderen Standpunkt belegen, wie etwa diese. Aber sie behandelt nur einen ganz schmalen Ausschnitt von räumlichen Vorstellungsvermögen und sagt nichts über mathematische Fähigkeiten generell aus. Und selbst bei dieser Aussage kann nicht auf biologische Unterschiede geschlossen werden, es kann sich genauso gut um gesellschaftliche Einflüsse oder um Erziehung und Ausbildung handeln.

Man kann aber auch noch anders an die Frage herangehen, indem man sich ansieht, ob unterschiedliche politische Systeme mehr oder weniger Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen hervorgebracht haben. Dazu gibt es eine Reihe interessanter Aussagen von Frauen aus diesem Bereich in dem Buch „Frauen im Netzwerk der IKT“ von der Wiener SPÖ Gemeinderätin Barbara Novak und der Unternehmensberaterin Karoline Simonitsch.

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Monika Kircher, bis 2013 Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies, ortet gesellschaftliche und religiöse Wurzeln: „Zum einen glaube ich, liegt das an der Tradition Österreichs und unserem Gesellschaftsbild, das von der Kirche und dem Nationalsozialismus geprägt wurde und daher wollen Frauen nicht als Antifamilienmenschen in der Öffentlichkeit stehen, wenn sie Karriere machen. Zum anderen denke ich, je stärker industrialisiert eine eine Zivilisation ist, um so weniger attraktiv wird der Ingenieurberuf für Frauen. Das ist vor allem im osteuropäischen Raum eine große Gefahr, wo klar erkennbar ist, dass im Moment jene Frauen, die zum Beispiel in der Politik Spitzenfunktionen innehaben, eine technische Ausbildung mitbringen.“

Das ist allerdings nicht nur im osteuropäischen Raum so, denn auch Angela Merkel hat ihre Physik Ausbildung in der DDR erhalten und das politische Amt in der Bundesrepublik Deutschland.

Kircher gibt uns also einen ersten interessanten Hinweis auf die ehemaligen sozialistischen Staaten. Maria Zesch, Mitglied der Geschäftsleitung von T-Mobile, hat in diesen Ländern jahrelange Erfahrungen gesammelt und führt diesen Hinweis weiter. Sie war unter anderem Geschäftsführerin in Kroatien: „Ich hatte sehr viele Mitarbeiterinnen mit einer technischen Ausbildung. Im östlichen und südöstlichen Europa ist das auf den ehemaligen Kommunismus zurückzuführen. Die Frauen haben keine Scheu vor technischen Ausbildungen und sind im gleichen Ausmaß in technischen Unternehmen tätig wie Männer.“

Wir haben hier also bereits einen sehr klaren Hinweis auf gesellschaftlichen Einfluss und wohl auch ganz massiv auf den Einfluss der Organisation und der Inhalte im Bildungswesen. Die Akzeptanz und flächendeckende Verfügbarkeit von Kinderkrippen und Kindergärten, mag aber eine  auch nicht ganz unwesentliche Rolle spielen. Und glaubt man Berichten aus China, so sind auch dort Mädchen und Frauen gleichauf mit den Burschen und Männern. Und wie ein interessantes Buch zeigt, sind die Kinder in China generell besser in Mathematik, als die in den USA.

Gehen wir von T-Mobile zu A1. Vorstand Margarete Schramböck, früher Geschäftsführerin von nextiraOne und Dimension Data, berichtet: „Wenn wir nach Indien blicken, dann sind dort … sehr viele Frauen in IT Positionen, als Programmiererinnen, als Entwicklerinnen und als Projektleiterinnen.“

Auch Meral Akin-Hecke, Vorstand von Digitalks weiß aus einem anderen Land zu berichten: „… sind bei den Studienabgängern in den technischen Studien in der Türkei genauso viele Frauen wie Männer und es fangen auch viele Frauen in technischen Bereichen zu arbeiten an.“

Wir sehen, also dass es Länder und gesellschaftliche Bedingungen gibt, wo die biologischen Unterschiede Frauen nicht an der Absolvierung technischer oder naturwissenschaftlicher Studien und Tätigkeiten hindern. Die Frage, ob es biologische Unterschiede zwischen diesen und den Frauen bei uns gibt, verneine ich  einfach geradewegs, ohne jetzt dafür wissenschaftliche Beweise zu suchen.

Die Frage ist, was man gegen das bei uns herrschende Ungleichheit tun kann und soll. Ich denke, und ich vertrete das auch als Kandidat der Liste Pilz, dass es ein Bündel von Maßnahmen braucht. Dazu gehört zunächst, dass der Informatik Unterricht ausgeweitet wird und das schon ab der Volksschule.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Aufwertung der Lehrerinnen und Lehrer, sowie eine deutlich verbesserte pädagogische Ausbildung. Meine beiden Töchter hatten immer wieder Probleme in Mathematik, was aber eindeutig auf teils schlecht, teils grottenschlecht ausgebildete Lehrer und Lehrerinnen zurückzuführen war. Dieser Bereich der Ausbildung muss massiv aufgewertet und finanziell besser dotiert werden.

Weiter  greifen hier natürlich alle anderen Maßnahmen, die Frauen im Beruf benötigen wie etwa Männerkarenz, Kinderkrippen, Kindergärten und ähnliches.

Disclaimer: Peter F. Mayer kandidiert auf der Liste Pilz Niederösterreich, sowie im Wahlkreis 3a Weinviertel und bittet um Ihre Stimme.

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